„Jeder Mensch sollte einen Turbo­traum haben", meint ­Sonya Kraus. Ein echtes Ziel eben, das es sich zu verfolgen lohnt. Die Moderatorin des TV-Senders Pro7 hat den ihren bereits gefunden: ein Haus auf Ibiza mit Blick aufs Meer, um sich dort auf der Terrasse in der Abendsonne zu räkeln. Schon jetzt zieht es sie zweimal im Jahr auf Mallorcas Nachbarinsel. Eine eigene Immobilie hat sie dort aber noch nicht.

Im vergangenen Jahr wäre das fast anders geworden. Auf Bildern hatte sie sich das Haus schon ausgeguckt. Zur Besichtigung aber kam es nicht mehr, weil sie schwanger wurde und nicht mehr in den Flieger steigen durfte. Im November wurde das Haus an einen anderen Interessenten verkauft. Jemand hatte ihr das bezahlbare Domizil ihrer Träume vor der Nase weggeschnappt. „Ich war so enttäuscht", erzählt die 38-Jährige, die in diesem Jahr bei der Tourismusmesse ITB in Berlin für die Balearen geworben hat.

Im Nachhinein gewinnt sie dem gescheiterten Immobiliendeal doch noch etwas Gutes ab: „Wenn ich meinen Turbotraum schon jetzt erfüllt hätte, wäre mein Leben ja ein wenig langweilig." Im Grunde müsse man den Traum ja auch nicht wirklich erreichen. Allein das Streben danach sei Antriebskraft genug.

Die Geschichte mit dem ­Turbotraum erzählt sie auch in einem Buch mit dem schönen Titel „Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, frag nach Salz und Tequila". Es geht darin um Wege zum Glück, Erfolg und Spaß. Es ist bereits ihr drittes Werk und im Verlag Bastei Lübbe erschienen. Zuvor schrieb sie „Baustelle Mann" und „Baustelle Body" – schon fast ein Markenzeichen, das im kommenden Jahr mit „Baustelle Baby" weiter ausgebaut werden soll. Geplant ist eine Art Entscheidungshilfe für junge Frauen, die um die 30 seien und sich die Frage stellten: Baby – ja, nein, vielleicht?

Klar, dass da auch die eigenen Erfahrungen eine Rolle spielen. „Lustige Sach- und Lachgeschichten aus meinem Leben, aber auch handfeste Tipps," will sie zu Papier bringen. In ihrem Fall sei das Kind ein „wahnsinnig glücklicher Unfall" gewesen, auf den noch weitere „Unfälle" folgen könnten. Ihr Sohn kam im vergangenen Jahr kurz vor dem Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft auf die Welt. „Durch ein Kind erschließt sich einem eine ganz neuen Form von Liebe", sagt Sonya Kraus.

Allerdings sei das Muttersein mit dem Fernsehjob nicht leicht zu vereinbaren. Nach der Geburt gönnte sich die Moderatorin nur wenige Wochen Pause. Außer ihrer Sendung „Talk Talk Talk" auf Pro7 moderiert die gebürtige Frankfurterin dort auch die Wok-WM. Sie ist das ihrem Haussender gewissermaßen schuldig: Hier wurde sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Angefangen hat sie allerdings als Assistentin bei der Glücksrad-Sendung auf Sat1. Auf ihrer Web­site blickt sie heute belustigt auf die Glücksrad-Zeit zurück: „Meine Aufgabe bestand aus: Buchstaben umdrehen, in kurzen Röcken auf hohen Hackeln stöckeln und lächeln. Wow!" Um nicht vor Langeweile an der Ratewand einzuschlafen, habe sie sich ein Mikrofon erbeutet, in das sie bei jeder Atempause des Moderators sinnfreie Halbsätze geplappert habe. „So wurde ich entdeckt", erzählt sie.

Ihre Bekanntheit setzt sie auch für den Tierschutz ein. Auf Ibiza engagiert sich die Deutsche für die Tierschutz­organisation „Casa Animales". Einer ihrer beiden Hunde, eine ibizenkische Doggenmischung, stammt aus einem Tierheim.

Ibiza ist für Sonya Kraus in den vergangenen Jahren zu einem zweiten Zuhause geworden ist. Schon im Frühjahr versucht sie, für ein paar Wochenenden auf die Insel zu fliegen. Und der Sommerurlaub ist ihr heilig. Meist im Juni, kurz vor der Hauptsaison, mietet sie sich mit ihrer „ganzen Sippschaft" eine Finca im Norden und lädt aus Familien- und Freundeskreis alle ein, die Lust und Zeit haben zu kommen. „Dann herrscht bei uns open house".

Kraus liebt auf Ibiza „die bunte verschworene Künstlerszene" und die alternativen ­Lebensentwürfe. „Das macht für mich den Reiz der Insel aus, und ich hoffe, dass diese Lebensart noch lange erhalten bleibt."

Auch Mallorca, wo sich bekanntlich viele ihrer TV-Kollegen und Kolleginnen niedergelassen haben, gefällt Sonya Kraus. „Ich habe da – wenn man einmal alle Reisen und Familienurlaube zusammennimmt – bestimmt ein halbes Jahr meines Lebens verbracht." Aber wenn sie sich entscheiden müsste, würde sie Ibiza vorziehen. „Es ist im Vergleich zu Mallorca einfach ein kleines Dorf. Dort ist mir alles vertrauter." Mittlerweile hat sie auch begonnen, Spanisch zu lernen – mit allen Konsequenzen. „Manchmal bin ich ganz schön frustriert, wenn ich trotzdem nichts verstehe. Dann stelle ich meist fest, dass die Leute mit mir Katalanisch oder Ibizenkisch sprechen." Es sei halt gar nicht so einfach, sich einen Traum zu verwirklichen.

In der Printausgabe vom 24. März (Nummer 568) lesen Sie außerdem:

- Körpereinsatz im Beruf: Wie der Mann - so die Frau?

- Very british: Unsere Nachbarn im Porträt

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