Haftrichter im Vergewaltigungsfall ist derselbe wie bei den Kegelbrüdern
Antoni Rotger muss turnusgemäß über die Untersuchungshaft von sechs Urlaubern entscheiden, denen eine Gruppenvergewaltigung vorgeworfen wird
Déjà-vu vor Gericht auf Mallorca: Gut ein Jahr nach dem aufsehenerregenden Fall der Kegelbrüder muss sich Ermittlungsrichter Antoni Rotger an diesem Samstag (15.7.) erneut mit einer Gruppe deutscher Urlauber beschäftigen, denen schwere Straftaten vorgeworfen werden.
Der Jurist steht in Palma dem Juzgado de instrucción no. 8 vor, dem Ermittlungsgericht Nr. 8., und ist turnusgemäß dafür zuständig, über eine etwaige Einweisung in die Untersuchungshaft der Urlauber aus Deutschland zu entscheiden, denen eine Gruppenvergewaltigung an der Playa de Palma vorgeworfen wird. Die jungen Männer sollen Rotger im Laufe des Samstags vorgeführt werden.
Im Fall der Kegelbrüder - 13 jungen deutschen Männern, die der schweren Brandstiftung beschuldigt worden waren - hatte Rotger im Mai 2022 auf Untersuchungshaft ohne Kaution entschieden. Obwohl sich sehr bald herausstellte, dass die Inhaftierten unschuldig sein könnten, blieb er wochenlang bei seiner Entscheidung.
Bei den Kegelbrüdern nutzten die Anwälte den Urlaub des Haftrichters
Deutsche Massenmedien präsentierten ihn deswegen als eine Art "Richter Gnadenlos". In Palmas Gerichtskreisen gilt er hingegen als ein seriös, durchaus bedächtiger Jurist. Den Anwälten der Kegelbrüder gelang es erst nach knapp zwei Monaten, die verbliebenen Beschuldigten aus der U-Haft zu befreien - sie nutzten dafür das Zeitfenster, in dem Rotger Urlaub machte.
In Härtefällen kann die Untersuchungshaft in Spanien Jahre andauern - es gibt dafür eine Reihe von Kriterien. Bei der Beurteilung der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung könnten noch zwei weitere Aspekte eine Rolle spielen: Der Fall weist Parallelen zu einer anderen Gruppenvergewaltigung auf, über die Spanien jahrelang diskutierte, und deren juristische Aufarbeitung letztlich in einem neuen, höchst umstrittenenen Sexualstrafrecht mündete. Hinzu kommt, dass Mallorca in vieler Hinsicht die Exzesse in den Partyzonen leid ist - mutmaßliche Straftäter haben kaum Milde zu erwarten.
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