Mutmaßliche Gruppenvergewaltigung auf Mallorca: Welche Rolle spielte Zimmer 4107?

 Zeugin: Die Beschuldigten waren „laut, verhaltensauffällig, aber supernett“. Neue Erkenntnisse im Fall der mutmaßlichen Vergewaltigung an der Playa de Palma

Die von den deutschen Urlaubern, die einer Vergewaltigung beschuldigt werden, bewohnten Zimmer.

Die von den deutschen Urlaubern, die einer Vergewaltigung beschuldigt werden, bewohnten Zimmer. / Privat

Ingo Wohlfeil

Ingo Wohlfeil

Die fünf deutschen Urlauber, die auf Mallorca der Vergewaltigung einer 18-Jährigen beschuldigt werden, hatten in ihrem Hotel an der Playa de Palma schon zuvor etliche Partys gefeiert. Das geht aus dem Bericht einer Zeugin hervor, die in einem der Zimmer nebenan wohnte. Die Beschuldigten seien "laut, verhaltensauffällig, aber auch supernett gewesen", sagt sie der MZ.

Die Männer, die derzeit in Untersuchungshaft sind, wohnten in dem Hotel nicht, wie bisher gemeldet, in den Zimmern 322 und 323, sondern in dem Zimmer 323 und dem Apartment 4107. In diesem Apartment außerhalb des Haupthauses waren drei der ursprünglich sechs Festgenommenen untergebracht. Zwei weitere wohnten im Zimmer 323, ein sechster - derjenige, der zunächst einvernehmlichen Sex mit der Frau gehabt haben soll - übernachtete in einem anderen Hotel.

Die Party im Nebenzimmer begann schon am Tag der Anreise

Jetzt meldete sich eine Zeugin bei der MZ, die unmittelbar neben dem Apartment der deutschen Urlauber wohnte. Petra (52) reiste zwei Tage vor den Partyurlaubern an, nahm mit ihren Töchtern (14 und 16) das Zimmer 4108. Ab Sonntag, den 9. Juli, wurde es dann sehr laut in der Hotelanlage, zumindest in der Umgebung von Petra. Das war der Tag, an dem die sechs Verdächtigen ihren Urlaub antraten. Nach Angaben der IT-Spezialistin aus Düsseldorf wurde von da an auf Zimmer 4107 kräftig gefeiert.

So sollen mindestens fünf Jungs mit zwei Mädchen am Montagmorgen um kurz nach 6 Uhr in den Wellness-Pool gesprungen sein, um dort zu feiern. „Das Hotel ist sehr hellhörig, also wurde ich durch die Poolparty wach. Als einer der jungen Deutschen in sein Zimmer zurückging, habe ich ihn abgepasst und gebeten, die Party zu beenden. Und er hat supernett und sehr höflich reagiert, sich entschuldigt und danach tatsächlich den Rest überzeugt, die Feier zu beenden. Das hat geklappt", so die Zeugin.

Auf dem Hotelbalkon in Zimmer 4107.

Auf dem Hotelbalkon in Zimmer 4107. / Privat

Hotelmitarbeiter drohten mit Rauswurf

Zumindest kurzfristig. Tagsüber hing das Schild „Do not disturb“ vor Zimmer 4107, doch schon am nächsten Abend warfen die Jungs die Partymaschine wieder an. „Ich bin dann an die Rezeption und habe mich beschwert. Daraufhin drohte ein Hotelmitarbeiter den Bewohnern des Zimmers 4107 mit Rauswurf. Dann wurde es etwas ruhiger."

Auch in der Tatnacht wurde Petra Zeugin der Situation. „Die haben bis circa 1.30 Uhr auf ihrem Balkon in 4107 gefeiert. Und dann sind sie alle weg. Ich dachte ja, die gehen in den Bierkönig oder so, stattdessen sind sie wohl alle zu ihren Freunden in 323 gegangen", sagt sie.

Plötzlich stand da ganz viel Polizei

Knapp drei Stunden dauerte die Nachtruhe von Petra, dann wurde sie durch lautes Spanisch vor ihrer Tür geweckt. „Da war jede Menge Polizei“, erinnert sich die 52-Jährige. Als sie auf den Gang trat, wurde sie sofort von einer Polizistin aufgefordert, zurück ins Zimmer zu gehen. Petra hörte durch die dünnen Wände auch die Stimme von einem der Männer aus 4107. Der gab sich vollkommen perplex und überrascht. Sie hörte, wie der junge Mann erklärte, woher er angereist sei. Düsseldorf. Wie Petra. Dann wurde er abgeführt, das Zimmer versiegelt. 

Von der Tatortbegehung am Freitag darauf bekam Petra nichts mit. „Da war ich am Strand.“ Mittlerweile ist die IT-Spezialistin zurück in Düsseldorf, doch der Fall gehe ihr nicht mehr aus dem Kopf. Besonders, dass da nun der Vorwurf der Vergewaltigung im Raum steht. „Die waren zwar wild am Feiern, aber da waren auch immer Mädels dabei. Und in der Poolnacht habe ich auch keinerlei weibliche Stimmen gehört, die sich über die Jungs beschwert hätten.“

Die fünf Beschuldigten befinden sich derzeit in Untersuchungshaft im Gefängnis von Palma. Mittlerweile hat sich auch die deutsche Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

In vorherigen Meldungen war bei dem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer von einer 20-Jährigen die Rede. Richtig ist: Es handelt sich um eine 18-Jährige.