Mallorca Zeitung

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Wertsachen im Meer vor Mallorca verloren? Diese deutschen Experten helfen bei der Suche

Die Deutschen nehmen Aufträge entgegen, um im Meeresboden nach Handys, Ringen oder sonstigen Objekten zu suchen

Suche mit dem Metalldetektor nach verlorenen Gegenständen im Meer. Privat

Das salzige Meerwasser weicht die Haut auf, die Finger werden glitschig und die Wellen tragen ihren Teil dazu bei: Es geht schnell und ein Ring verschwindet von der Hand in den Fluten. Einmal ins Wasser geplumpst, ist es schwierig, ihn im Sand wiederzufinden. Zwei deutsche Mallorca-Residenten bieten dafür einen Ausweg an. Die Berliner begeben sich ehrenamtlich mit dem Metalldetektor auf die Suche nach verloren Objekten an den Stränden der Insel.

Seit fünf Jahren lebt Giorgio in Puerto Portals, seit drei Jahren geht er in seiner Freizeit auf Schatzsuche. "Es hat als Hobby angefangen. Ich habe mal einen Bericht darüber gesehen und mir einen Metalldetektor zugelegt. Der stand dann erstmal zwei Jahre lang in der Ecke, ehe ich Stück für Stück abhängig davon wurde." Freundin Caro, mit der er seit einem Jahr zusammen ist, hat er mit der Leidenschaft angesteckt.

Privat

An den Stränden Mallorcas sieht man immer wieder Leute auf- und ablaufen, die den Metalldetektor über den Sand schwenken und auf Fundstücke hoffen. Die Geräte werden mitunter schon für kleines Geld im Supermarkt verkauft.

Giorgio hat sich hingegen auf die Suche im Wasser spezialisiert. Allein 2.000 Euro hat sein großer Detektor gekostet. "Es ist ein teures Hobby. Ständig geht etwas durch das Salzwasser kaputt." Neben dem langen stabförmigen Gerät hat er noch einen kleinen Detektor dabei. Zudem braucht er eine komplette Taucherausrüstung. "Bis zu fünf Meter tief tauche ich. In Küstennähe bis etwa zwei Meter Wassertiefe nehme ich den Schnorchel", sagt der Berliner.

So funktioniert die Suche nach verlorenen Gegenständen im Meer

Die Suche startet mit dem großen Detektor. Der sendet elektromagnetische Wellen aus. Treffen die auf ein metallisches Objekt, werden sie reflektiert und als Ton wiedergegeben. Der Taucher trägt spezielle Kopfhörer. "Es ist ein konstanter Ton. Je nach Stärke weiß ich, wie nah ich dran bin." Bis zu 50 Zentimeter tief können die Objekte verbuddelt sein, damit das Gerät sie aufspürt. "Die meisten liegen aber direkt an der Oberfläche oder sind nur zehn bis 20 Zentimeter im Sand vergraben", sagt Giorgio. Für die genaue Standortbestimmung kommt der kleine Detektor zum Einsatz, der auf wenige Zentimeter die Objekte orten kann.

Giorgio bei einer Suche im Meer. Privat

Je nach Metall wird ein unterschiedlicher Ton erzeugt. Der Schatzsucher weiß so meist schon vorher, was wo vergraben liegt. "Ein rostiger Nagel lässt sich einfach von Alufolie unterscheiden." Manche Geräte haben dafür auch ein Display. "Das ist meist aber ungenau." Die Detektoren lassen sich sogar einstellen, damit Müll akustisch ausgeblendet wird.

Was man als Schatzsucher im Meer so findet

"Ich habe das nicht eingestellt, da ich auch das Meer säubern will und alles mitnehme, was ich finde", sagt Giorgio. Die Ausbeute beim Müll heißt meist: Kronkorken, Angelhaken, Handys, alte Sonnenbrillen. Wenn er Glück hat, ist auch mal eine Münze dabei. "Erstaunlich oft sind es Peseten. Ich verschenke sie meist an Kinder am Strand."

Es gibt kleine Unterschiede zwischen den einzelnen Stränden. "Wo viele Badegäste sind, liegt in der Regel auch mehr im Wasser rum." Ansonsten könne man durch die Fundstücke Rückschlüsse auf die Leute ziehen, die sich an den jeweiligen Stränden rumtreiben. "An der Playa de Palma sind es vor allem Kronkorken von Bierflaschen im Wasser, in Camp de Mar die Verschlüsse von Champagner-Flaschen."

Die übliche Ausbeute bei der Schatzsuche.

Die übliche Ausbeute bei der Schatzsuche. Privat

Darf man mit dem Metalldetektor die Strände absuchen?

Rechtlich gesehen gibt es bei der Schatzsuche kein Gesetz, das es verbietet. "Fundstücke, die 400 Euro wert sein, müssen im Fundbüro abgegeben werden", sagt der Berliner. Nur einmal war das bei ihm der Fall. "Bei einem Ring vermutete ich, dass er wertvoll sei. Die Mitarbeiter im Fundbüro schüttelten aber den Kopf und wollten ihn nicht annehmen."

Während viele Schatzsuchenden sich ein kleines Zubrot verdienen wollen, geht es dem Deutschen vor allem um das Abenteuer und die Anerkennung. "Die Fundstücke haben meist einen enormen emotionalen Wert für den Besitzer." So wie unlängst ein Urlauber-Ehepaar. "Ein Opi meldete sich bei mir. Er hatte den Ring verloren, den ihm seine Frau vor 47 Jahren geschenkt hatte." Nach einer Stunde Suche im Meer an der Playa de Palma hatte Giorgio ihn ausfindig gemacht. "Die Freude in seinem Gesicht werde ich im Leben nicht vergessen."

Einen festen Betrag fordert der Taucher für seine Dienste nicht. Eine Aufwandsentschädigung ist aber gern gesehen. Da es ein Hobby ist, ist der Deutsche in der Regel nur am Wochenende im Einsatz. Bei einem Notfall macht er sich aber auch unter der Woche auf die Suche. "Es ist eine gute Ausrede, um die ein oder andere Familienfeier zu schwänzen", sagt er und lacht. Wer also etwas im Meer auf Mallorca verloren hat, kann sich an die Telefonnummer +34 645 370 476 wenden.

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