Mallorca Zeitung

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Seit zehn Jahren auf Mallorca vermisst: Das sind die Spuren und der Hauptverdächtige im Fall Malén

Malén Ortiz war 15, als sie 2013 in der Gemeinde Calvià scheinbar spurlos verschwand. Die Ermittlungsansätze der Guardia Civil im Überblick

Die damals 15-jährige Malén Ortiz auf einem Foto, das sie in den Sozialen Medien teilte. DM (Archiv)

Was geschah mit Malén Ortiz? Seit zehn Jahren gibt es auf diese Frage keine Antwort. Die Jugendliche stieg am 2. Dezember 2013 aus einem Bus in der Gemeinde Calvià und machte sich mit ihrem grünen Skateboard von Magaluf aus auf den Weg zu ihrem Freund in Son Ferrer. Dort kam sie nie an. Auf dem Weg zwischen der Bushaltestelle und dem Haus verschwand die damals 15-Jährige – bis heute. Die „Operation Vans“ genannte Ermittlungsakte der Guardia Civil verzeichnet Hunderte Befragungen, Durchsuchungen, Abhörungen von Telefongesprächen und andere Einsätze, die das Rätsel nicht lösen konnten. Kurz vor dem Jahrestag des Verschwindens von Malén hier ein Überblick über die bisher verfolgten Spuren.

Der Hauptverdächtige

Der Name José M. R. taucht wieder und wieder in den Ermittlungsakten auf. Der inzwischen 75-Jährige lebte zeitweise in einer heruntergekommenen Hütte nur wenige Meter von der Stelle entfernt, an der Malén das letzte Mal auf einer Kameraaufzeichnung gesehen wurde. José M. R., ein einstiger Künstleragent mit Hollywood-Vergangenheit, hatte an der fraglichen Stelle bereits zuvor junge Mädchen angesprochen und ihnen in Aussicht gestellt, bei Modenschauen mit Skateboards teilnehmen zu können. Die Ortspolizei Calvià war bereits im August 2012 aufgrund der penetranten Art von José M. R. gerufen worden. Gegen ihn lag außerdem eine Anzeige vor, weil er eine Achtjährige auf Facebook belästigt haben soll – die Tochter der Besitzer der Bar, in der er regelmäßig zu Gast war. Die Guardia Civil hat den psychisch gestörten 75-Jährigen immer und immer wieder verhört, seine Fahrzeuge und Unterkünfte durchsucht und das Grundstück rund um seine Hütte zwischen Magaluf und Son Ferrer mit Hunden und schwerem Gerät durchpflügt. Derzeit sitzt der Mann in einer psychiatrischen Einrichtung auf dem spanischen Festland.

Die Eltern haben die Suche nicht aufgegeben. Mielniezuk

Eltern und Freund

Die Eltern des Mädchens hatten sich Jahre vor dem Verschwinden getrennt und führten eine konfliktreiche Beziehung. Sie standen zu Beginn der Ermittlungen im Fokus. Der Vater verfügt über ein überzeugendes Alibi, die Mutter befand sich zum Zeitpunkt des Verschwindens von Malén im Ausland. Auch der Freund von Malén wurde anfangs verdächtigt, etwas mit dem Fall zu tun zu haben. Der Junge lebte im Haus seiner Eltern. Die Guardia Civil führte sowohl dort als auch im Geschäft der Familie Durchsuchungen durch – und verwarf diese Spur ebenso wie den anfänglichen Verdacht gegen die Eltern.

Die Instagram-Verbindung

Am 4. Dezember 2013, zwei Tage nach dem Verschwinden der 15-Jährigen, loggte sich eine bisher unbekannte Person aus einer Wohnung in Es Pil·larí nahe der Playa de Palma in den Instagram-Account von Malén ein. In der Wohnung lebte ein Mann mit seinen beiden Kindern. Die Polizei durchsuchte das Apartment, und die Hunde schlugen tatsächlich in einem der Zimmer an. Allerdings fanden die Beamten dort weder DNA von Malén noch andere Indizien. Nach wie vor kann sich die Guardia Civil das Einloggen in den Instagram-Account nicht erklären.

Die Spur von Son Sardina

Auch im Facebook-Account von Malén gab es noch nach ihrem Verschwinden Bewegungen. Die Spur führte zu einem Haus in Son Sardina, einem Vorort nördlich von Palma. Während der Ermittlungen entdeckten die Beamten bei einem der Bewohner einen Rucksack, wie Malén ihn trug, als sie verschwand. Was zunächst wie eine eindeutige Spur wirkte, führte ebenfalls ins Leere. Wie sich herausstellen sollte, hatte sich eine Jugendliche in den Facebook-Account von Malén eingehackt, um „zu helfen“, wie sie gegenüber der Polizei zu Protokoll gab.

Malén Ortiz wird seit dem Jahr 2013 vermisst. DM

Die Bande von Magaluf

Lange verdächtigen die Ermittler auch eine Gruppe Jugendlicher aus Magaluf. Sie hatten Vorstrafen wegen Raubüberfällen, aber auch Sexualdelikten. Ein Mädchen sagte aus, dass einer der Jugendlichen sie habe vergewaltigen wollen, sie ihn aber nicht anzeigen wollte. Die über Monate abgehörten Telefongespräche und Beschattungen brachten jedoch kein Ergebnis.

Sexualstraftäter

Die Guardia Civil überprüfte ebenfalls ergebnislos etwa ein Dutzend Männer, die in der Gegend wohnten, in der Malén Ortiz verschwand, und wegen Sexual- oder anderer Gewaltdelikte vorbestraft waren.

Der mögliche Bekannte

Inzwischen halten die Ermittler es für möglich, dass Malén nicht an dem Ort gekidnappt wurde, an dem sie zuletzt gesehen wurde. Innerhalb von zehn Minuten passierten rund 300 Fahrzeuge diesen Abschnitt. Jemand müsste gesehen haben, wie sie in ein Fahrzeug gezerrt wurde. Die Ermittler glauben, dass jemand, den Malén kannte, ihr angeboten haben könnte, sie mitzunehmen – nicht unbedingt zu ihrem Freund. Auf der Fahrt müsse dann etwas geschehen sein. Die Guardia Civil hat eine Liste mit 25 Namen zusammengestellt, die infrage kommen könnten und arbeitet diese nun ab.

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