"Ein Wunder, dass der Club noch existiert": Atlético Baleares legt wieder los

Ein 19-jähriger Niederländer hat auf eigene Kosten ein Buch über die Geschichte des Vereins beschrieben. Der Drittligist startet am Sonntag daheim in die neue Saison

Atlético Baleares legt am Sonntag mit einem Heimspiel in der dritten Liga los.  | FOTO: ATB

Atlético Baleares legt am Sonntag mit einem Heimspiel in der dritten Liga los. | FOTO: ATB / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Der niederländische Teenager Liam Borchers hat bereits drei Bücher über den spanischen Fußball geschrieben. Was soll man auch machen mit 17, 18 Jahren in Groningen, würde der Kabarettist Rainald Grebe singen. In seinem jüngsten Werk hat der 19-Jährige die Geschichte von Mallorcas Drittligisten Atlético Baleares unter die Lupe genommen. Einfach, weil ihm der Verein sympathisch erschien, erzählt Borchers. Zum Saisonauftakt am Sonntag (27.8., 20.30 Uhr) gegen Algeciras wird er erstmals im Estadi Balear sein.

Borchers studiert in seiner Heimat Spanisch und Italienisch. „Katalanisch hat mich schon immer fasziniert. Daher lerne ich es zusätzlich in meiner Freizeit.“ Zudem ist er begeisterter Fußballfan, besonders die spanische Liga hat es ihm angetan. „In Spanien ist der Fußball in die Kultur integriert. Man sieht es auf der Insel: Real Mallorca ist der große Club, der eher der Oberschicht zugeordnet wird. Und dann gibt es da mit Atlético Baleares den kleinen Arbeiterclub.“

Bücher über die spanische Fußballkultur

Vor zwei Jahren publizierte der Niederländer sein erstes Buch „Golazo“ in seiner Muttersprache. „Ich habe die Geschichte, die Identität und die Spielweise der 200 wichtigsten Clubs Spaniens zusammengefasst“, sagt er. Bei der Anzahl an Vereinen musste er bis in die vierte und fünfte Liga gehen. In seinem zweiten Buch „Cara o cruz“ im vergangenen Jahr arbeitete Borchers mehr mit Fotos und Anekdoten. Die Grundidee, den Niederländern den spanischen Fußball näherzubringen, blieb erhalten. Die Nachfrage hielt sich aber in Grenzen. Die Leserschaft war klein. Die potenziellen Leserzahlen will der 19-Jährige nun erhöhen, indem er auf Englisch schreibt. „Es ist das erste Buch über den Verein, das nicht auf Spanisch oder Katalanisch geschrieben ist“, sagt er. Und warum ausgerechnet der kleine Inselclub des deutschen Präsidenten Ingo Volckmann? „Ich bin eigentlich Fan von Atlético Madrid. Doch über die gibt es schon genug Lektüre. Durch meine ersten beiden Bücher und Mallorca-Urlaube bin ich auf Atlético Baleares gestoßen. Der Club ist für ein Buch weder zu riesig noch zu winzig. Die Geschichte dahinter finde ich spannend.“

Darum geht es im neuen Atlético Baleares-Buch

Borchers hat sein Buch in fünf Kapitel unterteilt. Los geht es mit einer Zusammenfassung über den Zusammenschluss mehrerer kleiner Teams 1920 zum Club Atlético Baleares – bis zur aktuellen Volckmann-Ära. „Der Verein überstand viele Wirtschaftskrisen und schrammte oft an der Auflösung vorbei. Es ist ein Wunder, dass der Club überhaupt noch existiert. Zuletzt hat ihn Volckmann vor dem Verschwinden gerettet“, sagt Borchers.

Im zweiten Kapitel wird die Rivalität zu Real Mallorca, dem großen Inselgegner, beleuchtet. „Ich persönlich bin mehr Anhänger von Atlético, habe aber kein Problem mit Real Mallorca“, erzählt Borchers. Zwei weitere Kapitel sind den sieben verschiedenen Spielstätten und den Fans gewidmet. Zuletzt gibt es noch eine Art Hall of Fame: Erklärungen zu den wichtigsten Personen rund um den Club. „Zum Beispiel gab es Margarita Miranda, die in den 1970er-Jahren die sportliche Leiterin war. Sie war wichtig für den Frauensport auf Mallorca“, sagt Borchers. Oder die Brondo-Brüder – einer von ihnen war Spieler, der andere Journalist – nach denen der Pokal benannt ist, um den jährlich in der Generalprobe vor der Saison gespielt wird.

Für seine Recherche hat der wohl jüngste Atlético-Baleares-Historiker 20 ehemalige Spieler, Fans und Journalisten interviewt. Sein Buch „The Story of Atlètic Balears“ hat er als Selbstverleger publiziert und am Mittwoch (23.8.) im Stadion Son Malferit vorgestellt. Die 162-seitige Geschichte gibt es für 13,81 Euro auf Amazon oder im Fanshop von Atlético Baleares zu kaufen. Die Einnahmen will er der Stiftung des Vereins spenden. Sein Buch soll der Auftakt einer Serie werden, in der er kleinere Mannschaften porträtiert.

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