Das Wort "klassisch" hat nicht nur im Fußball eine große Bandbreite. Und doch lässt sich dieser Begriff gerade im Bezug auf Mallorcas Partie gegen Almería auf einige Aspekte beziehen - positiv wie negativ. Angefangen bei der Anstoßzeit. Die ist samstags schon länger auf 14 Uhr festgesetzt, an diesem Spieltag jedoch protestierten die Fans im Estadio Son Moix gegen diesen Termin, der sie gerade am Anfang der Saison der Mittagshitze aussetzt und sie außerdem vom Mittagessen abhält.

Klassisch war auch die Formation, die Mallorcas Trainer Javier Aguirre wählte, um dem in der ersten Hälfte keineswegs überragenden Gegner aus Andalusien beizukommen. Durch das 5-3-1-1 gelang eine passable Balance zwischen Offensive und Defensive, was gerade gegen Almería von großer Bedeutung war. Denn zwar trennen die beiden Mannschaften nach diesem ersten Teil des Spieltags vier Punkte und sechs Plätze, dennoch ist es nicht unwahrscheinlich, dass beide gegen Ende der Saison gegen den Abstieg kämpfen. Mit ihrem Budget und der Erfahrung aus den vergangenen Saisons stellen beide Vereine klassische Kellerkinder dar - und beide zeigten das auch im Verlauf der Partie immer wieder.

Real Mallorca gegen UD Almería: Muriqi spielt wieder stark

In der Offensive zeigte sich RCD, angetrieben vom agilen Kang-In Lee, zwar variabel und ab und an auch gefährlich - der Südkoreaner agierte dabei allerdings nicht als Spielmacher. Ein solcher wäre jedoch notwendig, um die offensiv ausgerichteten Außenverteidiger noch mehr in Szene zu setzen. Beide sind gute Flankengeber - und mit Vedat Muriqi lauert ein starker Abnehmer für die Zuspiele in der Mitte.

Ihn hatte Almerías Abwehr anfangs weitgehend im Griff, weshalb der Kosovare zunächst kaum in Erscheingung trat. Zudem ist der Stürmer keiner, der groß ins Kombinationsspiel eingebunden werden kann, weshalb diesen Part eben Lee einnehmen musste. So war der 21-Jährige viel unterwegs, konnte sich durch seine vielen Laufwege aber eben nicht auf seine ursprüngliche Aufgabe als Spielmacher konzentrieren. Die Folge: Das Spiel bleib 24 Minuten lang ein klassisches 0:0. Real Mallorca versuchte viel, kam aber nicht entscheidend durch, Almería konzentrierte sich auf seine Defensivaufgaben.

Die erfüllten die Andalusier aber nicht immer gut, was dann auch zum ersten Tor führte. Auf der linken Seite brachte Copete eine Flanke in die Mitte, in die der ehemalige Stuttgarter Pablo Maffeo aufgerückt war und den von Almerias Innenverteidiger Chumi abgefälschten Ball ins Tor nickte. Das 1:0 war durchaus verdient, was aber nicht der eigenen Stärke, sondern viel eher der Schwäche des Gegners zuzuschreiben war.

Maffeo köpft das Siegtor

Dieses Ergebnis hielt Mallorca auch in den 15 Minuten nach der Pause. Die hatte Almería klassisch dazu genutzt, um auf den Ausgleich zu drängen, herausgekommen war nicht mehr als zwei Torschüsse. Einen parierte Torhüter Predrag Rajkovic ohne Probleme, der andere kam nur dank eines Fehlpasses Martin Valjents zustande und wurde kläglich vergeben. Mallorca gefiel sich in der Folge in seiner Rolle als Verwalter, machte offensiv nur das Nötigste.

Wenn dann mal etwas zustandekam, waren meist Maffeo, der seine rechte Seite unermüdlich beackerte, der umtriebige Lee oder der clevere Muriqi beteiligt. Während die Mallorquiner defensiv bei einer Chance Glück hatten, dass der Ball kurz vor der Linie klären konnte, wären sie offensiv abgemeldet, wenn dieses Trio ausfiele.

Umso besser, dass alle drei fit und einsatzfähig sind, immerhin geht es am 2. Oktober im Heimspiel gegen den FC Barcelona weiter. Gegen den aktuellen Tabellenzweiten ein Tor zu erzielen wird ungleich schwerer. Die Leistung gegen Almería lässt jedoch zumindest darauf hoffen, dass Real Mallorca es dem katalanischen Favoriten so schwer machen wird wie nur möglich und keine klassische Niederlage einfährt.