Mallorca-Fähren müssen ab 2024 Emissionszertifikate kaufen: Steigen jetzt die Preise?

Experten schätzen, dass Reedereien pro Fähre rund 10.000 Euro am Tag zahlen werden

Eine Fähre der Reederei Grimaldi Trasmed im Hafen von Palma.

Eine Fähre der Reederei Grimaldi Trasmed im Hafen von Palma. / B. Ramon

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Dicker schwarzer Rauch steigt über dem Hafen von Palma auf, mit lautem Dröhnen legt eine Fähre ab. Die Luft in den Häfen ist – wenig verwunderlich – nicht besonders sauber. Palma nahm auf der Liste der am meisten verschmutzten Städte in Europa hinsichtlich der Belastung im Hafen in einer Untersuchung von 2019 hinter Barcelona den zweiten Platz ein.

Zu diesem Ergebnis kam damals eine Studie von Transport & Environment, Dachorganisation von nicht staatlichen europäischen Organisationen aus dem nachhaltigen Verkehrsbereich. Untersucht wurden dafür zwar lediglich die Emissionen von rund 200 Kreuzfahrtschiffen – die teilweise technologisch veralteten Fähren stehen diesen in Sachen Luftverschmutzung allerdings in nichts nach.

Gilt für alle Schiffe mit mehr als 5.000 Bruttoregistertonnen

Dagegen geht nun die Europäische Union energisch vor. Ab Januar 2024 gilt der Emissionshandel europaweit auch für den Schiffsverkehr, also auch für die zahlreichen zwischen den Balearen-Inseln verkehrenden Fähren. Die Regelung sieht vor, dass ab Januar die Reedereien, die große Schiffe betreiben und Häfen in der EU anlaufen, Emissionszertifikate für den Treibhausgasausstoß kaufen müssen. Darauf hatten sich die Mitgliedsstaaten und Vertreter des EU-Parlaments im November 2022 geeinigt.

In den Emissionshandel miteinbezogen werden alle Schiffe mit mehr als 5.000 Bruttoregistertonnen. Durchschnittlich große Fähren haben mehrere 10.000 Bruttoregistertonnen Fassungsvermögen.

Ab 2026 muss für den gesamten Ausstoß bezahlt werden

Der Emissionshandel sieht vor, dass die Reedereien im Jahr 2024 für 40 Prozent ihres CO₂-Ausstoßes bezahlen müssen, im Jahr 2025 dann für 70 Prozent, ab 2026 für 100 Prozent. Wie viel das ungefähr ausmacht, rechnet Schifffahrtsexperte Sönke Diesener vom NABU in Deutschland vor. Derzeit werde die Tonne CO₂ im Schiffsverkehr mit rund 90 Euro berechnet. Eine durchschnittliche Fähre verbrauche 30 bis 40 Tonnen Schweröl am Tag – was rund 90 bis 120 Tonnen CO₂ entspricht. „Das bedeutet, dass eine Reederei pro Fähre rund 10.000 Euro am Tag zahlen muss, wenn man den vollen Tarif ab 2026 zugrunde legt.“

Der europäische Verband der Fertigfahrzeuglogistiker (ECG) hat auf Basis einer Studie der Online-Informationsplattform Que Seas ausgerechnet, dass die Reedereien ab 2026 für eine durchschnittliche Fähre rund 1,67 Millionen Euro im Jahr an Emissionsrechten zahlen müssen.

Reedereien wollen Preiserhöhungen auf Tickets umlegen

Diesen Mehrbetrag müssen die Reedereien aufbringen und bauen deshalb schon einmal vor: Der Geschäftsführer von Grimaldi Trasmed, Ettore Morace, erklärte Ende August bei einem Treffen mit der balearischen Ministerpräsidentin Marga Prohens, dass seinem Unternehmen wenig übrig bleibe, als die gestiegenen Kosten auf die Passagiere und Speditionen umzulegen. Gleichzeitig versprach er, Lösungen zu suchen, bei denen die Preiserhöhungen „so gering wie möglich“ sein sollen.

Auch Mitbewerber Baleària stellt sich auf den Emissionshandel ein. Laut einer Sprecherin trifft der Emissionshandel 16 Schiffe der Fährgesellschaft, unter anderem die Verbindungen zwischen Palma und Barcelona, zwischen Palma und Valencia sowie zwischen Port d’Alcúdia und Barcelona. Man arbeite derzeit intern daran, wie die gestiegenen Kosten aufgefangen werden sollen.

NABU-Experte: 10.000 Euro sind "Peanuts"

Sönke Diesener hält das für scheinheilig. Angesichts der Kosten, die für Reedereien täglich anfielen, seien 10.000 Euro für Emissionsrechte pro Schiff „Peanuts“. „Die Preissschwankungen bei der Schifffahrt, etwa beim Treibstoff, sind so massiv. Da fällt dieser Betrag nicht ins Gewicht.“

Die Schifffahrt in den Emissionshandel einzubeziehen, hält Diesener aber für einen „Durchbruch“. „Zumal das eingenommene Geld zum Großteil dazu verwendet wird, die Schifffahrt sauberer zu machen.“

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