Hat der spanische Wetterdienst Aemet den Einsatz von Chemtrails zugegeben? Ein Faktencheck

In sozialen Netzwerken ist unter anderem zu lesen, dass Mitarbeiter der spanischen staatlichen Meteorologischen Agentur zugegeben hätten, dass Flugzeuge die Chemikalien Bleidioxid, Silberjodid und Kieselgur über dem Land verteilten, um das Wetter zu beeinflussen

Am blauen Himmel fliegt ein Flugzeug und hinterlässt Kondensstreifen.

Am blauen Himmel fliegt ein Flugzeug und hinterlässt Kondensstreifen. / Foto: Patrick Pleul/dpa

Zu den oft sichtbaren weißen Streifen am blauen Himmel gibt es zahlreiche Falschbehauptungen. In sozialen Netzwerken ist unter anderem zu lesen, dass Mitarbeiter der spanischen staatlichen Meteorologischen Agentur zugegeben hätten, dass Flugzeuge die Chemikalien Bleidioxid, Silberjodid und Kieselgur über dem Land verteilten, um das Wetter zu beeinflussen. Außerdem habe die spanische Regierung «Chemtrail» offiziell in ihr Amtsblatt aufgenommen. Diese Information habe ein Europaabgeordneter bekannt gemacht. Was ist da dran?

Bewertung

Der staatliche Meteorologische Dienst Spaniens dementierte Kenntnisse oder Beteiligung an Projekten zur künstlichen Wetterveränderung. Das Wort «Chemtrail» wurde von der spanischen Regierung nicht ins Amtsblatt aufgenommen.

Fakten

Die Behauptung kursiert bereits seit mehreren Jahren. Ein Europaabgeordneter hatte im Mai 2015 tatsächlich eine Anfrage an die Europäische Kommission gestellt. In dieser bat er um Stellungnahme dazu, dass Mitarbeiter des spanischen staatlichen meteorologischen Dienstes gestanden hätten, dass das Land mit Chemikalien aus der Luft besprüht würde, um ein sommerliches Klima für den Tourismus zu schaffen und dem Agrarsektor zu helfen.

In ihrer schriftlichen Antwort stellte die Kommission im Juli 2015 klar, dass eine Untersuchung des Sachverhalts mit den spanischen Behörden keine Beweise «bezüglich eines militärischen Geoengineering-Plans zur Klimaveränderung in Spanien» ergeben hätten.

Die angeblichen Mitarbeiter von AEMET

Der Inhalt der Anfrage bezieht sich auf einen Blogartikel, der nur noch als Archivversion zu finden ist. Das «Geständnis» der Mitarbeiter des staatlichen meteorologischen Dienstes in Spanien (AEMET) ist dem Artikel zufolge im Oktober 2014 in einer spanischen Radiosendung erwähnt worden.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) stellte die Behörde klar, dass es sich dabei um eine Falschmeldung handelt. Weiter teilte AEMET mit, dass es keine Beteiligung an einem Projekt zur künstlichen Wetterveränderung gebe und dazu auch nichts bekannt sei.

Keine Chemtrails im Amtsblatt

Die Behauptung, Spanien habe «Chemtrail» in ihr staatliches Amtsblatt aufgenommen, ist ebenfalls falsch. Das Boletín Oficial del Estado ist im Netz durchsuchbar. Das Wort «Chemtrail» findet sich dort nicht. Eine Internetsuche nach der in der im Netz kursierenden Behauptung verwendeten Formulierung «Vernebelungs-, Thermovernebelungs- und Mikrovernebelungstechniken» führt zu einer Veröffentlichung im Amtsblatt aus dem April 2020 (Download).

Darin geht es aber um die Umsetzung von Desinfektionsmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Dabei geht es auch um Luftdesinfektion, allerdings nicht durch Flugzeuge, sondern durch Versprühen im Raum oder auf Oberflächen. Dort steht auch, dass die Desinfektion nur mit bereits zugelassenen Desinfektionsmitteln erfolgen soll. Das Wort «Chemtrails» enthält das Dokument nicht.

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