Die Polizei hat in Palma einen mutmaßlichen deutschen Kinderschänder festgenommen. Dem 32-jährigen Residenten H. J. wird der Missbrauch seiner eigenen Kinder sowie von mindestens einem Kind einer Partnerin im Alter von drei bis neun Jahren vorgeworfen. Die Vergewaltigungen an Bord seiner Yacht "Billy Bob" und in seiner Wohnung im Jahr 2008 hat er aufgezeichnet und im Internet unter dem Pseudonym „Cooldaddy" anderen Pädophilen zur Verfügung gestellt, um dafür im Austausch andere Videos zu erhalten. Die Kinder soll er auch zu Sex untereinander gezwungen haben. Laut der Polizei handelt es sich bei dem Mann um einen wohlhabenden Unternehmer, der mit seinen Firmen Lotterie-Spiele im Internet anbot. In Deutschland ist er wegen Betrugs vorbestraft.

Die Polizei kam dem Deutschen durch Details in einem im Internet kusierenden Video auf die Spur: So war dort eine große Tätowierung auf dem Arm des Mannes zu sehen. Außerdem identifizierten die Ermittler eine Mütze mit dem Aufdruck eines Geschäfts auf Mallorca. Das Innere der Schiffskabine, wo die Taten verübt wurden, war ebenfalls zu erkennen. Das half den Ermittlern, das Schiff zu finden.

Wie erst am Mittwoch (11.5.) bekannt wurde, fasste die Polizei den Mann bereits am 20. April, als er gerade seine drei eigenen Kinder von der Schule abholte. Die Ermittler gehen davon aus, dass er die Kinder in den Osterferien wieder missbrauchen wollte. Bei seiner Festnahme trug der Mann eine Speicherkarte bei sich, auf der er in mehreren Videos bei sexuellen Handlungen mit der Tochter einer Ex-Partnerin zu sehen ist, als diese sechs oder sieben Jahre alt ist. Bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmte die Polizei einen Computer und acht verschlüsselte Festplatten. Von dem Material erhoffen sich die Ermittler weitere Beweise. Laut den Aussagen der Kinder verging sich der Mann mindestens seit 2008 immer wieder an ihnen, die Mütter sollen aber nichts davon gewusst haben.

Dem Zugriff waren wochenlange intensive Ermittlungen vorausgegangen. Nach einem Hinweis der deutschen Polizei über die Botschaft in Madrid recherchierten die Beamten mit drei Ermittlungsgruppen in zahlreichen Schulen auf der Insel, in Sporthäfen sowie Wassersport­firmen, bis sie jene Schule ausfindig machten, die die Kinder offenbar bis vor zwei Jahren besuchten. So konnten sie schließlich auch den mutmaßlichen Täter identifizieren, der in dem Video von 2008 nicht zu erkennen war. Die Suche nach dem aktuellen Aufenthaltsort der Kinder gestaltete sich dennoch schwierig, weil die Familie mehrmals umgezogen war und sich die Eltern getrennt hatten. Auch die deutsche ­Privatschule Viva in Santa Ponça ist von Ermittlern befragt worden. Aktuelle Schüler der Einrichtung sollen aber nicht zu den Opfern gehören.

In Deutschland leitete die Staatsanwaltschaft Koblenz Ermittlungen zu dem Fall ein. Für den Mann wurde Untersuchungshaft angeordnet, eine Aussage zu den Vorwürfen verweigerte er.