Wer zu Ostern auf Mallorca zum ersten Mal einer Prozession beiwohnt, dem mögen die mit Trommelwirbel und Musik begleiteten Umzüge der mit Spitzhauben vermummten Büßer etwas befremdlich vorkommen: Auch wenn die procesiones in Palma nicht so verwurzelt sind wie etwa in Andalusien – die meisten Bruderschaften der Insel gründeten sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts – begehen die Gläubigen sie mit großer Ernsthaftigkeit. Und so eindrucksvoll sie auf Besucher auch wirken mögen: Ein Spektakel sind sie nicht.
Das sind die größten Prozessionen
Die Karwoche läutet wie jedes Jahr am Freitag (31.3.) vor dem Palmsonntag die Standarten-Prozession. An ihr nimmt allerdings nur eine kleine Abordnung der ins-gesamt 33 in der Balearen-Hauptstadt beheimateten Bruderschaften (hermandades oder cofradías) teil. Richtig los geht es dann, mit Palmzweigen in der Hand, bei der Prozession zum domingo de ramos (Palmsonntag). In den Tagen danach ziehen jeweils wechselnde Konstellationen aus verschiedenen Kirchen der Stadt los und schreiten festgelegte Routen ab. Der Höhepunkt ist stets die Gründonnerstagsprozession. An ihr nehmen alle Bruderschaften der Stadt und damit mehrere Tausend Büßer teil. Jede hat ihre eigene Tracht. Zu den meisten gehört auch eine Musikkapelle.
Jeder hat eine eigene Aufgabe
Eine weitere große Prozession findet am Karfreitag (7.4.) statt. Jeder Teilnehmer hat bei den Prozessionen seine eigene Aufgabe: Die costaleros tragen oder schieben die mit Blumen und Kerzen geschmückten Wagen, auf denen sich die Heiligenstandbilder (pasos) befinden. Der llamador weist sie per Klöppelschlag darauf hin, wann sie den paso auf- oder abzusetzen haben. Auch nazarenos oder penitentes, die Büßer und deren Helfer, oft Kinder, marschieren mit. Mit speziellen Schabern laufen Letztere zwischen den Reihen hin und her und sorgen dafür, dass nicht zu viel Kerzenwachs auf die Straße tropft.
Ob spitzzulaufende Mützen mit weiten Kutten oder die neueren Gesichtstücher mit Augenschlitz: Beides hilft den Büßern (nazarenos) unerkannt zu bleiben. Teils laufen sie auch barfuß oder mit Eisenketten an den Fußgelenken durch die Straßen. An die Kinder verteilen sie Zuckerkugeln, die sogenannten confits.
Programm und erwartete Teilnehmer
Das vollständige Programm für Palma gibt es unter diesem Link. Auch in anderen Orten, etwa Pollença, Inca, Sineu, Manacor, Llucmajor oder Muro, finden procesiones statt. Das Bistum erwartet insgesamt über 10.000 Teilnehmer.