Eine superzarte, wunderbar gewürzte Lammschulter, natürlich von einem hiesigen Lamm, 16 Stunden bei 60 bis 80 Grad in eigenem Sud geschmort mit Kartoffeln und Gemüse. Oder beispielsweise acht Varianten Paellas, einen delikaten arròs brut, Kalmare vom Grill oder auch ein Steak vom Holzkohlegrill, wofür auf Wunsch gereiftes Premiumfleisch verwendet wird. Dies sind nur wenige Beispiele einer abwechslungsreichen Karte, die den Gast in einem ganz besonderen Restaurant erwartet.

Mallorquinischer Klassiker: „Arròs brut“. | F.: BENDGENS

Von Inca aus schlängelt sich die Straße etwa 300 Meter hinauf auf den Puig de Santa Magdalena. Kurz vor dem Gipfel befindet sich ein beliebter Picknickplatz, am Gipfel selbst eine Einsiedelei gotischen Ursprungs und ein Restaurant. Letzteres ist unser Ziel. Vor einem Jahr machte Tià Llompart (35) einen Ausflug auf den Berg und entdeckte ein Traspaso-Schild: Das Lokal stand leer. Er vereinbarte eine Besichtigung, und sofort war ihm eines klar: „Das nehme ich, das wird unser Restaurant!“ Sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Und das, obgleich er eigentlich gar kein Lokal suchte.

Die ausgezeichnete Lammschulter. | FOTO: BENDGENS

Aber kein Wunder, denn allein der Ausblick über die Landschaft, die einem zu Füßen liegt, und auf die Gebirgskette der Serra Tramuntana ist einzigartig. Hinzu kam das erst vor rund sieben Jahren komplett renovierte Restaurant mit seiner überdachten Außenterrasse, einem großem Innenbereich mit durchgehender Fensterfront, Kamin und Lounge-Ecke, und – nicht zu vergessen – mit einer sehr großzügig angelegten Küche. Hier hatten die vorigen Betreiber, die Stiftung Mater Misericordiae, die sich um Menschen mit geistiger Behinderung kümmert, bis zum Lockdown im März 2020 ein Ausbildungslokal für Köche und Servicekräfte betrieben.

„Unser Restaurant“, damit meinte Tià Llompart seine Eltern, die lange Jahre eine Gastro-Bar betrieben hatten und danach als Angestellte in der Gastronomie arbeiteten. „Ich wollte meinem Vater, der ein exzellenter Koch ist, eine eigene Wirkungsstätte verschaffen“, so Llompart. An sich dachte er in diesem Moment noch gar nicht, denn er arbeitete seit zehn Jahren als Geschäftsführer in einer beliebten Diskothek in Alcúdia.

Dann jedoch kam alles anders. Der Erfolg der Eröffnung überrollte die Familie, und Tià entschloss sich, seine andere Stelle aufzugeben und seinen Eltern zu helfen. „Hinzu kam, dass die Tatsache, dass ich vor zwei Jahren Vater geworden bin und ein Job im Nachtleben da nicht hilfreich. Vor allem aber hatten wir das Ganze unterschätzt“, sagt Tià Llompart.

Bis heute ist nun sein Vater Toni in der Küche, seine Mutter Pilar kümmert sich um Empfang und Desserts, der jüngere Bruder Nico ist Teil des Serviceteams und Tià kümmert sich als Direktor des Lokals um Service, Marketing, das Geschäft und den Einkauf des „besonderen“ Fleischs von speziellen Rassen wie Simmentaler Fleckvieh, Holstein, Angus oder Rubia Gallega. Sogar zertifiziertes Kobe-Fleisch direkt aus Japan steht alle paar Wochen als Spezialangebot auf der Karte. „Das Fleisch beziehen wir von Lieferanten unseres Vertrauens, und ich besuche auch etliche Firmen vor Ort. Wenn schon Premium-Fleisch, dann sollte es auch das beste sein, dabei ist mir die richtige artgerechte Haltung sehr wichtig“, meint Tià Llompart.

Überhaupt scheint der Restaurant-Neuling viel Elan und Qualitätsbewusstsein an den Tag zu legen. „Heutzutage reicht es nicht, eine tolle Lage zu haben, die eigentlich konkurrenzlos ist. Die Klientel legt Wert auf Qualität und guten Service, nur dann werden wir weiterempfohlen und Gäste werden zu Stammgästen. Ich habe viel gelernt in diesem ersten Jahr, und es macht mir Spaß“, sagt er.

Dazu passt, dass er auch bei den anderen Produkten vertrauenswürdige Inselproduzenten bevorzugt wie den nahe gelegenen landwirtschaftlichen Betrieb von Can Blai, der Gemüse, Obst, einen Teil des Fleischs und das Holz für den Holzkohlegrill liefert. Spanferkel, Lamm und Ziege kommen ausnahmslos von Mallorca. Und auch an die Bedürfnisse der heutigen Zeit wird geachtet mit vegetarisch-veganen sowie glutenfreien Gerichten.

In Planung hat Llompart noch viel mehr, aber poc a poc, nach und nach: Livemusik an den Wochenenden in der kälteren Jahreszeit – das Restaurant soll durchgehend geöffnet bleiben –, die Renovierung des Entrees, ein neuer Boden. In einer Ecke werden schon jetzt einige hiesige Produkte, vorzugsweise vom Landgut Can Blai angeboten, und die Außenterrasse soll mit abnehmbarem Glasfenstern versehen werden. Klingt gut, aber der Ausflug dorthin lohnt sich schon jetzt (Vorspeisen 7,50–14,50 Euro, Pa amb Oli 12,50–15,50 Euro, Paella 12,50–26 Euro für die Hummer-Paella, Hauptspeisen 12,20–24 Euro plus Premiumfleisch 60–80 Euro/Kilo).