Mallorca Zeitung

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Wein von der Insel: Wie die Bodega 7103 Petit Celler auf Mallorca alte Traditionen aufleben lässt

Für ihre Top-Weine nutzen die drei mallorquinischen Betreiber vor 60 Jahren angepflanzte Mantonegro-Pflanzen

Auf den Feldern mit Blick auf Santa María del Camí pflanzte der Großvater von Sebastià Ordines vor vielen Jahren diese Rebstöcke. | FOTOS: NELE BENDGENS

Große Dinge beginnen oft in Garagen. Viele Tech-Giganten basieren ihren Erfolg auf der Legende vom Einzelkämpfer, der im beengten Raum an Computern schraubt. Als Sebastià Ordines 2013 beschloss, einen Teil der Trauben auf den Feldern der Familie zu Wein zu verarbeiten, fing er auch in einer Garage an. Allerdings nicht allein. Denn Weinanbau ist nichts für Einzelkämpfer.

Sebastià Ordines gründete das Weingut Petit Celler 7103 mit seinem guten Freund Pep Cànoves. Die beiden hatten zusammen Agrarwissenschaften studiert. Um Wein zu machen, braucht es einen Landwirt, der sich um die Feldarbeit kümmert. Den Part übernahm Ordines. Dann braucht es einen Önologen, der aus den Früchten ein Getränk macht – Pep Cànoves. Aber der Wein kann noch so gut sein, er muss sich auch verkaufen. So kam vor vier Jahren der Dritte im Bunde dazu: der Vertriebler Miguel Puigros.

Miguel Puigros (li.), Sebastià Ordines und Pep Cànoves haben zusammen geschafft, die Bodega Petit Celler 7103 in wenigen Jahren bekannt zu machen. Nele Bendgens

Anders als viele der neueren Bodegas hat das Weingut keine ausländischen Besitzer, sondern ist fest in mallorquinischer Hand. Und das Projekt des Trios wächst Jahr für Jahr. Wortwörtlich. In der Garage wurde es mit Traubenpressen, Edelstahltanks und Fässern schnell zu eng. Inzwischen haben die Männer außerhalb von Santa Maria eine Kellerei gebaut, die schon zu klein geworden ist und bald ihren zweiten Anbau bekommt.

Vor dem Haus steht bis heute der alte rote Traktor, den Sebastià Ordines’ Großvater als junger Mann kaufte, um auf dem Feld zu arbeiten. „Er war ein gut aussehender Mann und hat den Traktor jeden Tag geputzt, um damit durch das Dorf zu fahren und die Mädchen zu beeindrucken“, sagt Ordines. Den geliebten Traktor hält Ordines fahrtüchtig, sonst renoviert er ihn aber auf Wunsch des Patriarchen nicht. Sein Großvater ist inzwischen 90 und kommt weiter gern auf das Feld. Er freut sich, dass sein Enkel sein Lebenswerk fortführt. „Mein avi ist fasziniert davon, dass wir Wein von unseren Feldern bis nach Australien exportieren“, sagt Sebastià Ordines.

60 Jahre alte Reben

Während die Mallorquiner in den ersten Jahren noch befürchteten, ihre 4.000 Flaschen nicht verkauft zu bekommen, wollen sie im kommenden Jahr 60.000 produzieren. Dabei können die Winzer auf einen besonderen Schatz zurückgreifen: Mantonegro-Weinreben, die Sebastià Ordines’ Großvater vor mehr als 60 Jahren eingepflanzt hat. Sie stehen auf 2,5 Hektar verteilt und wachsen einzeln in die Höhe. Inzwischen ist es üblich, sie in Reihen anzupflanzen. „Das ist leichter zu pflegen und zu ernten, aber die Trauben werden aromatischer, wenn sie Platz haben, sich zu entfalten“, sagt Vertriebler Puigros.

Die Früchte der alten Pflanzen nutzen die drei vor allem für ihre edlen Weine, sie haben aber inzwischen auch vieles zusätzlich angepflanzt. Auf den 42 Parzellen wachsen vor allem heimische Sorten wie Prensal Blanc, Giró Ros, Callet, Fogoneu, Gorgollassa. „Andere Sorten passen nicht in unser regionales Konzept“, sagt Puigros. Die Cabernet-, Merlot- und Syrah-Reben, die schon vor dem Beginn des Projekts da waren, verwenden sie nicht für ihre eigentlichen Produkte, sondern für sogenannte personalisierte Weine. Firmen und Familien bestellen bei Petit Celler 7103 persönliche Weine nach ihrem Geschmack.

Eine Auswahl der 23 Weine der Bodega 7103 Petit Cellers. Nele Bendgens

Neben diesem Service hat die Bodega 23 Weine im Sortiment. „Man muss bekloppt sein, um so viele verschiedene Sachen zu machen“, sagt Puigros. Darunter sind auch seltene Weine. So haben die drei die mallorquinische Tradition des Brisat wieder aufleben lassen. Ein sogenannter Orange Wine, der nicht unter die Kategorien Rosé, Weiß- oder Rotwein fällt. Für diesen – wie der Name vermuten lässt – orangefarbenen Wein werden Weißweintrauben wie bei der Rotweinherstellung mit der Maische vergoren. Dadurch landen mehr Tannine und Farbstoffe aus den Beerenschalen im Getränk.

Neben dem Brisat macht das Trio zum Beispiel Wermut und eine Premium Sangria. Die Preise liegen zwischen sechs Euro für junge Weine und 35 Euro für die edlen Tropfen vom alten Feld – Weine, für die schon der Großvater geackert hat.

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