Mallorca Zeitung

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So schlägt Guru und Bestseller-Autor Deepak Chopra seine Zuhörer auf Mallorca in den Bann

Der weltbekannte Alternativmediziner gibt am 5. Juni die Konferenz "Awakened Life" im ausverkauften Auditorium von Palma. Schon der Termin für die Medien am selben Morgen war ein Erlebnis der besonderen Art

Deepak Chopra bei der Pressekonferenz auf Mallorca Nele Bendgens

Aufgeregtes Stimmengewirr am Montagmorgen (5. Juni) im Castillo Hotel Son Vida in Palma de Mallorca. Es kommt nicht von den unaufgebrezelten Journalistinnen und Journalisten, die bei diesem Medientermin klar in der Unterzahl sind und in der Menge verschwinden. Sondern von einem zu rund 90 Prozent weiblichen Publikum, das – herausgeputzt in edlen Sommeroutfits und mit seligem Lächeln wie frisch zurück vom Yoga-Retreat – auf das Erscheinen von Deepak Chopra wartet.

Der 1946 in Neu-Delhi geborene, studierte Arzt ist ein Verfechter der ganzheitlichen Medizin und Mentor im Bereich Yoga und Spiritualität. Das Time Magazine zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Personen weltweit, seine Bücher sind in 43 Sprachen erschienen. Nun hat Chopra dieses Jahr Mallorca als einzigen Ort in Spanien ausgewählt, um seinen Vortrag "Awakened Life" ("Erwachtes Leben") zu halten. Es ist sein erster Besuch seit dreizehn Jahren, die mehr als 1.600 Plätze im Auditorium von Palma sind restlos ausverkauft.

Deepak Chopra mit seinen Fans auf Mallorca. Nele Bendgens

Kein Wunder also, dass sich Chopra-Anhänger und die Yogi-Community der Insel auch das Event am Morgen nicht entgehen lassen, bei dem der Bestseller-Autor sein neuestes (und bereits 93.) Buch "Living in the Light: Yoga for Self-Realization" präsentieren soll. Mariana Salinas, Gründerin des Wellnesszentrums Sadhana Works, die Chopra eingeladen hatte, begrüßt die Zuhörer mit: "Danke, dass ihr hier seid und die Pressekonferenz ein bisschen anders macht!"

"Aktivismus funktioniert nicht"

Und ein bisschen anders soll sie in der Tat werden. Als der Guru den Raum betritt und Platz nimmt, verstummt das Publikum sofort respektvoll. Chopra, in schlichtem schwarzen Outfit mit knallroten Turnschuhen, wirkt durch seine ganze Körpersprache tiefenentspannt und scheint zugleich jede Regung im Raum genauestens wahrzunehmen. Anstatt über sein Buch zu sprechen, in dem er praktisch erklärt, wie man in 30 Tagen mit "Royal Yoga" einen persönlichen Wandel herbeiführt, stellt er sich zunächst den allgemeinen Fragen. Der 76-Jährige redet langsam und getragen, scheint manchmal beim Sprechen seine Gedanken zu formen.

Diese Gedanken pendeln in wechselnder Zusammensetzung zwischen erhellend-inspirierend, kalenderspruchweise und kontrovers: "Sei der Wandel, den du in der Welt sehen möchtest", sagt Chopra. "Aktivismus funktioniert nicht." Transformation könne nur im Inneren und auf der persönlichen Ebene geschehen, wobei wir in Gemeinschaft nach einem höheren Bewusstsein streben sollten – offline und online, denn Technologie sei eine Erweiterung unseres Geistes. Kein System oder Gedanke könne uns Freiheit bringen.

Eine Pandemie der Freude kreieren

Seine Antwort auf Krisen und Kriege? Eine Art "Happyness-Kette". Alle Konflikte kämen von der "gesellschaftlich induzierten Illusion von getrenntem Geist." Jeder solle durch seine eigenen Erfahrungen realisieren, dass wir miteinander verbunden sind. "Wenn du einen glücklichen Freund hast, steigert das dein Glück um 15 Prozent. Wenn er auch einen glücklichen Freund hat, um weitere zehn Prozent und so weiter", so Chopra. Freude sei das ultimative Maß für Erfolg, Glück, Wohlbefinden, Reichtum. "Wir wollen eine Pandemie der Freude kreieren!" Zwischenapplaus. "Wie viele Weltpolitiker sieht man lachen?" Lachen. Man müsse künftige Politiker darin schulen, glücklich zu sein, damit sie eine glückliche Welt kreieren. Doch wir lebten in einer modernen Welt mit einer mittelalterlichen Denkweise, sagt der Guru.

Chopra, der dafür bekannt ist, Wissenschaft und Spiritualität zu verbinden, spricht auch von Epigenetik – einer Disziplin innerhalb der Genetik, welche Mechanismen beschreibt, die Struktur und Zustand der DNA verändern. Nur fünf Prozent aller Krankheiten seien genetisch, der Rest epigenetisch, sagt er. Und alles, was wir tun, habe direkten Einfluss auf diese Prozesse – Meditation, guter Schlaf, Yoga und gesunde Ernährung beeinflussten sie positiv. Krankheiten seien also vorhersehbar, Lebensverlängerung möglich, alles dank Epigenetik. Gemeinsam mit Sadhana Works plant Chopra ein Projekt zu diesem Thema auf Mallorca.

Das Publikum bei Deepak Chopra war überwiegend weiblich, es gab aber auch ein paar interessierte Männer. Nele Bendgens

Mit dem Rauchen aufhören wollen und dabei Gott finden

Wie beurteilt er das Phänomen, dass Yoga und Meditation für viele eine Lifestyle-Aktivität sind, von der man sich verspricht, besser zu "funktionieren"? Seine Antwort lässt trockenen Humor und Pragmatismus durchklingen: "Als ich in den 1970ern in die USA kam, gab es kein einziges Yoga-Studio in New York. Heute kann man keinen Block weit laufen, ohne zwei Studios zu sehen", sagt Chopra. Natürlich gehe Yoga viel tiefer und sei weit mehr als eine körperliche Praxis, doch man müsse eben irgendwo anfangen.

"Sagt man den Leuten: 'Wenn du Yoga machst, wirst du Transzendenz erfahren, Liebe, Mitgefühl und Freude spüren und den Tod nicht mehr fürchten, weil du herausfinden wirst, wer du jenseits von Leben und Tod bist', dann finden sie es interessant. Aber wenn man davon spricht, dass sie dadurch länger leben werden, finden sie es interessanter. Und wenn man sagt, dass es ihnen bessere Blutzucker- und Cholesterinwerte beschert, finden sie es noch viel interessanter", so der 76-Jährige. Es sei eigentlich egal, ob jemand abnehmen, sich besser fühlen oder gut aussehen möchte. "Manche wollen nur mit dem Rauchen aufhören, und am Ende finden sie Gott."

Meditiation und große Emotion

Die zweite Fragenstellerin an diesem Morgen kennt Chopra offenbar persönlich, er gratuliert ihr zu ihrer Hochzeit. Am Ende erhebt sich eine Frau, die eine weiße Rose in der zitternden Hand hält und überhaupt nichts fragen möchte, sondern ihren Dank dafür aussprechen will, dass der spirituelle Lehrer ihr vor fünf Jahren das Leben gerettet habe: "Eine Ihrer Meditationen hatte eine große Wirkung auf mich", sagt sie bewegt und erhält Applaus, als sie ihrem Meister die Blume darbringt.

Am Abend im Auditorium soll es von dieser Wirkung eine Kostprobe geben, denn es sei nicht nur ein Vortrag, sondern eine Erfahrung: "Gegen Ende werden wir gemeinsam meditieren. Das ist der einzige Weg", sagt Chopra.

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