Was Experten zum Phänomen der beißenden Fische auf Mallorca sagen

Kleine Exemplare vor Mallorcas Küste knabbern derzeit die Badegäste an

Auch Exemplare der Geißbrasse könnten unter den "Beißern" sein.

Auch Exemplare der Geißbrasse könnten unter den "Beißern" sein. / Diego Delso

„Wir waren gestern an der Cala Gat und sind nach zwei Stunden wieder gegangen, weil das Beißen sehr unangenehm war. Dafür, dass die Fische nicht allzu groß sind, hinterlassen sie ziemlich große Wunden“, schreibt ein MZ-Leser, der auf Facebook Mario M. heißt. Auch die Schweizer Urlauberin Romy Schmid brachte aus ihrem Urlaub blutende kleine Löcher an ihrem Bein als Souvenirs mit, die auch Wochen später noch zu sehen sind. Beim Baden in Colònia de Sant Jordi habe die Rentnerin vor lauter Schreck und Schmerz sogar kurz aufschreien müssen, wie sie gegenüber der Schweizer Zeitung „Blick“ erklärte.

Und dann sind da aber auch eher hart gesottene MZ-Leser wie Sven P., die eher gelassen auf die vermeintlich bissigen Tiere reagieren: „Gestern zweimal ins Knie gezwickt worden. Der Fisch war circa 15 bis 20 Zentimeter groß. Unangenehm, aber nicht schmerzhaft“, kommentierte er einen Vorfall Ende Juli gegen 15 Uhr auf Höhe des Balneario 2 an der Playa de Palma, etwa 20 Meter vom Ufer entfernt.

Vermutungen statt Belege

Von sich häufenden Klagen über Fische, die Badegäste in die Beine oder Füße beißen und ihnen so teils kleinere Wunden zufügen, hatten zuletzt verschiedene Medien berichtet. Insbesondere in flachen Gewässern mit sandigem Untergrund seien die zwickenden Fische unterwegs. Meeresbiologen stellten schon in der Vergangenheit die These auf, dass Exemplare aufgrund des Klimawandels bei steigenden Wassertemperaturen häufiger dort auf Nahrungssuche gingen als früher. Außerdem pflanzen sich einzelne Arten im Sommer fort und könnten auch darum phasenweise aggressiv werden. Wissenschaftlich gesichert ist das bislang aber noch nicht.

Auch nicht dem auf das Verhalten von Fischen spezialisierten Meeresbiologen Pablo Arechavala vom Meeresforschungsinstitut Imedea sind wissenschaftliche Belege dazu bekannt, dass es derzeit vermehrt zu „Angriffen“ beißender Fische auf Badegäste kommt. Arechavala hat aber seine ganz eigenen Vermutungen zu den Gründen: „Ich denke, dass mehrere Gegebenheiten eine Rolle spielen“, sagt er.

Verschiedene Faktoren im Spiel

Fische seien ektotherme Tiere. Ihre Körpertemperatur wird also durch die Außentemperatur proportional gesteuert. „Daher hat die Wassertemperatur einen großen Einfluss auf sie.“ Die gestiegenen Temperaturen treiben ihren Stoffwechsel an und erhöhen damit auch ihren Nahrungsbedarf. Zudem vermutet Arechavala, dass sich in Zeiten zunehmenden Tourismusdrucks einige in Ufernähe lebenden Fischpopulationen mehr und mehr an die Anwesenheit badender Urlauber gewöhnen. „Es kommt immer wieder vor, dass sie Fische füttern. Daher bringen die Tiere sie wahrscheinlich mit Nahrung in Verbindung“, so Arechavala.

Aus den genannten Gründen hätten die Fische keine Angst mehr vor Menschen und würden verschiedene Fressstrategien ausprobieren. Seiner persönlichen Einschätzung nach handle es sich bei den Fischen, die in Küstennähe an den Badegästen knabbern, um Brassen. Welche Arten genau, könne er nicht sicher sagen. Die von vielen Badegästen als Plagegeister wahrgenommenen Fische seien wohl auf der Suche nach kleineren losen Hautfetzen.

Für Menschen nicht gefährlich

„Alles kein Grund zur Sorge“, betont der Forscher. Auch wenn die Fische den einen oder anderen Badegast erschrecken mögen, schlimme Folgen hätten auch ihre etwaigen kleinen Bisse kaum. „Sie sind für Menschen nicht gefährlich“, sagt denn auch Francisco Miguez, der die Rettungsschwimmer an der Playa de Muro koordiniert und keine außergewöhnliche Häufung von Fischbissen feststellen kann.

Unter den MZ-Lesern scheiden sich die Geister, ob es nun Grund zur Aufregung über das Phänomen gibt. Ganze 345 Facebook-Kommentare zählt ein erster MZ-Artikel über die beißenden Fische. „Ich fahre schon seit 40 Jahren nach Mallorca, und es kommt immer mal vor“, schreibt Margitta E. „Zwickt ein bisschen, man erschrickt, und es sieht aus wie ein Stich. Aber kein Grund für diese Panik. Die sind ja nicht zu halben Haien mutiert“, findet Gabriele Abratis. Und Uwe G. witzelt: „Steven Spielberg schreibt schon am Drehbuch: ‚Die Killersardellen von Malle‘.“