Der Himmel über Mallorca und in weiten Teilen Spaniens hat am Freitagabend (10.5.) ein seltenes Farbenspektakel für aufmerksame Beobachter bereitgehalten: Zu beobachten waren Polarlichter - ein seltenes Phänomen auf der Insel, das nach Informationen der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca zuletzt im Jahr 1938 derart deutlich zu sehen gewesen war. Es wird zudem mit ähnlich guten Voraussetzungen für Beobachtungen in der Nacht auf Sonntag gerechnet.

Der Sonnensturm, der in der Nacht auf Samstag für die Polarlichter sorgte, ist nach Angaben der US-Wetterbehörde NOAA der stärkste geomagnetische Sturm seit 2003. Da weitere koronale Massenauswürfe auf dem Weg zur Erde seien, sei sehr wahrscheinlich, dass die geomagnetischen Stürme über das Wochenende anhalten würden, so die NOAA.

Der Hintergrund der Polarlichter

Polarlichter entstehen durch die Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind und dem Magnetfeld der Erde, wie der spanische Wetterdienst Aemet erklärt. „Der Sonnenwind ist zu Zeiten maximaler Sonnenaktivität am stärksten", das sei in Zyklen von zehn bis zwölf Jahren der Fall, underzeit sei das Maximum der Sonnenaktivität nahe. Treffen die Sonnenstürme auf das Magnetfeld der Erde, sind Polarlichter zu sehen. Und diese sind derzeit in Regionen deutlich weiter südlich zu beobachten als üblicherweise.

"Angekündigt war ein starker geomagnetischer Sturm, und tatsächlich waren die Nordlichter bei Einbruch der Dunkelheit von Mallorca, Katalonien und anderen Orten aus zu sehen", schreibt Agustí Jansa, der frühere Balearen-Chef des spanischen Wetterdienstes Aemet, in den sozialen Netzwerken. "Nicht jeder hat sie gesehen, aber sie wurden fotografiert." Jansa veröffentlich zudem eine Grafik der NOAA mit einem Index der geomagnetischen Aktivität.

Auf Mallorca wurden die Polarlichter von zahlreichen Fotografen eingefangen, so etwa in Felanitx, Campanet oder Valldemossa. "Tage wie dieser sind lebenswert", schreibt etwa Alberto Darder im sozialen Netzwerk X über seine Beobachtungen in Port de Sóller. "Was für ein Spektakel!" ruft David Maimó in einem Video auf dem Puig de Sant Salvador aus. Auch die Webcam auf Formentor von Balearsmeteo fing das Phänomen ein.

Sonnenstürme sind sogenannte koronale Massenauswürfe (CME), die auf das Magnetfeld der Erde treffen. Die Stärke eines solchen Sturms wird laut Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in drei fünfstufigen Kategorien angegeben, von denen Kategorie G geomagnetische Effekte, ausgelöst durch die Plasmawolke, beschreibt. Kategorie S meint hingegen durch hochenergetische Teilchen verursachte Strahlungseffekte und Kategorie R durch den Röntgenblitz ausgelöste Radiostörungen. 

Zum aktuellen Sonnensturm erklärte die US-Wetterbehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) in der Nacht zu Samstag, «G5-Konditionen» beobachtet zu haben. Diese höchste Stufe sei zuletzt bei den sogenannten «Halloween-Stürmen» im Oktober 2003 festgestellt worden, welche zu Stromausfällen in Schweden und zur Beschädigung von Transformatoren in Südafrika geführt hatten. Bereits zuvor hatte die NOAA die Betreiber von wichtiger Infrastruktur in den USA, darunter jene von Satelliten und Stromnetzen sowie Fluggesellschaften, gewarnt, Vorsichtsmaßnahmen für entsprechende Störungen zu ergreifen. Ursprungsregion der Sonnenstürme ist den NOAA-Experten zufolge ein großer, komplexer Sonnenfleckcluster, der etwa 17-mal so groß wie der Durchmesser der Erde sei.

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass die geomagnetischen Stürme bis zum Wochenende anhalten werden, da mehrere zusätzliche koronale Massenauswürfe auf dem Weg in die äußere Atmosphäre der Erde sind", so die NOAA. Allerdings prognostiziert die US-Behörde zunächst keinen weiteren Sonnensturm in G5-Stärke.

Beobachtungen in Deutschland

Auch in weiten Teilen Deutschlands waren in der Nacht zum Samstag Polarlichter zu beobachten, wie etwa vom Deutschen Wetterdienst veröffentlichte Aufnahmen zeigen. Über dem Schwarzwald in Baden-Württemberg leuchtete es magenta, im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree gab es violett-blau-grüne Farbspektakel und über dem Brocken im Harz färbte sich der Himmel purpur. Auch in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen wurden beeindruckende Bilder von Polarlichtern aufgenommen. /ff (mit dpa)