Tod auf der Autobahnzufahrt: So kam die Polizei auf Mallorca den Mördern des 20-jährigen Deutschen auf die Spur

Beamte überprüften rund 100.000 weiße Lieferwagen. Zwei Spanier sollen die mutmaßlichen Mörder sein

Deutscher Autobahntoter wurde wohl aus fahrendem Auto gestoßen: Nationalpolizei nimmt drei Verdächtige fest

Deutscher Autobahntoter wurde wohl aus fahrendem Auto gestoßen: Nationalpolizei nimmt drei Verdächtige fest / Nationalpolizei

Die spanische Nationalpolizei hat auf Mallorca am Freitagmittag (27.10.) Details zu dem mutmaßlichen Mord an einem 20-jährigen Deutschen auf einer Autobahnauffahrt an der Playa de Palma im Oktober 2022 bekannt gegeben. Verantwortlich für den Tod von Tim V. sollen zwei Spanier im Alter von 36 und 44 Jahren sein. Um ihnen auf die Spur zu kommen, hätten die Beamten rund 100.000 weiße Lieferwagen überprüft, hieß es auf einer Pressekonferenz in Palma.

Der deutsche Urlauber war gegen 22.30 Uhr am 8. Oktober auf einer Autobahnauffahrt an der Playa de Palma von einem Renault Clio überfahren worden, dessen Fahrerin den Mann zu spät sah, um bremsen zu können. Zunächst deutete einiges auf den Leichtsinn eines Betrunkenen hin, der sich auf die Fahrbahn gelegt hatte.

Ein Zeuge sah, wie Tim V. aus dem Lieferwagen gestoßen wurde

Wie die Polizei nun bekannt gab, hatte jedoch ein Zeuge gesehen, wie der womöglich schon bewusstlose 20-Jährige aus einem fahrenden weißen Lieferwagen gestoßen wurde. Das Kennzeichen und das Modell des Wagens hatte der Mann nicht erkennen können. Als er in der Presse von dem angeblichen Unfall erfuhr, meldete er sich bei der Polizei.

Im Laufe der über einjährigen Ermittlungen recherchierte die Polizei spanienweit die Kennzeichen von etwa 100.000 weißen Lieferwagen und glich sie dann mit den rund zehn Millionen vorliegenden Aufnahmen von Fahrzeugen ab, die auf Mallorca unterwegs waren.

Letztlich stießen sie so auf das mutmaßliche Tatfahrzeug: ein Tage nach dem Vorfall umgestalteter Firmenwagen. Von dort führte die Spur dann zu den beiden Beschuldigten. Einen von ihnen nahmen die Beamten in der Provinz Málaga auf dem Festland fest, einen weiteren in Palma.

Der Fahrer des Firmenwagens kam wieder frei

Ein dritter, ebenfalls in Málaga Festgenommener, der für den Firmenwagen zu diesem Zeitpunkt verantwortliche Fahrer, kam wieder frei, weil er mit der Tat nichts zu tun gehabt haben soll. Es stellte sich heraus, dass die beiden anderen Männer den Lieferwagen ohne Erlaubnis genommen hatten.

So haben wir den Fall gelöst: Ángel Ruiz, Chef der Mordkommission auf Mallorca, zu den Ermittlungen im Fall Tim V.

Patrick Schirmer Sastre

Tim V. war an jenem Abend an der Playa de Palma unterwegs und hatte dort wohl auch Alkohol konsumiert. Ob er freiwillig in den Lieferwagen einstieg, wo die Männer ihn offenbar ausrauben wollten, oder ob er hineingezerrt wurde, ist ebenso unklar wie was genau in dem Wagen geschah. Die Polizei geht davon aus, dass Tim V. wahrscheinlich bereits bewusstlos war, als er auf die Autobahnzufahrt gestoßen wurde.

Bezüglich der mutmaßlichen Täter hielt sich die Polizei bei der Pressekonferenz bedeckt. Es habe nach den Festnahmen bereits Aussagen gegeben, über den Inhalt konnte sich die Polizei nicht äußern. Beide Männer seien polizeibekannt. Einer von ihnen sei schon mit gewalttätigen Straftaten aufgefallen. "Allerdings keines in dieser Heftigkeit", so der Chef der Mordkommission, Ángel Ruiz.