Eigentlich ein Verbrechen an jedem Mallorca-Urlauber, der hier vorbeikommt: Baden verboten. Dabei hatten uns Fotos von dem türkisblau schimmernden See genau aus diesem Grund hierhergeführt. Die Idee war, weg von den überfüllten Stränden hoch in die Berge von Escorca zu fahren, um an einem abgeschiedenen Ort in aller Stille im kühlen Nass zu versinken.

Aber: „Wir wollen kein Restaurant mit Schwimmbad sein, dann wäre es mit der Idylle schnell vorbei", erklärt Josep „Pep" Bernat (45), der das Lokal vor elf Jahren von den Eltern übernahm. Seit 1970 befindet sich der Natursee mit Terrassen und Steinhaus im Familienbesitz. Einst reichte die Finca Es Guix von Lluc bis Caimari, erst später wurde die Länderei, auf der man früher Gips (guix) abbaute, in kleinere Besitztümer aufgeteilt und veräußert.

Der See wird von einer Quelle auf dem Grundstück gespeist, das Wasser fällt klar und kühl von einem Felsvorsprung in das Naturbecken. Ob man nicht vielleicht doch mal eben kurz ... Pep grinst und zeigt auf die blaue Tür der Umkleide. Natürlich verbietet er seinen Gästen nicht, eine Runde durch den See zu schwimmen. Solange es ruhig und kultiviert zugeht: juchzen statt johlen, sich treiben lassen statt Wasser treten.

Es ist noch früh am Tag, um elf Uhr öffnet Es Guix, zehn Minuten später sitzen die ersten Gäste an einem der hübschen Metalltische auf der Aperitif- und Kaffeeterrasse. Eine Etage höher wird mittags an eingedeckten Tischen getafelt, nur wer hier einen Platz im Voraus reserviert, darf vor oder nach dem Essen die Füße ins Wasser halten. Der See ist von Steineichen, ­Kiefern, Oleander und Feigenbäumen umgeben, Libellen und Schmetterlinge fliegen um die Wette. Noch ist das Plätschern des Wasserfalls gut zu hören, bis sich ab halb eins die 80 Plätze im Restaurant füllen.

Was sofort ins Auge fällt: Pep und seine Frau Leyre, die in Es Guix den Kochlöffel schwingt, mögen es stilvoll und natürlich. Mülleimer, bunte Sonnenschirme und Kunststoffliegen gibt's hier nicht. Dafür Geländer aus Holz, Bänke aus Stein und echte Blumen auf den Tischen. Die Karte ist klein und fein, man findet mallorquinische Spezialitäten wie Lammschulter, gebackenes Zicklein sowie Reisgerichte (Vorspeise 14 Euro, Hauptgang 22 Euro), viele Produkte wie Spanferkel, Olivenöl, Tomaten, Datteln und Kaffee sind aus ökologischer Produktion. Die Weinkarte führt über hundert Weine von der Insel auf, darunter zahlreiche Bio-Weine. Vegetarische Gerichte können vorab geordert werden. „In den nächsten Wochen sind wir so gut wie ausgebucht, nur an einzelnen Tagen bleiben noch einzelne Tische frei", erklärt Pep, der mit seinem zehnköpfigen Team auch Privatfeiern am See ausrichtet.

Wenn die große Hitze nachlässt, kann man den Besuch in Es Guix gut mit einer Wanderung von Caimari über den alten Pilgerweg nach Lluc verbinden. Am Ende des Weges, an der Tankstelle Coll de Sa Bataia folgt man der Beschilderung zum Restaurant und dem See, der sich in einem Tal in der Nähe des Klosters versteckt. Die alte possessió von Es Guix existiert übrigens nicht mehr, wie man uns im Rathaus von Escorca mitteilt. Die Gebäude wurden zugunsten eines Agroturismo-Hotels, das nie eröffnet wurde, abgerissen. Gästen, die einen Badetag in den Bergen verbringen möchten, empfiehlt Bürgermeister Antoni Solivellas das öffentliche Freibad im Kloster Lluc - ein Hinweis, den Pep auf seinem Badeverbotsschild gut ergänzen könnte.

Restaurant Es Guix, Urbanización Es Guix, C/. Baix, s/n, Escorca, geöffnet Mi.-Mo. 12.30-18 Uhr, im Winter nur am Wochenende. Reservierungen unter Tel.: 971-51 70 92, www.esguix.com