Neue Bürgermeisterin von Deutschen-Hotspot Llucmajor auf Mallorca: "Einlasskontrollen am Strand haben sich bewährt"

Die neue Bürgermeisterin von Llucmajor will Exzesse an der Playa de Palma durch Prävention verhindern. Was Xisca Lascolas sonst noch für die Gemeinde plant

Xisca Lascolas ist seit Juni Bürgermeisterin von Llucmajor.  | FOTO: NELE BENDGENS

Xisca Lascolas ist seit Juni Bürgermeisterin von Llucmajor. | FOTO: NELE BENDGENS / JOHANNES KRAYER

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Xisca Lascolas von der konservativen Volkspartei (PP) ist die erste Frau auf dem Bürgermeisterposten in der Gemeinde Llucmajor. Die 37-Jährige engagiert sich bereits seit zwölf Jahren in der Kommunalpolitik und arbeitete in der vergangenen Legislaturperiode als rechte Hand von Bürgermeister Eric Jareño. Dieser zog sich aus persönlichen Gründen aus der Politik zurück, Lascolas wurde zu seiner Nachfolgerin gewählt und will die Politik von Jareño fortsetzen, wie sie sagt. Die Konservative regiert in einer Koalition mit der rechtsextremen Partei Vox und der Ortspartei ASI.

Der Sommer neigt sich dem Ende entgegen. Wird es langsam ruhiger in Arenal, dem Teil der Playa de Palma, der zu Llucmajor gehört?

Der Tourismus in unserer Gemeinde ist nicht mit dem an der restlichen Playa de Palma zu vergleichen. Es stimmt schon, dass es im Juli, wenn die Schulabschlussfahrten stattfinden, mehr Exzesse wie etwa Saufgelage gibt. Aber unsere Einlasskontrollen am Strand haben sich bewährt, sodass die Lage weitgehend unter Kontrolle blieb. Uns kommt auch zugute, dass es am Strandabschnitt, der zu Llucmajor gehört, keine Discos oder ähnliche Lokale gibt.

Die Anwohner nahe dem Club Náutico in Arenal haben sich dennoch unter anderem über die Aggressivität einiger Urlauber beklagt. Warum müssen wir angesichts von Benimmregeln oder des Anti-Exzess-Dekrets immer noch über diese Themen reden?

Wir haben weiterhin das Problem des sehr verbreiteten Strandverkaufs von Alkohol. Die Supermärkte dürfen zwar aufgrund der Vorschriften nur tagsüber Alkohol verkaufen. Aber dann decken sich viele Urlauber eben tagsüber ein. Vor allem diejenigen, die zwei oder drei Nächte nur zum Saufen kommen.

Wie wollen Sie gegen das Problem vorgehen?

Präventiv. Wir wollen die Urlauber direkt bei ihrer Ankunft darauf hinweisen, welche Benimmregeln bei uns gelten. Das Ziel ist, dass die Menschen sich bei uns so benehmen, wie sie das auch in ihrer Heimat tun würden.

Welche Art des Tourismus wünschen Sie sich für die Gemeinde Llucmajor?

Der Strandtourismus ist ja nun einmal mehr als etabliert. Darüber hinaus wünschen wir uns mehr Sporttourismus, mehr Familien, die bei uns Urlaub machen. Und Kultururlauber, die sich auch mal für das Dorf Llucmajor interessieren, für die Talaiots, das Internationale Zentrum für Fotografie Toni Catany. Unter diesen Gästen wollen wir auch unsere Traditionen und Volksfeste bekannter machen.

Sie haben eng mit Ihrem Vorgänger Eric Jareño zusammengearbeitet. In den vier Jahren seiner Amtszeit ist kaum ein Projekt verwirklicht worden. Lag das nur an der Pandemie?

Die öffentliche Verwaltung ist bedauerlicherweise sehr langsam. Wir werden in diesen vier Jahren aber die Früchte unserer Arbeit ernten, vor allem, wenn es um die Infrastruktur geht, mit zwei neuen Gesundheitszentren, der Plaça Reina Cristina, die vor Jahresende fertiggestellt sein soll, und auch beim Ausbau der Landstraßen in der Gemeinde. Man muss für die Fertigstellung vieler Projekte eigentlich acht, wenn nicht gar zwölf Jahre kalkulieren. Deshalb hängen sie nicht immer von den Politikern ab, die gerade das Sagen haben.

Ihr Herausforderer für das Amt des Bürgermeisters, Jaume Oliver, kritisierte in der MZ, Llucmajor schleppe einen Haushaltsüberschuss von 44 Millionen Euro mit sich herum. Warum wurde dieses Geld nicht investiert?

Dieser Überschuss ist in dieser Form nicht mehr existent. Seit 2020, als dieser Betrag ermittelt wurde, haben wir einiges davon investiert. Wir haben Straßen neu asphaltiert, Bürgersteige repariert oder die Straßenbeleuchtung in den Urbanisationen erneuert. Und es sind weitere Ausschreibungen im Gang.

Was sind Ihre wichtigsten Projekte?

Wir wollen den Weg, den wir 2019 begonnen haben, bis zum Jahr 2027 weitergehen. Die Bauarbeiten an der Plaça Reina Cristina etwa haben wir vor Jahren begonnen. Dann gab es aber Probleme mit der dortigen Infrastruktur, konkret der Verlegung der Kabel im Erdreich.

Welches eigene Vorhaben würden Sie gern während Ihrer Amtszeit anstoßen?

Ich habe vor, einen neuen Raumordnungsplan aufzulegen. Der jetzige stammt aus dem Jahr 1984. In Llucmajor werden wir aufgrund der schieren Ausdehnung der Gemeinde – es ist schließlich im Hinblick auf die Fläche die größte Gemeinde der Insel – sicher zwei Legislaturperioden dafür benötigen.

Sie sind eine Koalition mit der rechtsextremen Vox eingegangen. Haben Sie keine Berührungsängste mit der Partei?

Auf Gemeindeebene macht sich das nicht bemerkbar. Da sind sich nahezu alle Parteien bei bis zu 90 Prozent der Projekte einig. Man sieht kaum Unterschiede zwischen den Parteien.

In Llucmajor leben sehr viele Deutsche, die sich kaum für die Lokalpolitik interessieren und sich teilweise wenig ins Ortsleben integrieren. Wie wollen Sie das ändern?

Wir wollen endlich unsere lokalen Amtsmitteilungen auch auf Englisch und Deutsch herausgeben. Ich bin mir bewusst, dass wir damit ziemlich spät dran sind. Wir planen beispielsweise auch Gastro-Touren oder Kulturrouten, die speziell auch ausländische Residenten interessieren dürften.

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