Es war ein bisschen wie Weihnachten - nur dass er davon schon einige erlebt hatte. So ein Anruf hatte Hauptkommandant Luis Matas von der Feuerwache in Santa Ponça hingegen noch nie erreicht. Es war vor einigen Wochen, das Telefon klingelte und dran war sein Vorgesetzter. Er solle schnell einen Wunschzettel schreiben, da jemand den bomberos eine Spende zukommen lassen wolle.

„Ich hab gedacht, ich höre nicht richtig", erzählt Luis Matas, der der Anordnung aus Palma natürlich sofort nachkam. „Wir sind hier nicht schlecht ausgestattet, aber es gibt immer Dinge, die man noch gebrauchen könnte und für die gerade kein Geld da ist."

Bei den Spendern handelte es sich, wie der Kommandant anschließend erfuhr, um ein deutsches Ehepaar, das sich erst kürzlich ein Haus in Santa Ponça gekauft hat. Dirk Teichmüller war selbst schon im Katastrophenschutz aktiv und ist in seiner Heimatgemeinde bei Frankfurt Mitglied in der Feuerwehr - allerdings nur passiv, als finanzieller Unterstützer. Als er und seine Frau Sarah vor einigen Monaten im Radio von den Kürzungen bei der ohnehin schon nicht üppig ausgestatteten mallorquinischen Feuerwehr hörten - während überall auf der Insel, auch in ihrer direkten Nachbarschaft, die Waldbrände loderten - war der Entschluss schnell gefasst: Sie wollten auch hier helfen, mit einer kleinen Finanzspritze.

Doch wie gelangt das Geld auch tatsächlich zu den Feuerwehr­männern von Santa Ponça? Kein ganz einfaches Unterfangen, wie sich herausstellte. Da es beim Insel­rat, dem die Feuerwehrmänner unterstellt sind, nur einen allgemeinen Topf für Geldspenden gibt, konnten Dirk und Sarah Teichmüller nicht einfach einen Scheck ausstellen. Es musste stattdessen eine Sachspende sein. Die in Palma ansässige Anwältin des Ehepaars, Sandra Aertken, die bereits den Kontakt zum Inselrat sowie zum Dienststellenleiter in Santa Ponça hergestellt hatte, leitete alles Nötige in die Wege. Die Liste, die sie daraufhin erhielten, sei lang gewesen, erzählt Dirk Teichmüller. „Wir haben uns deshalb für die Aus­rüstungsgegenstände entschieden, die uns am nützlichsten erschienen und preislich unseren Vorstellungen entsprachen." Für 4.500 Euro ließ das Ehepaar fünf Schläuche und drei Löschlanzen, mit denen Brände an schwer zugänglichen Stellen bekämpft werden, bestellen.

Die Rechnung sei längst eingetrudelt, das Geld überwiesen - nur auf die Lieferung warten sowohl die Feuerwehrmänner als auch die Teichmüllers noch. „Das dauert immer ein bisschen", sagt Hauptkommandant Matas. Auf das nagelneue Löschfahrzeug mit Drehleiter habe man auch ein halbes Jahr warten müssen. Jetzt ist es der ganze Stolz der bomberos von Santa Ponça. „Das ist das neueste, was es auf dem Markt gibt."

Zum Fuhrpark zählen daneben fünf weitere Löschfahrzeuge und verschiedene Einsatzautos. Das Equipment umfasst jede Menge Gerätschaften und sogar einen Suchhund. Die Feuerwehrmänner rücken nicht nur zu Bränden aus, sondern bergen auch Unfallopfer, pumpen überschwemmte Straßen und Keller leer, beseitigen Unwetter­schäden, retten Bergsteiger aus der Tramuntana oder suchen nach Vermissten. In schlimmen Fällen kommen die Kollegen aus Palma, Sóller oder auch Llucmajor zu Hilfe. Rund 1.700 Einsätze absolviert das Team im Jahr, nicht selten sind Überstunden angesagt. Und dennoch werde ihre Arbeit kaum geschätzt, klagen die Feuerwehrmänner. „In Deutschland ist das anders, da ist die Feuerwehr besser in die Gesellschaft integriert", sagt einer. Dass dies auch in Spanien so ist, werde vorerst wohl ein hehrer Wunsch bleiben.

Von den Teichmüllers gewünscht hätten sich die Feuerwehrmänner auch einen Satz neue Uniformen samt Helmen. Davon hätte man allerdings 50 Stück auf einmal kaufen müssen. „Und das war uns dann doch zu teuer", sagt Dirk Teichmülller. Das Ehepaar hofft deshalb, dass sich unter Mallorcas Residenten der ein oder andere Nachahmer findet, der der Feuerwehr ebenfalls finanziell unter die Arme greift. „Wir erwarten schließlich auch, dass die Jungs unsere Häuser beschützen."

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