"Wir sind hier nicht in der Kirche": Mehr Go-go-Girls für Real Mallorca-Spiele geplant

Ein Video in den sozialen Netzwerken erzürnt die Anhänger. Der Verein verweist auf einen externen Restaurantbetreiber. Dieser sieht kein Problem bei den halbnackten Damen

Ein Ausschnitt aus dem Video.

Ein Ausschnitt aus dem Video. / Twitter

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Real Mallorca hat leichtbekleidete Go-Go-Tänzerinnen gebucht, um die Fußballfans anzuheizen. Ein Video in den sozialen Netzwerken erzürnt derzeit die Gemüter der Anhänger. Trotz der Proteste zu Zeiten des Sexismus-Skandals im spanischen Fußball wird das halbnackte Spektakel auch bei kommenden Spielen fortgesetzt.

Ein Fan hat am Donnerstagvormittag (28.9.) die Aufnahmen geteilt, die offenbar vom Spiel gegen den FC Barcelona von vor zwei Tagen stammen. Gefilmt wurde von der Gegentribüne in den neuen VIP-Bereich, wo eine Go-Go-Tänzerin mitten im Raum die Hüften kreisen lässt. So etwas ist man auf Mallorca sonst nur von den großen Diskotheken am Ballermann gewöhnt.

Verein schiebt die Schuld auf externen Restaurantbetreiber

"Ich traue meinen Augen nicht" und "Ich bin sprachlos" sind einige der Kommentare unter dem Video. Ein Sprecher des Vereins wollte gegenüber der MZ den Vorfall nicht direkt bestätigen und verweist darauf, dass die VIP-Zone von einem externen Restaurantbetreiber geführt wird.

"Wir sind hier nicht in der Kirche, das ist ein Restaurant", sagt Leonardo Melucci, Chef vom "El Presuntuoso" gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". "In den USA gibt es Cheerleader. Der Sport entwickelt sich in diese Richtung." So habe er den Fans nur gegeben, was sie gefordert haben. Alle Entscheidungen habe man in Zusammenarbeit mit Real Mallorca getroffen.

Melucci unterstrich, dass es bei den kommenden Partien zu weiteren Spektakeln kommen soll. So sei ein Magier oder ein DJ möglich, aber auch die Rückkehr der Go-go-Tänzerinnen, die er übrigens nicht als solche bezeichnen möchte. "Das ist eine Kunstform!" Außerhalb der Spieltage soll das Restaurant zudem bald für den Publikumsverkehr geöffnet werden.

US-Eigentümer wollen mehr Show sehen

Es passt jedenfalls in das eher triste Bild, das das Stadion Son Moix nach dem Umbau abgibt. Auf den Werbebanden wird für Saudi Arabien als Reiseort geworben. Die riesige VIP-Zone macht fast die komplette Nordtribüne aus und verdrängte die Ultra-Fans, die sich für die Stimmung im Stadion zuständig sehen, in eine Kurve. Auch auf der Haupttribüne gibt es bereits einen großen Bereich für die Schönen und Reichen. "Diese Leute kümmern sich einen Dreck um das Team", kritisiert ein Fan unter dem Twitter-Video die VIPs.

Sie sind aber genau die Zielkundschaft von Real Mallorca. Es ist offensichtlich, dass die US-amerikanischen Eigentümer aus den Fußballspielen Events im Stile ihrer Heimat machen wollen. Dazu gehören Lichtshows, Plätze direkt neben der Trainerbank oder Meet & Greets nach dem Spiel mit den Spielern. Dafür betragen die Kosten für die VIP-Plätze schnell mal 450 Euro. Wesentlich günstiger ist die Holzklasse aber auch nicht. Für das Barça-Spiel kostete die billigste Kategorie 120 Euro.

Schlechterer Zeitpunkt geht kaum

Besonders im Zuge der Sexismus-Debatte im spanischen Fußball ist diese Aktion mehr als unangebracht. Derzeit geht ein Beben durch den Verband, nachdem der mittlerweile Ex-Präsident Luis Rubiales die Nationalspielerin Jenni Hermoso nach dem WM-Sieg offenbar ungefragt auf den Mund geküsst hatte. Der Fall zieht nun weitreichende Ermittlungen nach sich. Die Nationalmannschaft kreierte den Slogan "Se acabò" (Schluss damit), der an die me too-Kampagne erinnert.

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