Die Jäger auf Mallorca gewinnen Terrain - und betreiben Imagepflege
Unter der neuen Regierung werden die Rechte für die Jagd ausgeweitet. Die neue Sprecherin des Jägerverbands will aber auch verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben
Wer Ende vergangener Woche einen Ausflug in der Umgebung Palmas unternahm, der hat sich vielleicht über den einen oder anderen Knall gewundert. Denn seit Donnerstag (2.11.) dürfen die Jäger wieder auf öffentlichem Grund im Stadtgebiet auf die Pirsch – erstmals seit acht Jahren. Der Tag war sehnlich erwartet worden. Mindestens 400 Jäger dürften es gleich am ersten Tag gewesen sein, schätzt der Club Palma Caza y Tiro. Die Jagd sei „ohne Zwischenfälle und völlig normal“ verlaufen.
Imagepflege
Die Jäger sind nicht nur zurück, sie wollen auch ihr Image aufbessern. Die Grundlage dafür bietet nicht zuletzt der Regierungswechsel vom Frühjahr in allen wichtigen Insel-Institutionen. Die Rechtspartei Vox, die der konservativen Volkspartei (PP) vielerorts zur Mehrheit verhalf, ist eine effektive Lobby der Jäger, und der Vizepräsident im Inselrat, Pedro Bestard, war sogar Vorsitzender des balearischen Jagdverbands. Auf seinen Posten nachgerückt ist Marta Lliteras. Den modernen Jäger – oder die moderne Jägerin – beschreibt sie als Umweltschützer, den die Gesellschaft zu Unrecht dämonisiere.
„Wenn ein Jäger während der Schonzeit statt ein Gewehr einen Sack Gerste schultert und die Futterstellen für Tiere auffüllt, erkennen ihn viele gar nicht als Jäger und halten auch mal für ein freundliches Schwätzchen inne“, so Lliteras. Füttern, aufforsten, Wege säubern – das alles gehöre auch zum Job dazu, werde aber oft nicht wahrgenommen, genauso wie auch die Auswilderung von Rebhühnern, Kaninchen oder Fasanen, damit sich deren Bestände erholten könnten.
Was gejagt wird
Rund 15.000 Jagdlizenzen und etliche Jagdtechniken gibt es auf Mallorca, die wenigsten Jäger interessieren sich für Ziegen. „Wir schießen Ringeltauben, Schnepfen, Rebhühner, Kaninchen und Turteltauben“, so der Präsident des Club Palma Caza y Tiro, José Antonio Bonet. Auch viele Jäger aus anderen Gemeinden, in denen die Jagd auf öffentlichem Grund weiterhin nicht erlaubt ist, kamen vergangene Woche nach Palma, in die Gebiete von Na Burguesa, Gènova, Puntiró, Pla de Sant Jordi, Xorrigo oder Son Gual, wo jetzt donnerstags und samstags die Pirsch erlaubt ist.
Lizenz ab 14 Jahren
Eine Lizenz gibt es ab 14 Jahren, wenn denn ein Erwachsener als Begleitperson dabei ist. Eine Premiere in jeder Hinsicht war es vergangene Woche somit für den 14-jährigen Juan Martín, den sein Opa Pau Martín und Hündin Dolça begleiteten. „Er hat ein Jahr lang gelernt, er hat eine Waffenlizenz, eine Jagderlaubnis, alles in Ordnung“, so Bonet, der auch auf die Pflichtversicherung verweist.
Die mindestens vierjährige Schonzeit für die Jäger hat gerade erst begonnen.
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