Fast nur noch internationale Ketten im Zentrum: Vergrault Palma de Mallorca die Urlauber?
Unternehmer und Denkmalschützer beklagen einen Identitätsverlust – und fordern die Politik zum Handeln auf
Andrés Martínez
Gastronomen und Einzelhändler in Palma de Mallorca sind besorgt: Die Mietpreise für Lokale in der Innenstadt steigen immer weiter. Statt heimischer Unternehmer sind es immer mehr internationale Ketten, die das Angebot ausmachen und das Stadtbild prägen.
"Es gibt viele italienische, deutsche und schwedische Marken, die auf Mallorca Filialen eröffnen. Sie erhoffen sich dadurch Prestige", sagt etwa Alfonso Robledo, Vositzender des Gastronomenverbands Restauración-CAEB. Das Nachsehen hätten – wie auf dem Markt für Wohnimmobilien – die Einheimischen. Das bestätigt Miquel Aguiló, Eigentümer des Kurzwarenhandels Mercería Àngela. "Wir zahlen keine Miete, weil das Lokal uns gehört. Sonst wären wir sicher weg vom Fenster", erklärt der Betreiber des historischen Geschäfts.
"Fremde in der eigenen Stadt"
Àngels Fermoselle, stellvertretende Vorsitzende des Denkmalschutzverbands Arca, findet noch deutlichere Worte angesichts der Dominanz von Ketten wie Zara, Burger King oder Bershka: "Ich fühle mich wie eine Fremde in der eigenen Stadt." Die Mietverträge seien nicht nur hoch, die Bedingungen seien auch für Kleinunternehmer kaum zu stemmen. "Wie soll man bitte eine Mieterhöhung nach nur einem Jahr akzeptieren können, wenn es mindestens zwei Jahre braucht, um ein Geschäft zum Laufen zu bringen?", fragt Fermoselle.
Zudem führe die hohe Präsenz großer Marken zu einem Identitätsverlust, beklagt die Denkmalschützerin. "Die Ankunft der Ketten führt dazu, dass man in Palma die gleichen Läden wie in Berlin und Zaragoza findet."
Urlauber wollen Produkte der Insel probieren
Der Massentourismus spielt sicherlich eine große Rolle bei dieser Entwicklung. Doch nun stellen sich Unternehmer die Frage, ob dieser Identitätsverlust nicht langfristig dazu führt, dass die Urlauber das Interesse an Palma verlieren. "Wenn man reist, möchte man doch etwa die authentische Küche des Landes kennenlernen", sagt Miquel Rosselló vom Restaurant Blat Al Sac. "Hier in Palma gibt es nur noch zwei oder drei Lokale, die mallorquinische Küche anbieten." Alfonso Robledo stimmt zu: "Die Urlauber wollen die Produkte der Insel probieren."
Die Unternehmer wünschen sich mehr Unterstützung von der Stadtverwaltung: "Letztlich kommt es darauf an, was sie für einen Einzelhandel haben wollen", sagt etwa Miquel Aguiló. "In anderen Städten werden die alteingesessenen Geschäfte mit Subventionen unterstützt." Àngels Fermoselle fordert die Politik auf, sich anzuschauen, wie andere europäische Städte dem Identitätsverlust vorgebeugt haben. "In Frankreich beispielsweise wurden Geschäfte aufgekauft, die vom Verschwinden bedroht waren."
Ein wenig Hoffnung
Robledo erhofft sich ebenfalls Unterstützung im Bereich der Gastronomie: "Es wird schon gute Arbeit geleistet mit verschiedenen Gastro-Events, aber im Bereich der Restaurants gibt es noch Luft nach oben." Gleichzeitig hat der Verbandschef auch Hoffnung: "Es gibt immer mehr authentische Lokale, die von jungen Leuten betrieben werden."
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