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Terrassen-Einsturz im Medusa Beach Club: die Quittung für ein touristisches Auslaufmodell

Es bleibt wirklich unverständlich, dass jemand aus Deutschland, Holland oder einem skandinavischen Land diese Gegend Palmas für seinen Sommerurlaub wählt, meint MZ-Kolumnist Miguel Vicens

Der Medusa Beach Club an der Playa de Palma auf Mallorca

Der Medusa Beach Club an der Playa de Palma auf Mallorca / Redaktion DM

Das Wunder der Gegend um die Playa de Palma, wo sich am Donnerstagabend (23.5.) der tödliche Hauseinsturz ereignete, ist, dass dort überhaupt noch einige Gebäude stehen. Wir befinden uns in der heruntergekommensten Ecke der Stadt, noch hinter einigen Straßen in den Vierteln La Soledat, Son Gotleu oder Camp Redó, mit den veraltetsten Gebäuden und den schlechtesten Dienstleistungen und Einrichtungen, die man sich vorstellen kann. Nur der Kontrast zu seinem Nachbarn s’Arenal de Llucmajor bietet diesem Ort einen gewissen vergleichenden Vorteil. Aber es bleibt wirklich unverständlich, dass jemand aus Deutschland, Holland oder einem skandinavischen Land diese Gegend Palmas für seinen Sommerurlaub wählt.

Preiswertes Facelifting

Vielleicht liegt es an den niedrigen Preisen, dem Angebot an Freizeitaktivitäten für junge Leute, der Nähe der Hotels zum Meer und dem preiswerten „Facelifting“, dem die veraltete Strandpromenade jede Saison unterzogen wird. Dort, abseits der Hotels, werden in den Wohnhäusern vor dem Urlauberansturm Saison für Saison kleine Umbauten vorgenommen: Trennwände, Anbauten und neue Elemente werden nach dem Geschmack des jeweiligen Moments hinzugefügt. Sie verwandeln die Gebäude dann ein Jahr lang in einen Beachclub, im nächsten Jahr in ein mexikanisches Restaurant und im darauffolgenden Jahr in einen kleinen Supermarkt mit Disco im Erdgeschoss und E-Rollerverleih in der Ecke.

All dies bildet eine stets provisorisch bleibende Kulisse, die ein jugendliches Feiervolk mit zwei Gläsern zu viel intus, einen umlackierten Touristenzug, eine Armee von Straßenverkäufern und den Müllwagen in Fahrt bringt, der um sieben Uhr morgens für ein bisschen Ordnung sorgt, bevor das Ganze wieder von vorne losgeht. Es ist eine Welt, die an allen anderen Touristenzielen bereits verschwunden ist und die sich auf Mallorca immer noch hartnäckig hält. Zu einem viel zu hohen Preis.

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