"So nicht...weder so...": Wie Mallorca Sauftouristen zur Besinnung bringen will (und wo Sie es schon mal gesehen haben)

Der Inselrat und die Stadt Palma informieren per Plakatkampagne über den neuen Idealtyp des Mallorca-Urlaubers. Aber irgendwie kennt man das doch, oder?

Die Kampagnen 2024 und 2019.

Die Kampagnen 2024 und 2019. / Ajuntament Palma/ Inselrat

Patrick Schirmer Sastre

Patrick Schirmer Sastre

Der Fehler war schon von Anfang an eingebaut: Vor fünf Jahren lud die Playa-Gentrifizierungs-Kampagne Palma Beach die Inselpresse an einem Dienstagmorgen an die Bushaltestelle gegenüber dem Palma Aquarium zur Pressekonferenz ein. Gemeinsam mit dem Bierkönig-Star Peter Wackel stellte sie eine Plakataktion für ein Feiern ohne Exzesse vor. Die Fotos zeigten eine verkaterte Frau mit dem Satz "So nimmt das kein gutes Ende". Daneben das Bild einer Frau, die lächelnd an einem Cocktail nippt, mit dem Satz "So, ... schon!"

So warb das Rathaus Palma 2019 für ein exzessfreies Feiern.

So warb das Rathaus Palma 2019 für ein exzessfreies Feiern. / Ajuntament Palma

So geht es nicht gut am Ende

Was die Macher damals leider vergaßen: Auch ein stilvoll drapierter 18-Euro-Cocktail enthält Alkohol und entfesselt schon beim Blick auf das Plakat die niedersten Instinkte eines jeden Passanten. Diesen Fehler, der auf die Kappe des damaligen links-ökologischen Bürgermeisters Antoni Noguera ging, wollten der konservative Inselrat und die politisch ebenso ausgerichtete Stadtverwaltung nicht wiederholen. Am Freitag (17.5.) stellte sie ihre Kampagne vor. Auf der sieht man eine ziemlich mitgenommene Frau mit einem Glas in der Hand, dessen Inhalt verdächtig nach dem Cocktail von vor fünf Jahren aussieht. "So geht es nicht gut am Ende", steht unter dem Bild. Auf einem weiteren Bild sieht man die Alternative: Eine junge Frau – ohne Alkohol in der Hand – steht in einem Lokal, das für einen Kindergeburtstag hergerichtet ist. "So schon!", steht darüber.

Sprachlich war die Kampagne 2019 vielleicht ein wenig eleganter, aber die Botschaft ist in diesem Jahr viel deutlicher: Jeder Urlauber, der auch nur ansatzweise das Exzess-Level einer Amish-Gemeinschaft überschreitet, läuft Gefahr, sein Leben zu verkorksen.

Kindergeburtstag statt Party: Die neue Idealurlauberin des Inselrats.

Kindergeburtstag statt Party: Die neue Idealurlauberin des Inselrats. / Inselrat

Weder so....

Aber dabei bleibt es nicht. Um zu zeigen, dass auch das entspannteste Trinken ein Problem darstellt (und wohl auch, um zu zeigen, dass nicht nur Frauen gemeint sind), kommt noch ein weiteres Plakat hinzu. Darauf sieht man einen Mann, der offenbar so betrunken ist, dass er die korrekte Bedienung von Sonnenbrillen verlernt hat und der in ein Megaphon zu schreien scheint. "Bitte nicht so...", steht darunter.

Gepaart haben die Marketingleute mit den dürftigen Deutschkenntnissen dieses Motiv mit einem Bild von wohlhabend anmutenden Premium-Europäern, die – ohne jegliche Anzeichen von Exzessen Bier am Strand trinken. "Weder so...", lautet der Begleittext dazu – Wortwahl und Interpunktion sind ein derartiger Cliffhanger, dass man sich erst einmal eine Dose Aurum aufmachen möchte, um die Nerven zu beruhigen, während man auf die Auflösung wartet. Die dann nicht kommt.

Aber, immerhin. Jetzt sollte jeder begriffen haben, wie das ab jetzt auf der Insel läuft. Denn so wie bisher konnte es wirklich nicht weitergehen. Weder so auch nicht.

Weder so kann man auch kein Bier trinken am Strand, findet der Inselrat.

Weder so kann man auch kein Bier trinken am Strand, findet der Inselrat. / Inselrat