Melanie Müller streitet weiterhin jeglichen Kontakt mit rechtsradikalem Gedankengut ab, obwohl alle Indizien darauf hindeuten, dass die Mallorca-Sängerin in einem Neonazi-Club aufgetreten ist und dort den Hitlergruß gezeigt hat. "Ich habe mit Rechtsradikalen oder nationalistischem Gedankengut nichts am Hut. Ich verurteile das aufs Schärfste", schrieb die 34-Jährige am Mittwochabend (28.9.) in den sozialen Netzwerken. Sie sei durch das "mediale Feuer" und "die unberechtigten Vorwürfe" körperlich angeschlagen und will sich ein paar Tage lang eine Auszeit nehmen.

Was war eigentlich passiert?

Die auf Mallorca als Ballermann-Sängerin und Würstchenbuden-Inhaberin bekannte Sängerin aus der Umgebung von Leipzig hat bei einem Konzert Mitte September den Hitlergruß gezeigt. Das beweist ein Video, das die „Bild-Zeitung“ am Mittwoch (28.9.) veröffentlichte. Bei der Konzertbühne handelt es sich um eine ehemalige Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald.

Bereits am Dienstag hatte das Boulevard-Blatt ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Personen im Publikum den Arm zum Hitlergruß heben und „Sieg heil“ rufen. Melanie Müller guckt darin kurz etwas verdutzt, reagiert dann, indem sie „Zickezacke, zickezacke“ ruft. Statt „Hoi, hoi, hoi“ antwortet das Publikum jedoch mit „Heil, heil, heil“. Auf die Medienberichte am Dienstag antwortete Müller mit einem Video in den sozialen Netzwerken, wo sie ein Statement vorliest. „Ich bin zutiefst bestürzt, dass es dazu während meines Auftritts gekommen ist. Ich distanziere mich von rechtem Gedankengut“, sagt sie und behauptet, sie habe das Konzert sofort abgebrochen.

Wie das Video vom Mittwoch zeigt, war dem anscheinend nicht so. Es ist nicht klar, ob das zweite Video vor oder nach dem ersten aufgenommen wurde. Sprich: ob Müller die rechten Parolen erwidert oder gar initiiert hat. In der 16-sekündigen Aufnahme ist zu sehen und zu hören, wie die Sängerin Sprechchöre mit „Ost, Ost, Ostdeutschland“ anstimmt und anschließend den Hitlergruß zeigt.

Neonaziclub in ehemaligem Konzentrationslager

Bei dem Publikum handelte es sich um ein privates Oktoberfest in einem bekannten rechtsradikalen Club in Leipzig. Das zweistöckige Industriegebäude war 1944 und 1945 ein Zwangsarbeitslager des KZ Buchenwald. Medienberichten zufolge soll ein Neonazi zwischen 2007 und 2008 das Gebäude erworben und in einen rechtsradikalen Stützpunkt umfunktioniert haben. Dem antifaschistischen Portal runtervonderkarte.jetzt zufolge hängen in vielen Zimmern Hakenkreuzfahnen. Das Gebäude wird als Tonstudio von Neonazibands genutzt. Von 2017 bis 2020 soll hier das „Imperium Fighting Team“ trainiert haben, ein rechtes Kampfsportteam, dessen Mitglieder 2019 einen Megapark-Türsteher angegriffen hatten. Zudem ist es das Clubhaus der rechten Motorradgang „Rowdys Eastside“, die laut „Bild“ das Oktoberfest veranstaltet hat.

Melanie Müller fühlt sich missverstanden

Die „Bild“ zitiert Müller mit den Worten: „Seit elf Jahren stehe ich auf der Bühne und mache immer diese Handbewegungen. Nicht aus rechtsradikalem Hintergrund, sondern zickezacke, zickezacke, also genau so, wie ich es dort mache.“ Zugegeben, am Anfang des Videos sieht ihre Handbewegung noch nach einem Wischen aus. Doch im Anschluss geht die Sängerin klar dazu über, die rechte Hand erst zur Brust zu führen und im Anschluss auszustrecken – ohne Zickzack-Bewegung. Zumal „Ostdeutschland“-Rufe kein Zickezacke ist.

„In mein Publikum gehören keine Nazis“, schrieb Müller am Dienstag. Dass sie jedoch mit der rechten Szene liebäugelt, zeigt ihre derzeitige Beziehung. Laut dem „Stern“ soll ihr neuer Freund Andreas Kunz Verbindungen zu Rechtsradikalen pflegen. Auch Kunz hat der „Bild“ gegenüber von einer missverstandenen Handbewegung gesprochen: „Je nachdem aus welcher Perspektive ein Video oder Foto gemacht wird, kann es natürlich beim Einheizen der Menge schnell so aussehen, als wäre es der Hitlergruß. Das ist sogar schon Angela Merkel passiert.“

Wie geht es nun weiter?

Auf Mallorca müssen nun das Oberbayern, wo die Sängerin auftritt, und die Würstchenbude Grillmeister, bei der Müller unter eigenem Namen Filialen an der Playa und in Peguera betreibt, entscheiden, wie sie mit der 34-Jährigen umgehen. Im Bierkönig ist sie seit diesem Jahr nicht mehr unter Vertrag. 2017 hatte dort ihre damalige Kollegin Mia Julia mit Nazis im Publikum zu kämpfen. Als die MZ Müller sie damals auf die Situation ansprach, antwortete Müller: „So etwas wünscht man keinem, da kann man als Künstler echt ins Strudeln kommen und muss sich zu helfen wissen.“ Das wusste sie nun offenbar nicht.

In Deutschland untersucht laut „Bild“ nun der Verfassungsschutz den Fall. Das Strafgesetzbuch sieht bis zu drei Jahre Haft für das Zeigen des Hitlergrußes vor. Die Karriere der Dschungelkönigin 2014 dürfte vorbei sein.