"Kein Groll" - Ex-Mallorca-Minister Cardona nach zehn Jahren Haft auf freiem Fuß

Der wegen Korruptionsdelikten verurteilte Ex-Politiker der PP ist nach zehn Jahren auf Bewährung freigekommen

Cardona (Mitte hinten).

Cardona (Mitte hinten). / Marcelo Sastre

Der frühere balearische Landesminister José Juan Cardona ist nach zehn Jahren Gefängnis auf Bewährung freigekommen. Der ehemalige Politiker der konservativen Volkspartei (PP), der wegen Korruptionsdelikten zu 16 Jahren Haft verurteilt worden war und seine Strafe auf seiner Heimatinsel Ibiza absaß, darf sich in Spanien frei bewegen, muss aber einmal im Monat im Gefängnis erscheinen.

Minister in der Regierung Matas

Cardona war Minister in der Regierung Matas und dürfte der Balearen-Politiker mit der höchsten Strafe infolge der damaligen Korruptionsskandale sein. Im Gegensatz zu anderen Kabinettsmitgliedern schloss er keinen Deal mit der Staatsanwaltschaft, um im Gegenzug für ein Schuldeingeständnis eine geringere Strafe zu erhalten. Neben der Haftstrafe muss Cardona eine Geldbuße in Höhe von 2,2 Millionen Euro zahlen sowie Wiedergutmachungszahlungen leisten. "Ich zahle sie seit 2014 ab", so der Ex-Politiker gegenüber dem "Diario de Ibiza". Der studierte Jurist arbeitet nach eigenen Angaben seit einiger Zeit als Rechtsberater, mit einem Teil des Gehalts werde die Geldbuße abgeglichen.

Darüber hinaus engagiert sich Cardona im Vorstand der Caritas und ist für den Bereich der Häftlingsbetreuung zuständig. Die Mitarbeiter seien oft der einzige Ansprechpartner von Häftlingen, so der ehemalige Wirtschafts- und Industrieminister, der 2013 zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Das Urteil und die Delikte

Das Landgericht der Balearen in Palma sah es als damals erwiesen an, dass sich Cardona in seiner Amtszeit (2003-2007) der Bestechlichkeit und Veruntreuung öffentlicher Gelder schuldig gemacht und sich somit an einer Straftat beteiligt habe. Cardona war demnach an der illegalen Auftragsvergabe in Millionenhöhe beteiligt, die während seiner Amtszeit von Antònia Ordinas, Geschäftsführerin der balearischen Behörde für Außenhandelsförderung (CDEIB), betrieben wurde.

Der Höhepunkt der Ermittlungen in der "Operation Scala" war die Entdeckung einer Blechdose mit dem Logo der Kakao-Marke Colacao im Garten von Ordinas im Oktober 2008, die zum Symbol für Korruption auf Mallorca wurde. In der Dose befanden sich mehr als 360.000 Euro in bar sowie Dokumente mit Angaben über Unternehmer, die Ordinas Kommissionen in Höhe von 10 bis 25 Prozent bezahlt haben sollen. Sie und weitere Beteiligte wurden ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt, die aber deutlich geringer als die von Cardona ausfielen.

Was war die CDEIB?

Die CDEIB beschäftigte sich mit der Vermarktung von balearischen Produkten wie der Paprikastreichwurst Sobrassada oder Olivenöl im Ausland. Die Ungereimtheiten waren nach einer Buchprüfung der Mitte-Links-Regierung (2007-2011) ans Licht gekommen. Ordinas hatte Aufträge in Millionenhöhe nach Gutsherrenart vergeben, statt sich an gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Ausschreibungen zu halten. Sie hinterließ die CDEIB mit einem Defizit von 8 Millionen Euro.

Wie es weiter geht

Er wolle die Vergangenheit hinter sich lassen, so Cardona gegenüber dem "Diario de Ibiza". Auch wenn er mit dem Urteil nicht einverstanden sei, müsse er es respektieren, auch wenn er nichts mit den damaligen Delikten zu tun gehabt habe. Die hohe Haftstrafe sein ein Preis dafür, dass er ein Schuldeingeständnis abgelehnt und konsequent geblieben sei. Das sei er auch sich selbst schuldig gewesen. Nach seiner langen Zeit im Gefängnis wisse er den Wert der Freiheit zu schätzen, auch wenn er auf Lebenszeit mit dem Urteil in Verbindung gebracht werde.

"Man kann nicht für immer mit Groll und Frustration leben", so Cardona. "Das Leben ist kurz, man muss es mit seiner Familie und seinen Freunden genießen... und der Rest ist Vergangenheit."