Entrevista | Juan Antonio Amengual Bürgermeister von Calvià

Neuer Bürgermeister von Calvià auf Mallorca: Jetzt regiert ein Tourismusexperte

Der neue Bürgermeister von Calvià, Juan Antonio Amengual, über ganzjährigen Tourismus, Steuersenkungen und die Weiterführung der Projekte seines Vorgängers

Hat bereits als Geschäftsführer in großen Hotels gearbeitet: der neue Bürgermeister von Calvià, Juan Antonio Amengual.

Hat bereits als Geschäftsführer in großen Hotels gearbeitet: der neue Bürgermeister von Calvià, Juan Antonio Amengual. / | FOTO: JUAN LUIS IGLESIAS

Iñaki Moure

Eine hauchdünne Mehrheit – gemeinsam mit der rechtspopulistischen Partei Vox – hat Juan Antonio Amengual von der konservativen Volkspartei PP genügt, um neuer Bürgermeister von Calvià zu werden. Der bisherige Amtsinhaber Alfonso Rodríguez mit seinen Sozialisten kam auf zwölf Sitze im Gemeinderat, die PP und Vox gemeinsam auf 13 Sitze.

Sie haben sich innerhalb weniger Monate von einem auf der politischen Bühne gänzlich Unbekannten zum Bürgermeister der zweitgrößten Gemeinde der Balearen mit einem Etat von 100 Millionen Euro gemausert. Das ist ja schon fast Stoff für eine Netflix-Serie.

Entschuldigung, aber so überraschend war das nun auch nicht. Wir haben acht Monate harte Arbeit hinter uns, sind die gesamte Gemeinde abgelaufen. Und wir haben auf der Straße die von den Regierungen von Francina Armengol und Alfonso Rodríguez enttäuschten Menschen gesehen. Wir haben ihre Klagen aufgenommen, um ihnen mithilfe unseres Wahlprogramms Lösungen anzubieten.

Sie haben sich Ihr gesamtes Berufsleben dem Tourismus gewidmet, im Unterschied zu den bisherigen Bürgermeistern. Wie kann Ihre Erfahrung daraus im politischen Alltag helfen?

Ich habe als Geschäftsführer in Hotels mit großen Etats gearbeitet. Da geht es darum zu analysieren, zu planen und zu gewährleisten, dass die Rädchen ineinandergreifen. Als Erstes haben wir alle Abteilungen des Rathauses besucht, sie begrüßt und ihnen Vertrauen mit auf den Weg gegeben. Wir wollen für alle Bürgerinnen und Bürger von Calvià arbeiten.

Auch Sie sprechen von einem Calvià, das ganzjährig geöffnet ist. Das haben bereits die bisherigen Bürgermeister versprochen.

Der Unterschied zu den früheren Rathauschefs ist, dass ich mich als Tourismusexperte bezeichnen würde. Wir können das schaffen. Ich habe mit vielen Branchenvertretern gesprochen, alle sind begeistert von dem Projekt, dass in Calvià das ganze Jahr über etwas los ist und die Menschen das ganze Jahr über Arbeit haben. Es ist mir klar, dass das nicht einfach wird, aber wir werden versuchen, dass die Strände das ganze Jahr über bewirtschaftet und gesäubert werden. Die Strände sind unsere Parks, die Leute sollen sie genießen.

Sie wollen Steuern und Gebühren senken. Welche und wie soll das gehen?

Wir haben festgestellt, dass es viele Gebühren gibt, die nicht mehr zeitgemäß sind und die man senken oder ganz abschaffen kann. Die wichtigste Maßnahme wird die Senkung der Grundsteuer IBI sein, die wir um bis zu zehn Prozent reduzieren wollen. Wir müssen schauen, wie wir die Steuer nach und nach senken, weil wir die finanzielle Situation erst einmal überprüfen müssen.

Eine Senkung der Grundsteuer würde vor allem die Besitzer großer Häuser begünstigen.

Wir werden für alle regieren, es ist eine Entscheidung für alle Einwohner. Wir wollen niemanden ausschließen.

Wenn Sie weniger Steuern einnehmen, muss woanders gekürzt werden. Wo wäre das?

Nein, es muss nirgends gekürzt werden. Es geht darum, die Ausgaben zu optimieren. Dafür gibt es auf jeden Fall Spielraum. Wir sind nicht angetreten, um Ausgaben zu beschneiden. Die Idee ist, dass wir keine Fische an die Leute austeilen, sondern ihnen mit einer Angel helfen. Wir müssen den Menschen helfen, nicht von der Verwaltung abhängig zu sein. Denjenigen, denen es wirklich schlecht geht, muss natürlich geholfen werden.

Werden Sie die von den Sozialisten begonnenen, aber noch nicht beendeten Projekte weiterführen? Etwa die Erneuerung der Strandpromenade von Magaluf?

Ohne Zweifel werden wir die fertigstellen. Wir sind für Verbesserungen in Tourismusgebieten, die in die Jahre gekommen sind.

Und die Renovierung des Bulevar in Peguera?

Das ist der gleiche Fall wie in Magaluf.

Die Erneuerung der Avinguda Jaume I in Santa Ponça?

Auch. Und auch das neue Zentrum für Berufsausbildung. Das werden wir zu hundert Prozent unterstützen.

Die Enteignung der Festung Fortí in Illetes, um einen großen öffentlichen Park zu schaffen mit einem möglichen Besucherzentrum zum Thema Vergangenheitsbewältigung?

Ich kenne das Gebiet. Das müssen wir prüfen und die beste Entscheidung treffen. Enteignungen sind sehr teuer.

Sie scheinen ein gutes Feeling mit Ihren Partnern von Vox in der Gemeinderegierung zu haben. Sehen Sie gerade nur das Positive?

Wir haben eine Basis absoluten Vertrauens. Es gibt eine gute Kommunikation, niemand stellt sich über den anderen.

Vox hat die Abteilung Gleichberechtigung übernommen, obwohl die Partei es ablehnt, beispielsweise von männlicher Gewalt gegen ihre Partnerinnen zu sprechen.

Vox hat zwar diese Abteilung übernommen, aber da wird sehr genau geschaut, was man machen kann. Die Partei wird keine großen Änderungen in die Wege leiten, ich glaube nicht, dass es da Probleme gibt.

Wie wollen Sie bezahlbaren Wohnraum für die Bürger schaffen?

Wir setzen auf Wohnungsbau, der preislich gedeckelt ist, um der Spekulation Einhalt zu gebieten. Aber wir wollen auch nicht nur Sozialwohnungen, sondern ein Angebot für jeden Geldbeutel. Außerdem wollen wir das Modell Miete mit Kaufoption fördern.

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