Der Korruptionsskandal um die Ortspolizei von Palma de Mallorca weitet sich aus. Nachdem am Montagmorgen (12.1.) vier Beamte festgenommen wurden, ordnete der Untersuchungsrichter am Nachmittag an, dass Palmas Polizeichef Joan Mut und der für Bürgersicherheit zuständige Stadtrat Guillermo Navarro am Dienstag als Beschuldigte zu den Vorwürfen Rede und Antwort stehen müssen. Nach Informationen der Stadtverwaltung soll die Vernehmung von Mut und Navarro Aufschluss über deren Rolle bei einem Disziplinarverfahren geben, das Ende vergangenen Jahres gegen einen mutmaßlich in den Fall verwickelten Beamten eingeleitet wurde.

Bei den vier festgenommenen Polizisten handelt es sich um eine Gruppe, die Diskotheken- und Restaurantbetreiber an der Playa de Palma vor Kontrollen gewarnt und dadurch möglicherweise Straftaten vertuscht haben soll. Zwei von ihnen sind Mitglieder der Präventionseinheit "Grup d'Actuació Preventiva" (GAP), einer der Verdächtigen soll außerdem in den Skandal um die mutmaßlich manipulierten Prüfungen für die Beförderung im Polizeidienst verwickelt sein. Die Festnahmen erfolgten in der Hauptwache der Ortspolizei sowie in den Wohnungen der Beamten.

Palmas Ortspolizei steht wegen Bestechungsvorwürfen seit Längerem im Fokus der Ermittler. Laut Guardia Civil und Antikorruptions-Staatsanwaltschaft, die derzeit ebenfalls Licht ins Dunkel um den Korruptionssumpf bei der Ortspolizei Calvia zu bringen versuchen, soll eine Gruppe von Polizisten mit Unternehmern aus der Bar- und Diskothekenszene gemeinsame Sache gemacht und diese vorgewarnt haben, wenn sie mitbekamen, dass ihre eigenen Kollegen Kontrollen in den entsprechenden Nachtlokalen vorbereiteten. Auf diese Weise konnten dort nie Unregelmäßigkeiten festgestellt werden, wie auch aus internen Statistiken hervorgeht.

Womit die Beamten genau bestochen wurden, ist derzeit noch unklar. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie in den Lokalen Freigetränke erhielten und in einschlägigen Etablissements mit sexuellen Dienstleistungen entlohnt wurden. Sie schließen aber auch nicht aus, dass in manchen Fällen auch Geld floss.

Abgesehen von den Bestechungsvorwürfen gehen die Ermittler Hinweisen nach, laut denen vier Beamte der Präventionseinheit Repressalien erlitten haben, nachdem sie gegen ihre Kollegen ausgesagt hatten. Ins Visier der Staatsanwaltschaft war die Sondereinheit nämlich geraten, nachdem ein Beamter im Sommer ein internes Schreiben verfasst hatte. Darin kritisierte er zum einen die Abläufe innerhalb der Einheit sowie die Vorzugsbehandlung einiger Kollegen durch die Polizeispitze. Zum anderen wies er auf Unregelmäßigkeiten bei den Einsätzen hin. Gegen ihn und drei seiner Kollegen, die die angeblich korrupten Machenschaften bestätigten, wurden daraufhin Disziplinarverfahren eingeleitet. Außerdem wurden sie nach und nach und unter Angabe unterschiedlicher Gründe in andere Abteilungen versetzt.