Nicht alles, was grün aussieht, ist auch nachhaltig: Gerade idyllische Landhäuser von Zweithausbesitzern mit üppigen Gartenanlagen und Pool haben dazu beigetragen, dass der Wasserhaushalt auf Mallorca aus dem Gleichgewicht geraten ist. Die Pauschaltouristen dagegen, die in den Bettenburgen in den Küstenorten absteigen, haben einen deutlich niedrigeren Wasserverbrauch.

Wie hoch der Konsum tatsächlich ist, und was aus ökologischer Sicht vom sogenannten Qualitäts­tourismus auf Mallorca zu halten ist, hat Angela Hof in ihrem Habilitationsprojekt am Geographischen Institut der Ruhr-Universität Bochum ermittelt. So hat die Gemeinde Calvià, die als Vorzeigemodell für den Wechsel vom Massen- hin zum Qualitätstourismus gilt, einen Pro-Kopf-Verbrauch von 700 Litern am Tag. „Dieser Wert ist enorm hoch - verglichen nicht nur mit ländlichen Gebieten ohne Tourismus, die oftmals einen Verbrauch von unter 100 Litern haben, sondern auch mit Hotel-Gegenden, die auf gut 200 Liter kommen."

Schuld sind die begrünten Außenanlagen der Grundstücke - ihre Bewässerung könne bis zu 70 Prozent des privaten Verbrauchs ausmachen, so Hof. Hinzu kommen auf dem mallorquinischen Land inzwischen rund 40.000 Pools, wie Kollege Macià Blázquez von der Balearen-Universität (UIB) mit seinem Team auf der Basis von Karten und Satellitenbildern errechnet hat.

Am Beispiel der Großgemeinde Calvià konnten die Forscher Hotelgebiete und Zweithaus-Siedlungen direkt vergleichen - auf der einen Seite Touristenorte wie Palmanova oder Magaluf, auf der anderen Seite Villensiedlungen wie Sol de Mallorca oder Nova Santa Ponça. Deren Pro-Kopf-Verbrauch übersteige deutlich den der Vergleichsgebiete. Beispiel: In Santa Ponça ergab die Studie einen Pro-Kopf-Verbrauch von 210 Litern pro Tag, aufgeteilt auf Haus (142), Garten (61) und Pool (7,3). Nova Santa Ponça dagegen kommt auf 771 Liter - der Löwenanteil entfällt auf Garten (570) und Pool (59).

So kam das Wasser-Gleichgewicht immer weiter in Schieflage, obwohl die Zahl der Hotel­betten seit den 90er Jahren konstant blieb. Während diese gesetzlich beschränkt ist, wurden beständig neue Villen gebaut. Die Zahl der Landhäuser auf Mallorca stieg von knapp 54.000 Ende der 1980er Jahre auf 74.000 im Jahr 1999 und schließlich auf derzeit mehr als 220.000, so Blázquez. Der Geograph verweist nicht nur auf den Boom bei Zweitwohnsitzen - Bauträger hätten sich auf solche Projekte zum Verkauf an Ausländer spezialisiert - , sondern auch auf die zunehmende Ferien-Vermietung.

Der schnell steigende Wasserverbrauch auf Mallorca stellt die Behörden vor große Probleme. Gerade Grundwasservorkommen in Küstennähe drohen zu versalzen. Mitte der 90er Jahre wurde das Wasser in Calvià zudem so knapp, dass über zwei Jahre 17 Milliarden Liter per Schiff gebracht werden mussten. Mittlerweile gibt es zwar keine Engpässe mehr. Aber die Infrastruktur - vier Entsalzungsanlagen, die nur saisonal gebraucht werden - und auch der Ausbau des Leitungsnetzes sind teuer.

„Wir müssen über die Grenzen des Wachstums diskutieren", sagt Geografin Hof und verweist auf eine Reihe praktischer Schritte. Es gebe zwar Tipps zum Wasser­sparen, doch beschränkten sich diese meistens auf das Hausinnere, wo der Konsum eher konstant sei. Die eigentliche Verschwendung fände nicht beim Zähneputzen, sondern im Garten statt, und zwar oft unabhängig davon, ob Besitzer auch zu Hause seien. „Wenn sie ein Landhaus haben, müssen sie den Pool pflegen und den Garten bewässern, egal ob sie da sind oder nicht."

Gärten sollten deswegen mit mediterranen Pflanzen angelegt werden, damit sie auf weniger Bewässerung angewiesen seien. „In dieser Klimazone ist es eigentlich nicht grün und üppig", sagt die Geografin und verweist auf Tipps der Gemeinde Calvià für geeignete Pflanzen. Eine Plane über dem Pool könne zudem die Verdunstung deutlich reduzieren. Anreize zum Sparen könnte zudem auch eine Steuer schaffen.

Andererseits dürfte der Boom der Fincagärten und -pools weiter anhalten - mit der geplanten Legalisierung von Um- und Anbauten außerhalb geschlossener Ortschaften wird die Landesregierung wohl ein solches Signal setzen. Und auch die Krise ändert nichts an dem Trend. Hof verweist auf die Schlagzeile einer Finanzzeitschrift. „Ferienhäuser sind Europas härteste Währung", heißt es. Der Markt sei angesichts von Preiseinbrüchen in anderen Immobilien-Segmenten in Spanien erstaunlich robust.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 15. November (Nummer 654) lesen Sie außerdem:

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