Anwohner in Palma fliehen vor Urlauber-Ansturm auf Mallorca in die Tiefgarage

"Hier kennen wir uns noch alle", freut sich die Initiative "Canamunt Underground"

Ciro Krauthausen

Ciro Krauthausen

Das Stöhnen über den Urlauber-Ansturm gehört auf Mallorca im Sommer unter einheimischen und ausländischen Bewohnern der Insel ein wenig zum guten Ton. Ganz besonders dort, wo sich, wie in der Altstadt von Palma, Tausende Besucher auf engem Raum versammeln. Dieses Unbehagen humorvoll umgesetzt hat jetzt der Anwohnerverband von Canamunt, dem oberen Viertel der Altstadt. Die Bewohner sind hier kurzerhand in eine Tiefgarage gezogen - zumindest bei Instagram.

"Hier kennen wir uns noch alle. Kein Vergleich mit dem Leben dort oben", heißt es in einer anlässlich eines Stadtteilfestes am Samstag (1.7.) veröffentlichten Bilder-Serie von "Canamunt Underground". "Ich habe zwar keine Wohnung mehr, aber hier muss ich das Viertel nicht mehr verlassen", freut sich die Filmemacherin Rita Feliu. "Franchise-Ketten, Kreuzfahrtschiffe und Eisdielen gehören jetzt dem Trubel der Vergangenheit an", gibt der Philosoph Amadeu Mir zu Protokoll.

In der Tiefgarage lässt sich noch Durchschlafen

"Schlange stehen, um ans Meer zu gelangen, wird überbewertet", weiß die Gestalttherapeutin Paquita Suñer. Und die Familie Pasqual freut sich, dass es in der Tiefgarage so schön ruhig ist und man die ganze Nacht durchschlafen kann. Zumal dort unten auch keine Hautkrebsgefahr bestünde, wie Maribel, Xisca und Maurici von der Gruppe MxM unterstreichen.

Dass die Anwohner-Initiativen in der Altstadt Humor haben, beweisen sie auch bei der alljährlichen "Schlacht" am ersten Sonntag im September: Dann fallen die Bewohner der Unterstadt Canavall und der Oberstadt Canamunt mit Wasserpistolen übereinander her. Die Gaudi verweist im weitesten Sinne auf eine historische Fehde zwischen zwei Clans im 16. und 17. Jahrhundert.

Nebenbei dient die Aktion auch als Werbekampagne für die sommerlichen Stadtteilaktivitäten, die – in dem Fall nicht in der Tiefgarage, sondern auf Straßen und Plätzen – bis Mitte Juli stattfinden. Dazu gehören Freiluftkino, Kinderfeste, geführte Spaziergänge und natürlich auch die jährliche Riesensause der Bar Flexas im Parc de la Mar am 14. Juli.

Auch beim Stadtfest Sant Sebastià im Januar ist viel Fantasie mit im Spiel. Dort ziehen dann Freundesgruppen als "Bruderschaften" mit einem eigenen satirischen Heiligen durch die Gassen der Altstadt.