Mallorca Zeitung

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Gut essen auf Mallorca: Zu Gast bei der Gastro-Queen von Richard Branson

Die Argentinierin Brenda Lisiotti verleiht dem Restaurant La Terrassa im Nobelhotel Son Bunyola eine ganz eigene Note

Chefköchin Brenda Lisiotti im La Terrassa von Son Bunyola. Nele Bendgens

Ein abgeschiedener Standort zu Füßen des Tramuntana-Gebirges, oberhalb des Meeres und unterhalb der Küstenstraße zwischen Banyalbufar und Valldemossa: das Fünf-Sterne-Hotel Son Bunyola des schillernden britischen Milliardärs Richard Branson, einem der reichsten Menschen weltweit.

Es ist Teil seiner kleinen, aber höchst feinen Hotelgruppe Virgin Limited Edition. Seinen Reichtum verdankt Branson Telekommunikations-Unternehmen, Musik, Eisenbahn, Luft- und Weltraumfahrt (zukünftig). Nach vielem Hin und Her, Kauf, Verkauf und Wiederkauf samt dem komplizierten Bauvorhaben, eröffnete das Hotel auf dem insgesamt über 520 Hektar großen Areal schließlich im Juni 2023.

So sehen die Gerichte im La Terrassa aus. Nele Bendgens

32-köpfiges Küchenteam

Für unseren Test des Hotelrestaurants haben wir wettermäßig nicht den besten Tag ausgesucht, aber die dadurch noch etwas mühseligere, lange Anfahrt hat sich gelohnt, denn die neue Executive-Chefköchin Brenda Lisiotti macht ihre Sache gut, sehr gut sogar. Sie befehligt mit ihren 36 Jahren ein 32-köpfiges Küchenteam, das zusätzlich zum Hauptrestaurant La Terrassa auch noch das Zweitlokal Sa Tafona (nur geöffnet im Sommer für Hotelgäste), das Frühstück, die Poolsnacks und den Zimmerservice bestückt.

Vor Son Bunyola war Brenda Lisiotti zehn Jahre lang im Zaranda von Sternekoch Fernando Arellano tätig. Das Restaurant war lange im Castell Son Claret untergebracht. Dort war der deutsche Milliardär Klaus-Michael Kühne der Hotelbesitzer, im Son Bunyola ist es der britische Milliardär Richard Branson. „Insofern hat sich für mich nicht so viel geändert – beide legen Wert auf hohe Qualität, adäquat zu ihren Hotels. Dass sie Milliardäre sind, spielt keine große Rolle“, erzählt Lisiotti. Ins Tagesgeschäft mische sich Branson nicht ein, „aber er möchte, dass wir seine Linie, besser gesagt die Philosophie des Hauses, unterstützen und widerspiegeln.“

Nachhaltigkeit, Frische, Regionalität

Dies bedeutet: Der Brite legt Wert auf Nachhaltigkeit, Frische und möglichst Regionalität. „Das entspricht auch exakt meinen Vorstellungen“, meint Lisiotti. Die engagierte Köchin wechselt alle zwei bis drei Monate die Karte und tauscht Gerichte aus, wobei sie möglichst saisonal arbeitet. „Wir möchten, dass unsere Hotelgäste Produkte und Gerichte Mallorcas kennenlernen, die ich natürlich modernisiere und verfeinere. Aber wer auf Mallorca urlaubt, sollte auch Mallorca essen.“

Die gebürtige Argentinierin wuchs in Italien auf und absolvierte nach Stationen in anderen Ländern dort auch eine Kochschule. Bei den ersten Jobs in Italien missfiel ihr der ausgeprägte Machismo der italienischen Männer in der Küche. „Meine Chefs haben Frauen ignoriert, sie nur zu simplen Arbeiten benutzt oder gar betatscht. Das wurde mir zu viel, und ich bin quasi aus dem Land geflohen“, erinnert sich Lisiotti.

Von Arellano angerufen

Einige Jahre arbeitete sie auf Ibiza, dann absolvierte sie ein weiterführendes Kochstudium an der hiesigen EHIB. „Dort gab es für die Absolventen auch eine Art Jobbörse, und – wunderbarer Zufall – mich rief Fernando Arellano vom Zaranda an, der noch Personal suchte und mich engagierte.“

Nun läge es nahe, dass sie nach dieser Zeit ihren sternebekrönten Mentor kopiert oder nachahmt – aber weit gefehlt. Lisiotti setzt ihre eigenen Ideen um, wie die Gerichte im La Terrassa, beweisen. Etwa die Kombination von drei verschiedenen, dezent panierten und perfekt ausgebratenen Fischfilets von mòllera (Gabeldorsch), pargo (Gemeine Meerbrasse) und cap roig (Drachenkopf), die auf einer Safran-Rouille gebettet sind. Ebenfalls ausgezeichnet die Kalmarstücke mit Sobrassada und Zwiebelpüree, die Landhuhn-Brust auf Bulgur mit Dattel-Oliven-Creme oder auch die Lammkoteletts mit Minz-Gremolata und Zitronen-Gel.

Kalmar mit Sobrassada, eine Kreation von Brenda Lisiotti. Nele Bendgens

Bioprodukte aus dem hoteleigenen Garten

Alle Gerichte sind fein komponiert – teils symbiotisch, teils kontrastierend im Aroma – überzeugen durch intensiven Geschmack und perfekte Garpunkte. Dabei kann sich Lisiotti auf die Bioprodukte aus dem hoteleigenen Garten verlassen und natürlich erstklassige Lieferanten. Als besondere Zutat gibt es den fantastischen Blick auf Küste und Meer von der mit vielen Pflanzen umgebenen Terrasse, oder man sitzt – bei schlechterem Wetter – im attraktiven eleganten Innenbereich.

Nun könnte man denken, dass beim Milliardär Richard Branson vorzugsweise Millionäre und Prominente speisen, aber das ist dem Anschein nach nur bedingt der Fall. Neben einigen begütert aussehenden älteren Gästen sind auch viele erstaunlich junge Paare zugegen, die man dort nicht vermuten würde und die sich offensichtlich von den Hotel- und Restaurantpreisen nicht abschrecken lassen: Die Vorspeisen kosten 14–37 Euro, die Hauptspeisen 26–48 Euro, Desserts 15–18 Euro. Das passt zu den beeindruckenden Übernachtungspreisen: im Juni ab 1.300 Euro (25 Quadratmeter) bis 3.400 Euro (65 Quadratmeter).

Die Atmosphäre ist leger, der Service äußerst korrekt, aber nicht steif. Dies entspricht, glaubt man den Aussagen der Mitarbeiter, auch dem lässig-normalen Stil des Besitzers. Auch ein Milliardär will sich halt einfach nur wohlfühlen.

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