Knapp neun Knoten zeigt der Geschwindigkeitsmesser der Segelyacht, die an diesem strahlendblauen Januar-Tag seit rund zwei Stunden durch die Bucht von Palma kreuzt. „Alles klar zur Wende?", ruft Dieter Stangl vom Ruder aus seinen Crew-Mitgliedern zu. Zwei von ihnen, Birgit Kopp und Evelyn Kussbaum, haben sich an den Winschen bereits startklar gemacht, um das Vorsegel im richtigen Augenblick auf der einen Seite aufzufieren und auf der anderen dichtzuholen.
Die drei Deutschen sind ebenso wie alle anderen an Bord Mitglieder des internationalen Segelclubs „Sailingflatrate.com", der seit wenigen Monaten mit einem recht unkonventionellen Vereinskonzept von sich reden macht: Für einen jährlichen Beitrag von 360 Euro stellt der Club gleich vier neue Bavaria 40s-Yachten zur Verfügung, die von den Mitgliedern für wöchentliche Ausbildungs-Törns oder Regatta-Fahrten genutzt werden können.
Initiator des Projektes ist der Pole Darius Wozniak, der seit vielen Jahren bereits im internationalen Broker- und Chartergeschäft tätig ist. „Die Yachten wurden ursprünglich für den Urlaubs- und Eventcharter angeschafft. Doch die erhoffte große Nachfrage blieb aus", so Wozniak. Ein Grund dafür dürfte sicherlich das in dieser Klasse seltene Sportpaket sein, mit der Bavaria die 40s vor rund drei Jahren auf den Markt brachte: Ein Traveller im Cockpit, leinenverstellbare Holepunkte, Karbon-Ruderanlage, das zweiseitig geführte German-Cupper-Großschotsystem sowie ein hydraulischer Achtertagspanner führten nicht nur zu einer erheblichen Leistungssteigerung der sonst eher gemütlichen Fahrtenyachten, sondern auch dazu, dass sich viele Familienväter bei ihrem Chartertörn vor Mallorca oftmals überfordert fühlten.
Von seinem Flatrate-Segelclub verhofft Wozniak sich eine weitgehend ganzjährige Auslastung der Boote. Damit die Rechnung aufgeht, bedarf es allerdings reichlich Mitgliedern. Bisher sind rund 40 Männer und Frauen im Verein registriert, der im Yachtclub von Arenal seine Basis hat. Dieter Stangl war einer der Ersten von ihnen. „Ich segle bereits seit vielen Jahren. Hier im Club kann ich für wenig Geld meinem Hobby nachgehen. Und man lernt dabei auch viele Gleichgesinnte kennen", sagt der 66-jährige Kaufmann aus München. Die seit knapp 20 Jahren auf Mallorca lebende Fremdsprachenkorrespondentin Birgit Kopp ist dem Club beigetreten, um ihre Segelkenntnisse nach langjähriger, arbeitsbedingter Pause wieder aufzufrischen. Evelyn Kussbaum, die als Personal Trainerin auf der Insel tätig ist, segelte dagegen bisher nur auf Jollen und Katamaranen. „Jetzt habe ich eine preisgünstige Möglichkeit gefunden, auf einer Kielyacht mitzusegeln."
Um die unterschiedlichen Kenntnisse an Bord unter einen Hut zu bekommen, werden alle Mitglieder zu Beginn in vier Kategorien eingeteilt - Anfänger, Crew, Skipper und Regatta-Skipper. „Bereits erfahrene Segler vermitteln Anfängern während der Ausfahrten den Umgang mit den Booten, sodass die Mitglieder im Laufe der Zeit von einem Status zum nächsten aufsteigen", erklärt Wozniak. Neben den meist am Wochenende stattfindenden Ausfahrten in der Bucht von Palma will der Club in Zukunft auch längere Törns nach Cabrera oder aufs Festland unternehmen. Geplant ist zudem die Teilnahme an verschiedenen Regatten, wie der „Palma Vela" oder der „Copa del Rey".
Weitere Info unter www.sailingflatrate.com
Alternativen zu Charter und Bootskau: Yachtsharing und Mitgliedervereine
Es muss ja nicht immer gleich eine eigene Yacht sein. Auf Mallorca gibt es bereits seit einiger Zeit verschiedene Möglichkeiten, ganzjährig Motorboot zu fahren oder zu segeln, ohne dass man sich über teure Anschaffungs-, Liegeplatz- und Wartungskosten Gedanken machen braucht.
Eine Art Boots-Timesharing bietet die Firma Fanautic ebenfalls mit Sitz im Yachtclub Arenal seit 2012 an. Alle Mitglieder können für einen monatlichen Kostenbeitrag, der je nach Schiffsgröße und Nutzung zwischen 250 und 570 Euro liegt, die clubeigenen Yachten nutzen. Zur Auswahl stehen vier Segelyachten und zwei Motorboote. www.fanauticclub.com
Für einen jährlichen Beitrag von 250 Euro kann man seit 2013 beim „Mediterranean Yacht Club" auf der 50 Fuß langen, ehemaligen Admiral´s Cup-Yacht „Container" mit Stützpunkt in Port de Andratx mitsegeln. Jedes Wochenende werden Trainings- und Regattafahrten organisiert. Die Mitglieder werden von erfahrenen Racing-Skippern eingewiesen und „dürfen" auch bei Wartungs- und Refitarbeiten mitanpacken. www.myc-palma.jimdo.com
Für rund 6.000 Euro pro Jahr bietet der Skipper Sailing Club in Palma Mitgliedschaften an. Socios können Segelboote ab 31 Fuß Länge für eine bestimmte Zahl an Wochentagen kostenlos nutzen. www.skippersailingclub.com
Ganz exklusiv geht es beim „Live aboard Club" in Palma zu. Zur Auswahl stehen hier eine 14 Meter lange Flybridge-Motoryacht sowie die 50 Fuß lange Segelyacht. Die „günstigste" Clubmitgliedschaft beginnt bei rund 27.000 Euro pro Jahr. Im Preis enthalten sind eine vierwöchige Benutzung - eine Woche pro Quartal - der Segelyacht, inklusive Mietwagen, „Zimmer-Service" an Bord sowie eine Concierge-Betreuung während des Aufenthaltes. www.liveaboardclub.com
