Für sechs Tage wollte die US-amerikanische Künstlerin Natasha Zupan mit Wohnsitz in Valdemossa ihren langjährigen Freund Jean Pigozzi in Panama besuchen. Der Fotograf, Kunstsammler und Sohn des Gründers des ehemaligen französischen Automobilherstellers Simca besitzt dort an der Pazifikküste im Westen Panamas die 270 Hektar große Privatinsel Isla Simca.

Es ist ein Eiland, das überbordende Natur mit allerhöchstem Komfort, erlesenstem Geschmack und fast grenzenlosem Reichtum verbindet, so exklusiv, dass im Internet Preise von 250.000 US-Dollar (230.000 Euro) Wochenmiete aufgerufen werden. „Es ist einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe", sagt Natasha Zupan. Ihr Rückflug sollte am 15. März gehen, doch mit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie in Spanien beschloss sie, lieber noch zwei Wochen zu bleiben. „Daraus sind jetzt mehr als zehn Wochen geworden." Sie sei gefangen im Paradies.

„Am Anfang habe ich mich schuldig gefühlt", sagt die international aufgewachsene Tochter des slowenischen Malers Bruno Zupan. Während ihre Freunde auf Mallorca in den Häusern eingesperrt waren, konnte sie sich im Dschungel frei bewegen. „Doch so schön es auch ist, in Zeiten der Krise wünscht man sich nichts sehnlicher, als nach Hause zurückzukehren." Auf Simca leben derzeit neben ihr und dem Besitzer noch ein Gast aus Dänemark und 18 Angestellte. „Davon sind einige bewaffnete Sicherheitskräfte." Die Region mit den weit verzweigten Mangrovensümpfen ist bei Drogenschmugglern beliebt, und - bei allem Luxus - auch sonst nicht ganz ungefährlich. „Es gibt hier Taranteln, Schlangen - und das nächste Krankenhaus ist weit entfernt", sagt Natasha Zupan.

Das sei am Anfang beängstigend gewesen, aber sie habe sich daran gewöhnt. Mehr noch. Die überwältigende Natur hat den Weg in ihre Kunst gefunden. „Für Jean hatte ich allerlei Utensilien für die Malerei mitgenommen, er wollte es lernen. Doch nach einiger Zeit musste ich ihn bitten, sie mir zurückzugeben." Sie begann, tote Schmetterlinge, Blätter, die abgeworfenen Außenskelette von Skorpionen oder Spinnen zu sammeln. Jean Pigozzi druckte für sie einige seiner Fotos aus. „Im Gemeinschaftsraum habe ich 15 Jahre alte Ausgaben der ,Vanity Fair' gefunden und begonnen, daraus Collagen zu erstellen." Auch auf Mallorca lässt sich Natasha Zupan für ihre Werke von der Natur inspirieren. „Doch hier auf Simca sind die Farben anders, der Dschungel ist voller Energie, meine Arbeiten sind surrealistischer geworden." Um die 60 Bilder sind so entstanden, auf 90 will sie kommen. Die möchte sie mit nach Mallorca nehmen, um sie hier auszustellen. Die Frage ist nur wann?

„Zehn Flüge, die ich nehmen wollte, sind bereits storniert worden." Wie lange Panama noch im Lockdown verbleibt, ist unklar, die Inselbewohner haben sich mit der Situation arrangieren müssen. „Anfangs haben wir nur aus den Kühlschränken gelebt, da die tägliche Versorgung mit dem Boot eingestellt wurde." Mittlerweile kommt jede zweite Woche ein Boot, bringt Lebensmittel und Benzin für die Generatoren. Von Vorteil war, dass Natasha Zupan Spanisch spricht. „So habe ich herausgefunden, dass die Brüder einer der Angestellten Fischer sind. So bekommen wir jetzt frischen Fisch." Auf der Insel wachsen Kokosnüsse und Ananas, die ebenfalls den Speiseplan bereichern. „Da unser Koch die Insel verlassen hatte, habe zunächst ich die Küche übernommen, jetzt wechseln wir uns ab."

Dank der Hightech-Ausstattung der Insel und des Internets sind sie nicht ganz von der Welt abgeschnitten. „Aber ich habe aufgehört, ständig die Nachrichten zu lesen." Das sei zu deprimierend. Wie es auf Mallorca zugeht, könne sie sich gar nicht richtig vorstellen. Wann es zurückgeht, sei noch nicht abzusehen. „Wir scherzen gerade, dass wir vielleicht Weihnachten immer noch hier sind." Lachen kann sie darüber am Telefon aber nicht. Dafür sei der Wunsch, endlich ihre Freunde, Nachbarn und nicht zuletzt ihre Katze Boris in Valdemossa wiederzusehen - auf die ihre deutsche Nachbarin Marlene Sar aufpasst - zu groß.