Postkarten aus dem Mallorca-Urlaub schreiben - das ist in Zeiten von Whatsapp und Co. so oldschool, dass es schon fast wieder als hip gelten kann. Über das Smartphone kann man Hinz und Kunz in der Heimat heutzutage theoretisch eine minutiöse Live-Berichterstattung über die Ereignisse an der Poolbar oder die Auswahl des Buffets im Hotel schicken. Und ja: Will man Hinz, Kunz und noch viele andere gleichzeitig erreichen, dann schreien die sozialen Netzwerke geradezu danach, mindestens zehn Urlaubs-Selfies pro Tag zu posten. Man muss ja schließlich seine Follower bei Laune halten?

Und doch: Der eine oder andere bevorzugt es tatsächlich, zum Stift zu greifen und die Urlaubserlebnisse zu Postkartenpapier zu bringen. „Wetter gut, Essen mittel, Sonnenbrand schlecht, morgen Ausflug, dann zurück. Viele Grüße." Wer extrem kreativ ist, verziert die Vorderseite der Karte mit kleinen Skizzen. Irgendwie abgedroschen, aber irgendwie doch persönlicher als öffentliche Online-Posts oder Gruppennachrichten im Messenger.

Nichtsdestotrotz juckt es so manchem jungen Hipster beim Postkartenschreiben in den ans ditigale Wischen und Zoomen gewöhnten Fingern. Wo ist das Originelle, fragen sie sich, und wo die neuen Medien? Die Gesellschaft Asendia - ein Zusammenschluss von Swiss Post und La Poste - hat Abhilfe geschaffen: Sie stellt Briefmarken her, die einen QR-Code beinhalten. Scannt der Empfänger der Postkarte diesen mit seinem Smartphone ein, so erscheinen auf dem Bildschirm automatisch mehrere digitale Fotos aus der ­Urlaubsregion. Auch für die Balearen gibt es seit Neuestem zahlreiche Motive. Erhältlich sind die QR-Briefmarken in rund 700 Verkaufsstellen auf den Inseln. „Die Kunden können einzelne Briefmarken kaufen, der Basispreis liegt bei 1,25 Euro pro Stück", erläutert Asendia-Sprecher Fernando Rodríguez im Gespräch mit MZ. Jeder Händler habe allerdings die Möglichkeit, die Fotos hinter dem Code um Eigenwerbung zu erweitern und auch die Verkaufspreise frei zu bestimmen. „Langfristig planen wir, dass in jeder Gemeinde andere Bilder hinter dem QR-Code stecken, aber bisher sind es balearenweit dieselben", so Rodríguez.

Eine andere, noch kreativere Variante der analog-digitalen Urlaubsgrüße hat die spanische Postgesellschaft Correos entwickelt. „Personaliza tu sello" (Gestalte deine persönliche Briefmarke) lautet der Slogan. Persönlich und digital zugleich. Wer sich online auf der Seite der spanischen Post einloggt, der kann dort einen QR-Code anfordern, der ausgedruckt als Briefmarke fungiert. Scannt ihn der Empfänger der Postkarte mit dem Smartphone ein, so erscheint ein persönliches Video, das der Absender zuvor selbst gedreht und mit dem QR-Code verknüpft hat. Kosten für eine Marke von Mallorca nach Deutschland: 2,14 Euro, also 1,64 Euro mehr als eine herkömmliche Normalo-Briefmarke. Perfekt für den smart-kreativen Urlauber.

Der Haken ist allerdings, dass man mindestens 25 der personalisierten Briefmarken anfordern, sprich insgesamt mindestens 53,50 Euro zahlen muss. 25 Postkarten? An wen soll man die denn alle schicken? Nun, vielleicht kann bei dieser Frage die Facebook-Freundesliste weiterhelfen. Die dürfte ja um ein Zigfaches mehr Kontakte beinhalten als 25?