Das ganze Dorf Can Picafort scheint sich zusammengetan zu haben, um einigen ukrainischen Familien, die vor dem Krieg geflohen sind, zu helfen. Die Fäden laufen bei Guillem Font und seiner Frau Maria Gracia zusammen. Noch bevor Krieg in der Ukraine ausbrach, wollten die Beiden helfen. Font betreibt in dem kleinen Ort die Bar Jamaika, wo im Sommer seit nun schon drei Jahren die beiden Ukrainerinnen Julia und Margarita kellnern. "Sobald ich in den Nachrichten gesehen habe, dass es Krieg geben könnte, hab ich sie kontaktiert, damit sie nach Mallorca kommen", erzählt Font. Die beiden Frauen waren aber erst noch ruhig, dachten der Konflikt ist schnell vorbei. "Als dann die Bombardierungen anfingen, haben sie aber schnell ihre Meinung geändert."

Margarita soll bald mit ihrer Schwester und ihrer Cousine kommen. Julia ist bereits seit Dienstag da, auch sie kam nicht allein. Sie brachte ihre Mutter, ihre Stiefmutter und zwei Brüder, die acht und zwölf Jahre alt sind, mit. Außerdem noch enge Freunde. Font hatte das so gewollt: "Ich habe die beiden gezwungen. Ich habe ihnen gesagt: Bringt eure gesamten Familien mit, wir werden schon Platz finden." Da gute Freunde in der Ukraine einen ähnlichen Status haben wie Blutsverwandte, hatte Julia also noch eine Oma, zwei Mütter sowie deren Töchter (6, 20 und 23 Jahre alt) und Söhne (10 und 12 Jahre alt) dabei. Und wie Font angekündigt hatte, haben sie Platz gefunden. Die 13 Geflüchteten sind in einem 5-Zimmer-Apartment des Ehepaares untergebracht.

Deutsche Residenten in Can Picafort helfen über Facebook-Seite mit

Die Wohnung musste aber erst einmal für so viele Menschen angepasst werden. "Wir haben Fernsehen und Internet installiert, damit sie mit ihren Familien kommunizieren können, außerdem haben wir Möbel aus zweiter Hand besorgt und versucht alles möglichst schön einzurichten", sagt Font. Er wolle dabei helfen, sie von der schlimmen Situation abzulenken. Gleichzeitig betont er, dass der ganze Ort ihm und den Ukrainern, die er aufgenommen hat, hilft. "Gestern kam morgens zum Beispiel eine ältere Frau mit Kartoffeln, Zwiebeln und Kinder-Joghurt und hat gefragt, ob das das Haus mit den Ukrainern ist." Er habe diese Frau vorher noch nie gesehen.

Über die Facebook-Seite "We Love Can Picafort - Fun", in der vor allem deutsche Residenten und Besucher sich austauschen, organisierte sich viel Hilfe. "Sie haben nicht aufgehört, uns Spenden zu bringen, bis ich ihnen sagen musste, dass es reicht. Jetzt bekommen wir einmal die Woche einen Korb mit Obst und Gemüse von ihnen", sagt Font. Er ist dankbar dafür, dass sie so viel Unterstützung bekommen. Das Rathaus habe ihm geholfen, die Hotelvereinigung habe ihn mit Matratzen, Bettlaken, Handtüchern und Küchengeschirr ausgestattet.

Die Kinder aus der Ukraine können in Can Picafort auf Mallorca wieder spielen. GUILLEM BOSCH

Drei der Kinder spielen bereits bei dem lokalen Fußballverein Joventut Can Picafort mit. Der Verein hat sie mit Klamotten und Rucksäcken ausgerüstet, die Kinder haben daraufhin laut Font direkt im Fußballtrikot geschlafen. Er und seine Frau verbringen möglichst viel Zeit mit den Geflüchteten. "Gestern haben wir zusammen zu Abend gegessen und zusammen gelacht", erzählt er.

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Wenn Margarita und ihre beiden Verwandten kommen, werden sie in einer weiteren Wohnung unterkommen, die den Geschwistern und der Mutter von Font gehört. Dann sind die 16 Gäste alle da. Es könnten aber noch mehr werden. Julias Vater hat eine Behinderung und konnte deswegen nicht das Land verlassen. In einigen Tagen wollen Guillem Font und Maria Gracia zusammen mit Julia in die Ukraine fahren, um ihn zu holen. /mwp