Als der spanische Staat im April bekannt gab, im Zuge der Haushaltskonsolidierung die Flughafenabgaben zu erhöhen, war der Aufschrei in der Tourismusbranche auf Mallorca groß. Der Lobby-Verband Exceltur rechnete aus, dass allein die ­Balearen dadurch 268.000 Urlauber pro Jahr verlieren würden, der Sprecher der mallorquinischen Freizeitunternehmen Antonio ­González gab zu bedenken, dass die Insel sehr vom Luftverkehr abhängig ist, man solle sie deswegen von der Erhöhung ausnehmen.

Seit dem 1. Juli ist die neue Gebührenordnung nun in Kraft. Seither berechnet der staatliche Flughafenbetreiber Aena 10,01 Euro für jeden Fluggast, der von Palma aus zu einem europäischen Flughafen abhebt – vor der Erhöhung verlangte Aena 7,56 Euro. Die Gebühr setzt sich zusammen aus den Kosten der Passagier­abfertigung, einer Umlage für Hilfe­leistungen für Flugreisende mit eingeschränkter Mobilität und der Abgabe für die Sicherheits­kontrollen. Während Sicherheits- und Mobilitätszuschläge auf allen 47 Aena-Flughäfen gleich hoch sind, gibt es für die Passagier­abfertigung sechs verschiedene Tarife.

Besonders ärgert die Fluglinien, dass die Gebührenerhöhung auch für solche Flüge gilt, die zwar vor dem 1. Juli gebucht wurden, aber erst nach dem Stichtag durchgeführt werden. Der spanische Senat hatte zunächst einen Abänderungsantrag verabschiedet, um die Rückwirkung der Erhöhung außer Kraft zu setzen. Doch im Parlament wurde der Antrag dann zur Überraschung vieler abgewiesen.

Die Fluggesellschaften reagierten unterschiedlich. Während Air Berlin, Iberia, Lufthansa, Condor, Swiss und Easyjet die Mehrkosten für vor dem 1. Juli erworbene Tickets übernehmen, geben Ryanair und Vueling die Erhöhung an ihre Passagiere weiter. Die spanische Verbraucherschutzorganisation Facua rät Kunden der beiden Billig-Airlines, die Zusatzkosten zunächst zu bezahlen, weil sie sonst am Boden bleiben. Gleichzeitig sollen die Flugreisenden aber ein Beschwerdeformular (hier klicken zum Download) ausfüllen, das im Internet zur Verfügung steht, um die Rückerstattung dieser Aufschläge zu fordern. Die Verbraucherschützer argumentieren, dass nur der zum Zeitpunkt des Kaufvertrages gültige Preis vom Passagier verlangt werden darf.

Bei Flügen, die nach dem 1. Juli gebucht wurden, schlagen die Fluggesellschaften die Mehrkosten auf die Ticketpreise um. Ob das zu einem Rückgang der Passagierzahlen führen wird, ist schwer zu sagen. Auch in Deutschland wurde 2011 eine Flugverkehrssteuer auf Abflüge von deutschen Airports erhoben. Eine gesicherte Aussage über die Auswirkungen der Steuer, die in diesem Jahr bei 7,50 Euro für Kurzstreckenflüge liegt, kann Lufthansasprecher Klaus Gorny aber nicht machen. „Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass insbesondere preissensible Kunden von erhöhten Abgaben abgeschreckt werden", so Gorny. Das „Handelsbatt" zitierte Ende Juni aus einem Gutachten des Finanzministeriums, demzufolge die Passagierzahl seit Einführung der Steuer um zwei Millionen zurückgegangen sei. Viele weichen schlicht auf Flughäfen in den Nachbarländern aus – für Inselresidenten keine praktikable Lösung.

Álvaro Middelman, der bei Airberlin für Spanien und Portugal zuständig ist, hält das Prozedere der Gebührenerhöhung für illegal. Sein Unternehmen behalte sich vor, zu klagen. Der spanische Staat habe sich nicht an die in der EU-Richtlinie über Flughafenentgelte festgesetzten Fristen gehalten, zudem sei entgegen den Vorschriften die Erhöhung nicht mit den Fluggesellschaften abgesprochen worden. Air Berlin ist wegen des Drehkreuzes auf Mallorca besonders betroffen: Auch für Fluggäste, die nur von Deutschland nach Portugal reisen wollen, wird die Abgabe wegen des Umsteigens auf Mallorca fällig.

Deutlich teurer wird es aber bei Flügen ab Madrid und Barcelona, dort sind die Flughafenabgaben nun doppelt so teuer wie vor der Erhöhung. Beide Airports haben je einen neuen Terminal erhalten, die Investitionen machen fast die Hälfte der Schulden aus, die Aena angehäuft hat. Und das sind nicht eben wenige: Allein im Jahr 2011 hat die Flughafenbetreibergesellschaft 220 Millionen Euro Miese gemacht. Die angehäuften Gesamtschulden betragen über 12 Milliarden Euro.

Auch Palma bezahlt also Investitionen in Madrid und Barcelona. Dabei ist der Inselflughafen der rentabelste ganz Spaniens, 2011 erzielte Son Sant Joan einen Gewinn von 44 Millionen Euro. Als Ausgleich hat die Zentralregierung deshalb eine seit langem geäußerte Forderung berücksichtigt: Zwischen November und März werden die Gebühren um zehn Prozent gesenkt.

Im europäischen Vergleich liegen die spanischen Gebühren im Mittelfeld, wie Lufthansa-Sprecher Gorny erklärt. Allerdings sei das von Flughafen zu Flughafen unterschiedlich. Streichungen von Verbindungen sieht das deutsche Unternehmen nicht vor. Ganz anders Ryanair: Die Iren streichen ab dem 1. November elf Routen ab Madrid (unter anderem nach ­Düsseldorf und Frankfurt) und vier ab Barcelona (u.a. Hamburg), zudem wird die Flugfrequenz auf insgesamt 46 Strecken stark reduziert. Palma ist davon nicht betroffen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 26. Juli (Nummer 638) lesen Sie außerdem:

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