Mallorca Zeitung

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Auswandern nach Mallorca: So halten es die Schweizer – seit 50 Jahren

Der Club Suizo Balear pflegt die Bande unter den Eidgenossen auf der Insel. Der Verein feiert, macht sich aber gleichzeitig Sorgen um den Nachwuchs

Schweizer Geselligkeit: Vorsitzender Fridolin Wyss (li.) und Clubgründer Federico Knuchel. | FOTO: NELE BENDGENS

Während in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Vereinskultur hochgehalten wird, sind derlei Aktivitäten unter den deutschsprachigen Mallorca-Ausländern eher die Ausnahme – der Ruf der Individualisten eilt ihnen voraus. Umso gebührender kann der Club Suizo Balear sein 50-jähriges Bestehen feiern: Mitglieder und Freunde des Schweizer Club Balearen trafen sich am Mittwoch (13.9.) im Restaurant des Golfclubs Alcanada, um Rückblick zu halten und Erinnerungen auszutauschen. Rund 70 Mitglieder habe man derzeit, Tendenz eher abnehmend, berichtet der amtierende Präsident Fridolin Wyss. „Die Nachwuchsfrage ist bei jeder Präsidentenkonferenz ein Thema, leider hat bis jetzt niemand eine Lösung.“ Viele Mitglieder seien bereits im Rentenalter, einige kehrten in die Schweiz zurück, und es kämen kaum junge Leute nach.

Die Anfänge

Ganz anders zu Zeiten der Gründung in den 1970er-Jahren. Die Schweizer Kolonie auf den Balearen bestand damals hauptsächlich aus jungen und berufstätigen Schweizern und Schweizerinnen. Auch der Unternehmer Federico Knuchel war damals im Auftrag eines Zürcher Unternehmens auf Mallorca tätig. Als er in Barcelona den dortigen Schweizerclub kennen lernte, ließ ihn die Idee nicht mehr los. Mit Unterstützung des damaligen Schweizer Konsuls in Palma, Jean-Claude Noverraz, nahm er Kontakt mit den ansässigen Landsleuten auf, um deren Meinung einzuholen. Das Ziel: die Bande unter den Landsleuten pflegen sowie die Verbundenheit zwischen der Schweiz und Spanien fördern.

So wurde am 6. August 1973 die Sociedad Suiza de Baleares aus der Taufe gehoben, Knuchel wurde ihr erster Präsident. „Bemerkenswert ist, dass die ersten Mitglieder mehrheitlich aus der Romandie stammten und in den ersten Jahren nach der Gründung im Club vorwiegend französisch gesprochen wurde“, erzählt Wyss. Das änderte sich offiziell mit dem Präsidentschaftswechsel im Jahr 2001, als Deutsch zur Vereinssprache wurde. Die „Welschen“ fanden sich daraufhin im Club Romand zusammen, der aber vor inzwischen zehn Jahren wieder aufgelöst wurde.

Schweizer Symbole Nele Bendgens

Neue Herausforderungen

Sein Profil änderte der Verein aber auch schon in den 90er-Jahren. Als das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) in Kraft trat, blieb die Schweiz außen vor. Während für EU-Ausländer die Jobsuche in Spanien immer leichter wurde, hatten die Eidgenossen mit Problemen zu kämpfen – statt junger Berufstätiger kamen in der Folge vor allem Senioren nach Mallorca, die im Ruhestand die Sonne genießen wollten. Heute sind immerhin etwas mehr als 2.300 Eidgenossen als Einwohner auf den Balearen gemeldet, davon rund 1.800 auf Mallorca.

Fridolin Wyss ist der inzwischen sechste Clubpräsident und seit mittlerweile zwölf Jahren im Amt. Statt politischer oder bürokratischer Belange – „die Schweizer wählen lieber in der Schweiz“ – steht vor allem die Geselligkeit im Vordergrund, etwa beim Stammtisch in Cala Millor an jedem ersten und dritten Freitag im Monat sowie in Inca jeden zweiten und vierten Samstag im Monat. Zum Clubleben gehören außerdem Ausflüge und Besichtigungen, Pétanque-Turniere und Weihnachtsfeiern – sowie nicht zu vergessen das Begehen des Nationalfeiertags am 1. August.

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