Ehemalige linke Stadtverwaltung von Palma soll den Eltern einer Stadträtin öffentliche Aufträge auf Mallorca zugespielt haben

Die Eltern von Neus Truyol nahmen 39.000 Euro ohne Ausschreibungen ein. Im Mittelpunkt steht die Ausrichtung der Freiluftkinoreihe Cinema a la fresca

Die linke Stadtratsabgeordnete Neus Truyol.

Die linke Stadtratsabgeordnete Neus Truyol. / Guillem Bosch

Schwere Vorwürfe gegen die linke Vorgängerregierung von Palma: Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet, wurden einem Unternehmen, das den Eltern der ehemaligen Stadträtin und heutigen Stadtratsabgeordneten Neus Truyol gehört, mehrere öffentliche Aufträge in Höhe von insgesamt 39.000 Euro zugeschustert. Mindestens sieben Verträge, deren Wert zwischen 595 und 4.000 Euro betrug, seien der Firma Tres Setze 35 SL ohne öffentliche Ausschreibung zugeteilt worden. Es handelte sich jeweils um Aufträge für die Ausrichtung von Kulturevents.

Was geschah mit dem Freiluftkino?

Insbesondere im Fokus steht das Freiluftkino "Cinema a la fresca". Zwischen 2015 und 2019 wurde das bei den Stadtbewohnern beliebte Event über eine Ausschreibung vergeben. Tres Setze 35 SL war in den Jahren jeweils das einzige Unternehmen, das sich um die Ausrichtung bewarb. Bis zu 75.000 Euro stellte die Stadt pro Jahr zur Verfügung. Insgesamt nahm die Firma 300.000 Euro an öffentlichen Geldern ein.

Ab 2020 aber bewarben sich andere Unternehmen um die Ausrichtung – und gewannen diese. Die Stadt senkte daraufhin die Summe zunächst auf 27.810 Euro, später sogar auf 14.300 Euro. Zugleich wurde eine neue Freiluftkinoreihe ins Leben gerufen: "Cinema a l'aire lliure". Der Auftrag in Höhe von 16.335 Euro ging an Tres Setze 35 SL.

Konservative fordern Untersuchung

Die konservative Stadtverwaltung fordert nun die eingehende Untersuchung der Vorgänge. "Es handelt sich um besorgniserregende Tatsachen. Wir müssen dringend herausfinden, inwieweit es Unregelmäßigkeiten gab oder sogar gegen Gesetze verstoßen wurde", hieß es aus Parteikreisen der PP gegenüber dem "Diario de Mallorca".

Die Linkspartei Més per Mallorca, der Truyol angehört, erklärte in einer Pressemitteilung, die Vorwürfe gegen die Politikerin seien haltlos. "Die Stadträtin hat zu keinem Zeitpunkt in die Vergabeprozesse eingegriffen und hatte im Rahmen ihrer Amtsgeschäfte nie mit diesem Unternehmen zu tun. Jegliche Vergabe von öffentlichen Aufträgen wurde nach objektiven und behördlichen Kriterien durchgeführt." /pss