Im Fußballgeschäft kann es manchmal schnell gehen. In Stuttgart waren die Dienste von Pablo Maffeo nicht mehr erwünscht. Die Schwaben lieferten sich eine offene Schlammschaft mit dem einstigen Rekordtransfer. Der Verteidiger floh regelrecht nach nur neun Einsätzen für den Bundesligisten und wurde drei Mal ausgeliehen, in dieser Saison an Real Mallorca. Auf der Insel ist der 24-jährige Spanier am starken Saisonstart des Aufsteigers beteiligt, der am Samstag (11.9.) eine 0:2-Pleite gegen Athletic Bilbao hinnehmen musste. Manch ein Experte sieht in Maffeo schon einen künftigen Nationalspieler. Die MZ hat sich mit dem Katalanen darüber unterhalten, warum es in Deutschland nicht lief.

Lionel Messi hat Sie einst als den giftigsten Gegenspieler bezeichnet, gegen den er je gespielt habe. Ist es Ihre Art, den Gegnern ständig auf die Nerven zu gehen?

Eigentlich nicht wirklich. Aber in dem Spiel, auf das sich Messi damals bezog, ist es mir gut gelungen. Ich versuche einfach, so intensiv wie möglich zu spielen. Ich bin aber niemand, der die Gegner im Spiel zutextet oder ihnen versteckt mal einen Tritt gibt.

In den sozialen Netzwerken haben Sie ein Foto mit dem Trikot von Real Mallorca geteilt und dazu „Zuhause“ geschrieben. Fühlen Sie sich schon heimisch auf der Insel?

Ich fühle mich hier sehr wohl und hoffe, dass ich jahrelang im Team und in Palma bleiben kann. Ich habe schon in der ersten Woche eine Wohnung gefunden. Tochter, Freundin und Hund dürfen natürlich nicht fehlen.

Es ist kein Geheimnis, dass Sie sich in Stuttgart nie wohlgefühlt haben. Warum sind Sie dort gescheitert?

Heute ist der Club ein anderer, und es wird gute Arbeit geleistet. Als ich vor drei Jahren dort ankam, war dem nicht so. Besonders der damalige Trainer Markus Weinzierl ist sehr schlecht mit mir und anderen Spielern umgegangen. Er hat sich wenig respektvoll mir gegenüber gezeigt und sich vor dem Team und vor der Öffentlichkeit über mich ausgelassen. Ich habe nie ein Wort gesagt. Er war sicher der schlechteste Trainer, den ich je hatte. Zum Glück ist er nicht mehr dort.

Sie sind sicherlich mit anderen Erwartungen nach Deutschland gekommen.

Als ich ankam, sah es noch gut aus. Der Saisonstart aber lief schlecht, und Weinzierl wurde verpflichtet. Dann ging das Desaster los, das im Abstieg endete. Ich bin traurig über meinen Abschied von dort, da ich weiß, dass es nicht meine alleinige Schuld war.

In einem früheren Interview haben Sie gesagt, Sie wurden von Ihren Beratern zu dem Wechsel gedrängt und hatten eigentlich keine Lust dazu. Stimmt das?

Das stimmt. Heute bin ich bei einer anderen Agentur. Allerdings bin ich es, der das letzte Wort hat, und das war auch in diesem Fall so. Es sind nun mal Entscheidungen, die man im Leben trifft und aus denen man lernt.

Dabei hieß es, dass selbst Pep Guardiola Ihnen zu dem Wechsel geraten hat.

Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Als das herauskam, fragte ich nach, und man hat mir gesagt, dass es eine PR-Maßnahme war.

Stuttgart hat für Sie neun Millionen Euro Ablöse bezahlt. Übte das Preisschild zu hohen Druck auf Sie aus?

Nein, dass der Verein so viel Geld auf den Tisch legt, ist dessen Angelegenheit. Damit habe ich nichts zu tun.

Der damalige Präsident Wolfgang Dietrich meinte, Sie würden „quer im Stall“ stehen. Nehmen Sie heute einen Teil der Schuld auch auf sich?

Auf jeden Fall. Die Schuld war weder komplett die des Vereins noch meine. Es war ein Mix aus beidem. Ich habe mich sicherlich nicht vorbildlich verhalten. Ich war ein kleiner Rebell. Heute bin ich erwachsener und habe mich besser unter Kontrolle. Wenn ich damals etwas nicht verstand und mich ärgerte, habe ich bockig reagiert. Ich möchte mich entschuldigen, wenn ich damit jemanden beleidigt habe. Heute würde ich das nicht mehr tun, und sicherlich würde der Verein nicht mehr zulassen, dass man mich so behandelt. Weinzierl hat mich vor dem ganzen Team zusammengestaucht und mich aus der Mannschaft geworfen, als gerade meine Tochter geboren wurde. Diese Person verdient keinen Respekt.

Ihr früherer Dolmetscher Massimo Mariotti hat gesagt, dass die Umstände für eine Integration im deutschen Umfeld eigentlich hervorragend waren. Viele im Verein sprachen sogar Spanisch.

Exakt, das war meine Schuld, dass ich mich nicht angepasst habe. In dem Punkt bin ich als Profi gescheitert. Ich dachte, dass die deutsche Liga genauso wie die spanische ist. Dem war aber nicht so. In Spanien ist zwar die individuelle Qualität höher, in der Bundesliga muss man dafür aber viel mehr rennen.

Stimmt es, dass Sie nach Stuttgart sogar mit dem Fußball aufhören wollten?

Ja, es hat mir sehr geholfen, wieder bei meiner Familie in der Heimat zu sein und wieder wertgeschätzt zu werden. Ich hatte dem Club gesagt, dass ich aufhören würde, wenn ich weiter in Stuttgart bleiben muss.

Real Mallorca hat eine Kaufverpflichtung bei Klassenerhalt. Ist das zusätzliche Motivation, gegen den Abstieg zu kämpfen?

Wenn ich heutzutage wieder zurückmüsste – was ich nicht hoffe, da es bedeuten würde, dass wir absteigen würden –, wäre das für mich kein Beinbruch. Der Club ist heute ein anderer. Ich würde dort um meinen Platz im Team kämpfen. Im Endeffekt haben die schlechten Erfahrungen dort dafür gesorgt, dass ich wesentlich reifer geworden bin.