Mallorca Zeitung

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Migration stellt Behörden auf Mallorca vor neues Problem: Was tun mit den Booten?

In einer ehemaligen Militärkaserne stapeln sich die Jollen, mit denen Menschen aus Nordafrika auf die Balearen überfahren. Derweil kommen täglich weiter Boote an. Allein am Sonntag und am Montag waren es sieben Boote mit 120 Menschen an Bord

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So sieht es auf dem Friedhof der Migrantenboote auf Mallorca aus Bernardo Arzayus

Vereinzelt findet man noch Gegenstände, welche die Passagiere auf die riskante Reise mitgenommen hatten: Flaschen, Schuhe, Jacken, Schwimmwesten, Benzinkanister. Auch Kinderkleidung ist dabei. Hier waren junge Männer, Frauen, Familien mit Kindern unterwegs. Getrieben von der Sehnsucht nach einem besseren Leben. Hunderte Geschichten, viele von ihnen werden wohl nie erzählt werden.

Rund 40 Migrantenboote befinden sich auf dem Gelände einer ehemaligen Militärkaserne in Son Tous, ein paar Hundert Meter nördlich vom Krankenhaus Son Llàtzer in Palma. Neben den Büros der Naturschutzbehörde Ibanat, der Hafenverwaltung sowie der Nationalpolizei liegen die rund sechs bis sieben Meter langen Boote auf einer Brache. An den Seiten der Gefährte ist mit Sprühfarbe das Datum versehen, an dem die Boote sichergestellt wurden.

Migrantenboote in der ehemaligen Kaserne Son Tous in Palma Bernardo Arzayus

Bis vor Kurzem wurden Boote versteigert

Bis vor einigen Monaten noch war das Prozedere klar: Es wurde gewartet, bis genügend Boote angekommen waren, dann wurden sie versteigert. Doch findige Schlepper nutzten die Gelegenheit und kauften ihre Boote zurück, um sie wieder für die Überfahrt einzusetzen. Es handelte sich um seltene Einzelfälle, aber um sicherzugehen, dass das nicht mehr vorkommen kann, änderte man die Vorgehensweise: Nun wird darauf gewartet, dass eine private Firma kommt und die Boote verschrottet.

Es ist eine komplizierte Aufgabe, da etwa Motoren auseinandergenommen werden müssen, bevor die Boote in ihre Einzelteile werden können. So lange werden die Jollen dort noch liegen, als Dokumente eines Dramas, für das niemand eine vernünftige Lösung zu haben scheint.

Kleidungsstücke in einem Migrantenboot in der ehemaligen Kaserne Son Tous Bernardo Arzayus

Sieben Boote im Oktober

Derweil kommen auch Anfang Oktober weiter Migrantenboote auf den Balearen an. Am Sonntag (1.10.) hat die Guardia Civil 45 Personen festgenommen, die in drei Booten unterwegs waren. Sie wurden sowohl vor Mallorca als auch vor der südlich von Mallorca gelegenen Inselgruppe Cabrera entdeckt.

Eines der Boote schaffte es in die Bucht von Palma an den beliebten Badestrand Illetes. In den frühen Morgenstunden des Montags kamen weitere 75 Menschen auf vier Booten an. Drei von ihnen wurden vor Cabrera aufgetan, eines vor Formentera.

Insgesamt sind im laufenden Jahr 71 Boote auf Mallorca und den Nachbarinseln gelandet. Auf ihnen waren 1.182 Migranten unterwegs. /pss

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