Mallorca für Insider: Wo sich die „Essenz der Insel“ entdecken lässt

Die kleinen Dörfer im Innern der Insel verfolgen seit neuestem eine gemeinsame Tourismusstrategie, mit der sie sich in jeder Hinsicht von den Küstengemeinden absetzen wollen

Morgenstimmung in der Gegend von Montuïri.

Morgenstimmung in der Gegend von Montuïri. / Mancomunitat Pla de Mallorca

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Wenn es um die Bekanntheit von Reisezielen auf Mallorca geht, spielt der Pla nicht wirklich vorne mit. Die Gegend im Inselinnern von Mallorca, die aus 14 zumeist kleinen Gemeinden besteht, ist für viele Besucher ein blinder Fleck. Das möchte Joana Maria Pascual ändern – zumindest ein bisschen. Denn gerade die Tatsache, dass es im Pla praktisch keinen Massentourismus gibt, macht schließlich den Reiz der Gegend aus. „Der Pla, das ist die Essenz von Mallorca“, sagt Pascual.

Die Gemeinderätin von Ariany ist so etwas wie die Oberbürgermeisterin des Pla. Sie sitzt der Vereinigung der Gemeinden im Inselinnern vor, der Mancomunitat del Pla de Mallorca. Und auch, wenn jedes Rathaus seine eigenen Entscheidungen trifft, bündeln die Kommunen in dem Verbund ihre Tourismusstrategie: Seit Ende 2022 gibt es einen Masterplan – ein Paket von Projekten, das nach einer Analyse der Stärken und Schwächen erarbeitet wurde, unter Vermittlung des Inselrats aus den EU-Next-Generationen-Töpfen gefördert wird und einen nachhaltigen, zielgruppenorientierten Tourismus fördern soll.

Klasse statt Masse

Im Gespräch mit der MZ betont Pascual denn auch mehrfach, dass man gar nicht viele Urlauber haben wolle. Nicht nur, weil man dafür nicht die Kapazitäten hinsichtlich Unterkünften oder auch Wasserversorgung habe. Vielmehr gehe es bei der gemeindeübergreifenden Strategie darum, solchen Besuchern, die sich auf das „echte“ Mallorca einlassen wollen, Informationen und Service an die Hand zu geben und den den Einwohnern eine Einkommensquelle zu verschaffen. Statt auf großen Messen wie der ITB Berlin, wo man kaum wahrgenommen werde und wo die auf die Küste fixierten Reiseveranstalter ohnehin kaum Interesse am Pla zeigten, wolle man lieber auf kleineren Fachmessen Präsenz zeigen.

Der Pla umfasst knapp 22 Prozent der Inselfläche, es leben hier aber nur gut vier Prozent der Inselbevölkerung. Es gibt hier 317 geschützte Kulturdenkmäler (BIC), von archäologischen Fundstätten über Kirchen und Klöster bis zu historischen Bauten. Die Tradition sei hier auf allen Ebenen präsent, sagt Pascual, „hier hat jede Gemeinde eine eigene Gruppe für ball de bot “, den inseleigenen Volkstanz. Solcherlei Traditionen wolle man bewahren und bekannter machen. Aber auch die Gastronomie sei nirgendwo noch so mallorquinisch wie im Inselinnern.

Hier ist es besonders schön

Trotz der „Neutralität“, zu der sie der Vorsitz in der Mancomunitat in gewisser Weise verpflichtet, lässt sich Pascual zu Tipps für Besucher hinreißen. So etwa ein Besuch auf dem Puig de Randa. Von dem Tafelberg zwischen Algaida und Llucmajor bietet sich eine Panoramasicht auf den Pla, auf all die Ziele, die einen Besuch lohnen. Zu ihren Lieblingsorten gehörten zudem die Dörfer Santa Eugènia, Sencelles und Costitx, in dieser Gegend ließen sich fernab des Trubels viele idyllische Wege erkunden.

Eine Website, die derlei Angebote bündeln soll, ist derzeit noch in Arbeit. Immerhin steht inzwischen eine gemeinsame Datenbank für Fotos und Videos, auf die nun alle Rathäuser zugreifen können. Motive von Nebelschwaden über Feldern, Silhouetten von Windmühlen bei Sonnenuntergang oder vom Sternenhimmel über Talaiotstätten machen Lust auf den Pla.

Montuïri.

Montuïri. / Mancomunitat Pla de Mallorca

Fördergelder der EU

Für die Umsetzung des Masterplans stehen knapp drei Millionen Euro von der EU bereit. Definiert wurden vier Schwerpunkte der Projekte: Nachhaltigkeit (610.000 Euro), Energieeffizienz (614.000 Euro), Digitalisierung (748.000 Euro) und Wettbewerbsfähigkeit (eine Million Euro). Pascual verweist etwa auf die Strukturprobleme im öffentlichen Nahverkehr. Zwar seien die Dörfer durch Überlandbusse angebunden, der Streckenplan aber sei ausgerichtet auf die Anbindung mit Palma statt auf die Vernetzung der Dörfer. Nun wolle man alle Gemeinden mit eigenen Ladestationen für E-Bikes ausstatten. „Viele Dörfer sind nur vier, fünf Kilometer voneinander entfernt, das ist mit dem Rad gut zu schaffen.“

Im Pla gibt es insgesamt knapp 1.300 reguläre touristische Unterkünfte, was inselweit einen Anteil von 6,9 Prozent ausmacht. Drei Viertel der Gästebetten entfallen auf Ferienwohnungen. Während es nur elf Hotels gibt, sind die agroturismos zahlreich vertreten. Am wenigsten touristisch erschlossen sind Vilafranca und Santa Eugènia, die meisten Angebote finden sich in den Gemeinden Algaida und Sineu. Hier findet denn auch der mittwöchliche Traditionsmarkt statt, einer der wenigen Orte im Pla, wo sich im Sommer die Urlauber drängen. In der Nebensaison sei dagegen deutlich weniger los, sagt Pascual, „und auch ohne Markt ist Sineu einen Besuch wert“.

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