"Dann wird es gefährlich": Warum die MotoGP-Superstars über die Honda schimpfen

Mallorcas Rennfahrer Joan Mir und Teamkollege Marc Márquez haben mit regelmäßigen Stürzen zu kämpfen

Joan Mir fuhr in den Schotter und stürzte. Die Schuld trage das Motorrad, so der Mallorquiner.  | FOTO: BOYERS

Joan Mir fuhr in den Schotter und stürzte. Die Schuld trage das Motorrad, so der Mallorquiner. | FOTO: BOYERS / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Wer mal mit dem Fahrrad gestürzt ist, weiß, wie schwierig es ist, im Anschluss das Vertrauen in das Gefährt zurückzuerlangen. Ähnlich geht es derzeit dem Rennfahrer Joan Mir mit seinem Motorrad. Woche für Woche landet der Mallorquiner auf dem Asphalt. Der MotoGP-Weltmeister von 2020 hat nach dem jüngsten Sturz am Sonntag (6.8.) die Nase voll. „Das Motorrad ist einfach ziemlicher Mist. Wenn wir da nichts verbessern, werde ich jedes Rennen aufs Neue hinfallen“, sagte der 25-Jährige bei einer Pressekonferenz nach dem Großen Preis von Großbritannien.

Dabei ist Joan Mir die Saison mit großen Erwartungen angegangen. Nach seinem eher schwachen Vorjahr samt überraschendem Aus beim Rennstall Suzuki wechselte er zu Honda. Das japanische Team wurde immerhin in zehn der vergangenen 21 Jahre Weltmeister, sechs Mal in Person von Marc Márquez. Der 30-Jährige sucht nach seinem Horrorsturz 2020 weiter seine Form von früher und teilt sich nun die Box mit Mir.

Warum Joan Mir schon wieder gestürzt ist

Das Favoriten-Duo strauchelt jedoch heftig. Joan Mir konnte nur eines der neun bisherigen Rennen beenden. Sechs Mal stürzte er, bei zwei weiteren Großen Preisen musste er mit Folgeverletzungen passen. „Es ging schon beim schlechten Start los, der mich Positionen gekostet hat. Die Bremsen funktionieren nicht so, wie ich mir das vorstelle. Das Motorrad war irgendwie nervös“, erklärt Mir seinen jüngsten Sturz im englischen Silverstone. „Beim Bremsen blockierte ständig das Hinterrad. Daher bin ich in einer Kurve in den Schotter geraten, wo ich mich langgelegt habe.“ Zum Glück überstand der Mallorquiner den Unfall unverletzt.

Auch Márquez, der in den vergangenen drei Rennen stürzte, zeigt sich unglücklich mit seiner Maschine. „Sobald du ein bisschen schneller unterwegs bist, als du eigentlich könntest, wird es schwierig. Wenn ich angreife, dann wird es gefährlich“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Der einstige Superstar ist derart unglücklich, dass sein Manager ein anderes Team sucht.

Der Mallorca-Pilot ist Vorletzter

Zählt man die Stürze im Training, Qualifying und in den Sprintrennen hinzu, flog Mir bereits das 13. Mal über den Lenker – sein persönlicher Negativrekord binnen einer Saison. Auch wenn noch elf Rennen in diesem Jahr ausstehen – das nächste kommende Woche (18.–20.8.) in Österreich –, kann sich der Mallorquiner eigentlich jegliche Titelambitionen abschminken. Lediglich Pol Espargaró hat mit vier Punkten weniger Zähler gesammelt als Mir (5). Der Italiener Francesco Bagnaia, amtierender Weltmeister, führt derzeit mit 214 Punkten das Ranking an.

„Ich werde schauen, was ich machen kann“, sagte Mir zu seinen Zielen. „Mit dem derzeitigen Motorrad kann niemand ein Rennen gewinnen. Zu Saisonbeginn war ich ziemlich deprimiert. Nun versuche ich, die positiven Aspekte herauszupicken und hoffe, dass Honda mir ein Verbesserungspaket anbietet.“

Besser läuft es für den amtierenden Moto2-Champion Augusto Fernández in seiner Premierensaison in der Königsklasse. Der 25-Jährige aus Palma konnte in jedem Rennen in die Punktewertung fahren und belegt derzeit den 13. Platz. Die Leistungen des Mallorquiners reichten aus, dass sein spanischer Arbeitgeber GasGas seinen Vertrag bis 2024 verlängerte. Zum Vergleich: Joan Mir landete in seiner ersten Saison auf Rang zwölf, ehe er im Jahr darauf den WM-Titel holte.