Mallorca Zeitung

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Wer rettet den Schweizer Club auf Mallorca vor dem Aus?

Den Club Suizo Balear gibt es schon seit 50 Jahren. Nun steht er vor dem Ende, weil sich kein Nachfolger für Präsident Fridolin Wyss findet. Aber da müsste doch etwas zu machen sein, oder?

Hoffen, dass der Verein weiter bestehen kann: der aktuelle Vorsitzende Fridolin Wyss (li.) und der Clubgründer Federico Knuchel. | FOTO: NELE BENDGENS

Im September 2023 gab es noch Grund zu feiern. Nun steht der Schweizer Club auf den Balearen womöglich vor seinem Ende, wenn nicht doch noch ein Nachfolger für Präsident Fridolin Wyss gefunden wird. Schon als der Club Suizo Balear im vergangenen Herbst sein 50-jähriges Bestehen im Golfclub Alcanada beging, waren die Feierlichkeiten ein wenig von den Zukunftssorgen überschattet. War es die letzte solche Feier? Er mache sich Sorgen, dass sich kein Nachfolger für ihn findet, sagte Wyss der MZ.

21 Jahre im Verein

Der 77-Jährige will sein Amt nach 21 Vereinsjahren nun niederlegen. „Ich war zwei Jahre Sekretär, sechs weitere Kassier und bin seit 13 Jahren Präsident. Irgendwann reicht es“, findet Wyss, der seit 1993 auf Mallorca lebt.

Anfang April steht die vielleicht letzte Generalversammlung an, auf der ein neuer Präsident gewählt werden soll. Doch bisher gibt es keinen einzigen Kandidaten für das Amt. Derzeit habe der Verein knapp 70 Mitglieder, sagt Wyss. Viele seien bereits zwischen 70 und 85 Jahren alt und wollten sich lieber etwa um die Enkelkinder kümmern als um die Vereinsarbeit. Andere kehrten in die Schweiz zurück. Junge Vereinsmitglieder kämen kaum nach. „Aus den eigenen Reihen ist es daher schwierig, jemanden zu finden“, sagt Wyss, der nun auf Neu-Mitglieder oder Neu-Auswanderer hofft.

Kein Feedback bei Facebook

Erschwerend kommt bei der Suche hinzu, dass Wyss aus Datenschutzgründen nur Mitglieder des Vereins kontaktieren kann. Auf Mallorca würden zwar knapp 2.000 Schweizer leben, sagt Wyss. Doch ihre Daten kann das Konsulat nicht herausgeben, und mit sozialen Netzwerken wie Facebook hat der 77-Jährige nichts am Hut. Dort gibt es sogar eine Gruppe namens „Schweizer auf Mallorca“ mit 770 Mitgliedern.

Darunter sind viele Besitzer von Zweitwohnungen, die nicht ganzjährig auf der Insel sind, weiß die Schweizer Honorarkonsulin Mirtha Erhart-Zimmerli. Um dem Verein zu unterstützen, veröffentlichte sie in dieser Gruppe vor Kurzem ein Gesuch für das Präsidentenamt. Feedback gab es bislang nur wenig. „Viel Glück und danke Fridolin für den jahrelangen Einsatz“, schrieb eine Nutzerin. „Bei mir hat sich niemand gemeldet“, sagt Wyss. Andere Schweizer Clubs im Ausland hätten ähnliche Probleme. Selbst der Verein in der Großstadt Barcelona habe vor fünf Jahren vor dem Aus gestanden. „Zwei junge Lehrer von der Schweizer Schule haben sich dann aufgeopfert, und das Vereinsgeschehen wieder angekurbelt“, sagt Wyss.

Honorarkonsulin Mirtha Erhart-Zimmerli. Privat

Nur noch auf Mallorca

Aus organisatorischen Gründen ist der Schweizer Club auf den Balearen mittlerweile nur noch auf Mallorca und nicht mehr auf Ibiza oder Menorca tätig. Doch selbst auf Mallorca gibt es kein Clubhaus oder gar ein eigenes Restaurant. Stattdessen treffen sich die Schweizer derzeit an zwei Orten zu Stammtischen. Jeden zweiten und vierten Samstag eines Monats um 11.30 Uhr im Restaurant Son Catiu in Inca und jeden ersten und dritten Freitag im Monat um 13 Uhr in Cala Millor im Restaurante Bonanza. „Zwei einstige weitere Stammtische in Son Caliu und Colònia de Sant Jordi sind mittlerweile leider inaktiv“, bedauert Wyss. Der Grund: Auch hier fehlt es an Organisatoren.

Die Uhr tickt...

In der Hoffnung, dass sich last minute doch noch jemand meldet, der sich für das Präsidentenamt bereit erklärt, ist Wyss bereit, sich bis Jahresende darum zu kümmern, dass die Website des Vereins funktioniert und Anfragen beantwortet werden. „Wenn wir nun alles aufgeben, die Gruppe auflösen und sich am Ende doch noch jemand findet, muss sie oder er nicht von vorne beginnen und für Behördengänge in Palma von A nach B rennen“, sagt Wyss. Er nimmt auch noch neue Mitglieder auf, die fürs Erste keinen Beitrag zahlen müssen. Veranstaltungen wie Ausflüge, Pétanque-Turniere oder das Begehen des Nationalfeiertags am 1. August wird Wyss aber nicht mehr organisieren.

„Dabei wäre es schön, wenn diese Tradition weitergeführt werden könnte“, sagt Honorarkonsulin Mirtha Erhart-Zimmerli. Man könne etwa einmal pro Monat Treffen für Familien organisieren, bei denen die Kinder Schweizerdeutsch sprechen können, schlägt sie vor. Doch erst einmal braucht es einen neuen Präsidenten. Also: Freiwillige vor!

Kontakt mit dem Verein aufnehmen: chcb.club, E-Mail: praesidium@chcb.club, Tel.: 971-87 51 94

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