Gerade mal 4.000 Euro sollte der VW Bus T4 kosten, den Udo Merz im Internetportal mobile.de gefunden hatte - ein Schnäppchen. „Bei dieser Ausstattung hätte man eigentlich 6.500 bis 7.000 Euro verlangen können“, so der Deutsche aus Worms. Der Verkäufer, den er per E-Mail kontaktierte, erklärte den Preis mit den Umständen: Er sei gerade nach Mallorca übergesiedelt. „Ich habe zwei Jahre in Deutschland gearbeitet und das Auto dort gekauft“, heißt es in der E-Mail. „Der Wagen hat deutsche Papiere, deswegen hat man mir geraten, ihn in Deutschland zu verkaufen.“ Und auch der Transport sollte im Preis inbegriffen sein.

Dass etwas an der Sache faul war, lässt sich im Nachhinein leicht sagen. Doch „das hat alles sehr authentisch gewirkt“, so Merz, „das muss ein Profi gemacht haben.“ Der Trick: Der Verkauf sollte über eine Treuhandfirma abgewickelt werden. An diese werde das Geld überwiesen. Erst, wenn das Fahrzeug übergeben sei, erhalte der Verkäufer den Betrag. Die Website der Firma, „Santander Correos“, ist ­profes­sionell programmiert - inklusive Warnungen vor Internet-Betrügern. Käufer Merz erhielt zudem per E-Mail ein seriös gestaltetes Zertifikat über die Auftragsvergabe sowie die Tracking-Nummer 2GE04L07AA1, um den Verlauf der Transaktion zu verfolgen. Diese ließ sich in ein Feld eingeben, worauf seine persönlichen Daten und der Status „Standby“ angezeigt worden seien. Sogar ein Strichcode wurde mit abgedruckt.

Doch als das Geld überwiesen war, ließ das Auto auf sich warten. Merz wurde skeptisch. Bei einer Internet-Suche stieß er auf Warnungen vor Santander Correo und weiteren angeblichen Treuhandfirmen wie Cliss ­Correo und Mejor ­Correo. Die Seiten seien erst vor kurzem online gegangen oder auch schon wieder vom Netz, so ein Privatermittler in Palma (www.vsspanien.com), der sich der Fälle angenommen hat. Er kennt inzwischen mehr als ein Dutzend Betroffene, von denen zehn auch den Betrag überwiesen haben.

Um die Opfer in Sicherheit zu wiegen, wurde ihnen sogar angeboten, das Fahrzeug mehrere Tage zu testen, wenn sie eine Kaution von 400 Euro für die Versicherung hinterlegten - wer darauf einging, verlor zusätzliches Geld.

Der Verkäufer gab unter anderem Wohnorte in Palma - eine genannte Carrer de Sol existiert wirklich - oder auch auf Ibiza an, die Kontonummer gehört zu einer Bank in Barcelona. Der ­Privatermittler geht davon aus, dass das Konto entweder online und mit gefälschtem Ausweis eröffnet wurde oder auf den Namen eines Strohmanns läuft. Die Faxnummer, über die der Kaufvertrag gesendet wurde, dürfte von einem Voice-over-IP-Anbieter stammen. Die Unterschrift unter dem Vertrag entpuppte sich bei näherem Hinsehen als Schriftart aus einem gängigen Textverarbeitungsprogramm.

Das größte Problem, dem sich die Opfer nun gegenüber sehen, ist die Zuständigkeit. Im Fall einer Anzeige bei der Polizei in Deutschland müsste diese ein Amtshilfeersuchen an die Kollegen in Spanien stellen - bei Beträgen von 4.000 Euro ein sehr aufwendiges Verfahren. „Da reißt sich niemand ein Bein aus“, glaubt der Ermittler. „Und bis die Polizei tätig wird, sind die Täter längst weg.“

Vor der Einschaltung eines Anwalts auf Mallorca schrecken viele Betroffene zurück - schließlich ist schon genug Geld verloren. Falls die Rechtsschutzversicherung mitspielt, will Merz dennoch diesen Weg gehen. Er habe wenig Hoffnung, das überwiesene Geld wiederzuerlangen, möchte aber verhindern, dass es anderen Autokäufern ähnlich ergeht wie ihm.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 9. August (Nummer 640) lesen Sie außerdem:

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