Mallorca Zeitung

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Mallorcas Antwort auf den Campari

Katja Lebelt hat auf ihrer Finca bei Sencelles aus alten Sorten den bitter-süßen L’Apéro Amargo entwickelt. Der schmeckt nun auch Schauspieler Daniel Brühl

Katja Lebelt macht aus Bitterorangen einen mallorquinischen Aperitif. Nele Bendgens

Katja Lebelt beschreibt die Finca Can Cavall Blau als kleine Wunderkiste. Als sie mit ihrer Familie vor sieben Jahren das Grundstück bei Sencelles kaufte, standen dort schon viele verschiedene Obstbäume. Teils waren es alte und somit seltene Sorten. Lebelt beschloss, sie zu erhalten. „Aber es waren einfach zu viele Früchte, um alle zu essen“, sagt sie.

Das Obst verschimmeln zu lassen, kam für Lebelt nicht infrage. So startete sie zusammen mit der Vereinigung der Ökolandwirte auf Mallorca (Apaema) die Produktion verschiedener Marmeladen. Nur eine Frucht wollte sie dafür nicht unbedingt verwenden: die Bitterorange. „Bittere Marmelade ist nicht so meins“, erklärt sie. Und doch sind es gerade die Bitterorangen, die ihr inzwischen den größten Erfolg bringen.

Drei Jahre lang versuchte Lebelt Rezepte, um aus den Orangen einen Aperitif zu machen, alle ihre Freunde mussten die verschiedenen Ideen probieren. Inzwischen ist sie stolz über das Ergebnis: L’Apéro Amargo schmeckt stark orangig, bittersüß, alkoholischer als die 16 Prozent vermuten lassen würden und kein bisschen klebrig. Die Bezeichnung Likör ist genauso irreführend wie der Gedanke an Aperol Spritz. Getrunken wird der Aperitif entweder auf Eis oder mit einem Cava. „Ein frisch gepresster Orangensaft passt ebenfalls gut dazu“, sagt Lebelt. Dann schmecke das Getränk wie eine natürlichere Form von Campari Orange.

100 Bitterorangenbäume nachgepflanzt

Die 1.500 Flaschen, die sie 2022 produzierte, hat Lebelt inzwischen verkauft, jetzt beginnt die neue Produktion. Lebelt setzt darauf, dass sich ihr Apéro weiterhin gut verkauft. Denn zu den etwa 40 Zitrusbäumen, die bisher auf der Finca standen, hat sie vor zwei Jahren um die 100 Bitterorangenbäume hinzugepflanzt. Damit es auch wirklich ihre eigenen alten Sorten sind, veredelte sie dafür junge Zitrusbäume mit den Ästen alter Bitterorangenbäume.

Die kleinen Bäume tragen zwar schon Früchte, aber bis die Produktion wirklich vergrößert wird, muss sich Lebelt noch etwa drei Jahre gedulden. „Die Natur braucht ihre Zeit“, sagt die 53-Jährige. Sie findet es erst einmal nicht schlecht, nur eine gewisse Anzahl an Flaschen auf Lager zu haben. „Das Schönste wäre, wenn die Produkte sich direkt verkaufen und die Menschen sich schon vor der Ernte darauf freuen“, sagt Lebelt. Die Gesellschaft habe Saisonalität verlernt, dabei sei es ganz natürlich, dass es nicht das ganze Jahr über Erdbeeren gebe. Und eben auch nicht das ganze Jahr Apéro Amargo.

Katja Lebelts L'Apéro Amargo

Katja Lebelts L'Apéro Amargo Nele Bendgens

Zumal Lebelt ja auch noch mehr zu bieten hat, wie etwa die Marmeladen, zum Beispiel aus alten Mandarinen-Sorten und aus nísperos (japanische Wollmisteln). Es gibt auch Limonaden mit verschiedenen Geschmäckern und sogar Granatapfel-Essig. Im nächsten Jahr soll dann Wein das Angebot von Can Cavall Blau ergänzen. Und außerdem ist da auch noch Lebelts Pferdezucht.

L'Apéro Amargo kommt in die Tapasbar von Daniel Brühl

Auch wenn sich jetzt ein großer Teil ihres Lebens um Tiere und Pflanzen dreht: Lebelt hat nichts Landwirtschaftliches studiert, sondern ist eigentlich Kostüm- und Bühnenbildnerin. Daher hat sie auch Kontakte in die Schauspielerwelt. Und so kam es, dass der bekannte Schauspieler Daniel Brühl in ihrer Finca vorbeischaute. „Er wollte das Getränk direkt für sein Tapaslokal Bar Raval in Berlin“, erzählt Lebelt stolz. Der Leiter der Bar Raval ist Mallorquiner und schaute bei seinem nächsten Heimaturlaub gleich vorbei. Schon war der Deal geschlossen. Dank der Kontakte des Barleiters gibt es Apéro Amargo nun auch im Lebensmittelladen Mitte Meer in Berlin und München.

Generell war es Katja Lebelt bei der Verbreitung ihres Getränks wichtig, einen persönlichen Kontakt zu den Abnehmern zu haben. „Wir haben nicht so viele Flaschen, also müssen wir uns gut aussuchen, wo wir sie anbieten“, sagt sie. Sie habe das Gefühl, dass sich aktuell ein Netzwerk an lokalen Produzenten aufbaue, die sich gegenseitig unterstützen. So seien ihre Produkte zum Beispiel Teil der bolsita verde, einer grünen Tüte, bei der die regionalen Zutaten für Gerichte zusammen mit einem Rezept direkt an Haushalte geschickt werden. In Palma gibt es L’Apéro Amargo inzwischen in dem kleinen Weingeschäft CAV und dem traditionellen Laden Colmado Sant Jaume zu kaufen.

L'Apéro Amargo

Preis: 22 Euro

Can Cavall Blau, Sencelles

Telefon: +4915162968186

Besuch der Finca nur nach Anmeldung

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