So soll Palma de Mallorca im Jahr 2040 aussehen

Die Linksregierung hat den neuen Raumordnungsplan verabschiedet. Zumindest zum Teil. Mehr Grün, kürzere Wege, sozialer Wohnungsbau – der Paradigmenwechsel wurde noch schnell vor

den Wahlen eingeleitet

Fragmentierte Landschaft im Norden von Palma: Die Siedlungs- und Gewerbegebiete sollen in Zukunft besser verbunden sein.  | GRAFIK: AJUNTAMENT

Fragmentierte Landschaft im Norden von Palma: Die Siedlungs- und Gewerbegebiete sollen in Zukunft besser verbunden sein. | GRAFIK: AJUNTAMENT / Josep Capó, Frank Feldmeier

Josep Capó

Mehr Grün, kürzere Wege, mehr Sozialwohnungen: Nach mehrjähriger Vorbereitung und einer zuletzt mehr als einjährigen Debatte des Entwurfs hat Palmas Stadtrat Ende vergangener Woche seinen neuen Raumordnungsplan verabschiedet. Zumindest zum Teil. Die Parteien der regierenden Linkskoalition im Rathaus stimmten für ein Rahmengesetz des Raumordnungsplans, während der Teil mit den detaillierten Regelungen im Herbst folgen soll. Auf diese Weise könnten Planungen für neue Baugebiete bereits beginnen, argumentierte Baudezernentin Neus Truyol. Die Oppositionsparteien dagegen kritisierten eine drohende Rechtsunsicherheit und stimmten durch die Bank mit Nein.

510.000 Einwohner bis 2040

Der neue Raumordnungsplan legt die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Balearen-Hauptstadt in den kommenden 20 Jahren fest und leitet einen Paradigmenwechsel ein. Zwar darf Palma weiter wachsen – beschrieben wird ein Szenario von bis zu 510.000 Einwohnern im Jahr 2040 im Gegensatz zu derzeit gut 450.000 Einwohnern –, doch sich dabei nicht weiter ausbreiten. Geplant ist vielmehr eine „Verdichtung“ durch Neubaugebiete zwischen bestehenden Siedlungen, kleinere Wohneinheiten sowie auch die Nutzung bestehender Bebauung – ein Palma der kurzen Wege statt der Urbanisationen auf der grünen Wiese.

Zu diesem Zweck wird Bauerwartungsland einkassiert – so der Fall beispielsweise in den Gebieten Son Gual, Puntiró oder Gènova. Im Vergleich zum bislang gültigen Raumordnungsplan aus dem Jahr 1998 schrumpft die dafür vorgesehene Gesamtfläche von 495 auf 281 Hektar. Und im Vergleich zum ersten Entwurf, der Anfang vergangenen Jahres öffentlich ausgelegt wurde, fällt auch Bauerwartungsland in Son Sardina und sa Indioteria Sur weg und neues Bauland in Son Cladera Nord, Son Cladera Sud, Son Puigdorfila und Son Pardo kleiner aus. Andererseits ist in den Neubaugebieten eine Wohnungsdichte von 75 statt bislang fünf pro Hektar vorgesehen.

Raum für Landwirtschaft

Die unter Schutz gestellte Fläche im Stadtgebiet erhöht sich auf 2.205 Hektar. Eine Sonderrolle beim Landschaftsschutz spielt zudem die neue Rechtsfigur des Parc Agrari. Das sind Gebiete im Umland, die früher eine zentrale Rolle für den Ackerbau gespielt haben und auf denen nun die Landwirtschaft gefördert werden soll. Rund 3.600 Hektar entfallen auf den Norden von Palma (s'Horta de Dalt), weitere knapp 5.580 Hektar auf den Pla de Sant Jordi, das Hinterland der Playa de Palma.

Neu gebaut werden darf vor allem dann, wenn dabei auch Sozialwohnungen geplant sind – eine Initiative gegen die Wohnungsnot. Vorgesehen davon sind insgesamt knapp 10.000, mehr als ein Drittel der neuen Wohneinheiten, die laut dem Plan entstehen sollen. Zum Vergleich: Bislang gibt es rund 1.500 Sozialwohnungen im Stadtgebiet. Neu ist auch deren Differenzierung. Neben konventionellen Sozialwohnungen sind auch kooperative Modelle genannt sowie Wohnraum speziell für junge Erwachsene, Senioren oder Betroffene von Zwangsräumungen.

Bürgerachsen, weniger Autos

Deutlich zulegen sollen zudem die Grünflächen im Stadtgebiet: um insgesamt 44 Prozent auf knapp 5,2 Millionen Quadratmeter. Eine wichtige Rolle spielen dabei die ejes cívicos und die ejes verdes, wörtlich „Bürgerachsen“ und „grüne Achsen“ – verkehrsberuhigte und grüne Korridore, die nicht nur die einzelnen Viertel miteinander verbinden, sondern auch den Stadtkern mit den Siedlungen im Umland, die zum Stadtbezirk gehören. Die bislang sechs bestehenden Achsen sollen zu einem ganzen Netz erweitert werden.

Mit das aufsehenerregendste Vorhaben ist dabei sicherlich die geplante Verlegung von einem Teilstück der Ringautobahn unter die Erde. Über dem geplanten Tunnel zwischen dem Kreisel Can Blau nahe dem Möbelhaus Ikea und dem Sportkomplex Germans Escalas soll ein Grünstreifen entstehen, der die bislang von der Schnellstraße durchschnittenen Viertel Son Güell und Rafal einerseits sowie Son Gotleu und La Soledat andererseits wieder miteinander verbindet.

Mehr natürliche Umgebung soll es speziell an den Ufern der Sturzbäche geben. Der Raumordnungsplan legt die Voraussetzungen dafür fest, dass Bereiche renaturiert werden können. Und angesichts des Klimawandels ist auch von der Zurückgewinnung der Dünenlandschaft am Stadtstrand Can Pere Antoni die Rede, zulasten der derzeit breiten Fahrbahn des Paseo Marítimo.

In Sachen Autoverkehr will Palma ähnlich verfahren, wie es bereits die Linksregierung in Barcelona umsetzt. Ein Stichwort dafür lautet superislas – Wohngebiete, die nicht durch Verkehrsstraßen zerschnitten werden, sondern mehrere, verkehrsberuhigte Blocks vereinen. Ein anderes Stichwort ist die ciutat dels 15 minuts, die „15-Minuten-Stadt“ – kein Bürger soll länger als eine Viertelstunde zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren müssen, um jeden Ort seines Alltags zu erreichen. Autofahrer aus dem Umland sollen ihr Fahrzeug auf Pendler-Parkplätzen nahe der Ringautobahn abstellen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ins Zentrum weiterfahren.

Was genau davon letztendlich umgesetzt wird, liegt in den Händen der jeweiligen Regierung in Palmas Rathaus. Denn der Raumordnungsplan legt nur die Rahmenbedingungen fest. Mit der Verabschiedung des Rahmengesetzes des PGOU wollte die Linksregierung vor den Kommunalwahlen am 28. Mai offenbar zumindest die Marschrichtung klarmachen. Was im Fall eines Regierungswechsels mit dem Detailplan passieren könnte, ist unklar. Die oppositionelle Volkspartei hatte während der Sitzung gleich drei Mal beantragt, die Abstimmung zu vertagen – ohne Erfolg.

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