Riese aus der Tiefsee: Freizeitfischer fangen vor Mallorca Drei-Meter-Hai

Das etwa drei Meter lange Riese der Tiefsee war fast zwei Stunden an der Leine

Freizeitfischer fangen vor Formentor einen über drei Meter langen Grauhai

Gaceta Náutica

Ciro Krauthausen

Ciro Krauthausen

Eigentlich wollten sie an Bord der "Estopeig" Thunfische fangen, um sie für wissenschaftliche Forschungsprojekte zu markieren und dann wieder freizulassen. Doch dann biss an diesem Samstagmorgen (17.6.) etwa fünf Seemeilen vor dem Cap Formentor, dort unten in der Tiefe des Meeres, etwas anderes an.

"Wir wussten etwa eine Stunde nicht, was es war, und dachten schon, die Leine hätte sich verhakt, denn weder spannte sie richtig, noch bewegte sie sich", sagte der Freizeitfischer und Bootseigner Sebastián Gamundí gegenüber dem Magazin "Gaceta Náutica".

Erst nach einer weiteren dreiviertel Stunde tauchte ihr Fang endlich auf: ein über drei Meter langer, offensichtlich schon erschöpfter Grauhai oder Stumpfnasen-Sechskiemerhai (Hexachus griceus), auf Spanisch "tiburón cañabota" genannt.

Die Freizeitfischer konnten es selbst kaum glauben

Die Männer konnten es selbst kaum glauben, wie die aufgeregten Rufe in einem Video belegen. "Es war weder unser Ziel, noch unsere Absicht, so ein Tier zu fangen", so Gamundí.

Grauhaie leben normalerweise in Küstennähe, aber weit draußen im Meer in bis zu 2.000 Meter Tiefe, tagsüber meist am Meeresgrund, in der Nacht auch näher an der Oberfläche. Die als Einzelgänger bekannten Tiere ernähren sich von Krebstieren, Kopffüßern, Fischen und Knorpelfischen, aber auch von Aas. Auch deswegen geraten Stumpfnasen-Sechskiemerhaie vor Mallorca immer wieder in die Grundschleppnetze von Garnelen-Fischern, wie unter anderen der Journalist Juan Poyatos berichtet.

Grauhaie bewegen sich nur sehr langsam

Attacken auf Menschen sind nicht bekannt und angesichts des Lebensraums Tiefsee auch sehr unwahrscheinlich. Wegen seiner langsamen, wohl auf den hohen Wasserdruck in der Tiefe zurückzuführenden Bewegungen, wird der Grauhai auf Mallorca auch "tiburón durmiente" (schlafender Hai) genannt. Auf der Roten Liste der bedrohten Arten gilt die wohl 200 Millionen Jahre alte Spezies als "zunehmend gefährdet".

Um das Tier nicht mit der Schiffsschraube zu verletzen, hatten die Freizeitfischer zuvor den Motor ausgestellt. Als der Grauhai an die Oberfläche gelangte und sich im Wasser wand, durchschnitten sie die Angelleine. Daraufhin verschwand der Riese in der Tiefe. "Es wäre uns gar nicht in den Sinn gekommen, ein solches Exemplar zu töten", so Gamundí, der einer Vereinigung für nachhaltige Freizeitfischerei angehört.