Mallorca Zeitung

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"Völlig absurd, wie das abgelaufen ist": So erlebten zwei Passagiere die Sicherheitslandung von Ryanair am Flughafen Mallorca

Der technische Defekt war für die Fluggäste das kleinste Problem. Denn die Reise sollte noch bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags dauern

Ryanair-Maschinen an einem Flughafen. Marcel Kusch / dpa

Eigentlich verlief alles glimpflich. Kurz nach dem Start am Samstagnachmittag (7.10.) wurde bei einer Ryanair-Maschine, die von Mallorca auf dem Weg nach Hamburg war, ein technischer Defekt am Triebwerk festgestellt. Die Maschine drehte einige Runden über die Insel, um Kerosin zu verbrauchen, und landete rund 90 Minuten nach dem Start sicher in Palma. Doch für die Passagiere sollte der beschwerliche Teil der Reise erst noch beginnen.

"Beeindruckt, wie ruhig alle geblieben sind"

Der technische Defekt war bei den Passagieren nicht unbemerkt geblieben: MZ-Leserin Laura Bennewitz (Name von der Redaktion geändert) erklärt, an Bord habe es nach dem Start zweimal gerumst. "Ich war beeindruckt, wie ruhig alle geblieben sind. Es schien, als wollten sich alle zusammenreißen. Erst nach der Landung in Palma haben alle aufgeatmet", erzählt die 33-Jährige, die eine Woche Urlaub auf der Insel gemacht hatte. Auch Konrad Becker (Name geändert) spricht von einer entspannten Stimmung an Bord. "Wir wurden allerdings erst sehr spät darüber informiert, dass wir zurück nach Palma mussten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir schon mehrere Runden über die Insel gedreht. Einige Passagiere hatten eine Flighttracker-App auf dem Handy. Darüber haben wir die Route mitverfolgt", so der 52-Jährige, der die MZ ebenfalls kontaktiert hat.

Als die Maschine, die um 16.30 Uhr mit rund 25-minütiger Verspätung gestartet war, um 18 Uhr wieder gelandet war, seien sofort zahlreiche Techniker an Bord gekommen, um mit dem Piloten zu sprechen, erzählt Becker. Die Passagiere wurden derweil in Bussen ins Terminal gefahren. Mitarbeiter der Airline, die den Passagieren Auskunft über das weitere Prozedere hätten erteilen können, gab es keine. Bennewitz erklärt, es sei im Laufe des Nachmittags eine SMS gekommen, auf der der Flug mit der Ersatzmaschine um 20 Uhr angekündigt wurde. Wasser oder Essensgutscheine gab es in der Zeit nicht.

Maschinen von Ryanair am Flughafen Ryanair

Als alle 201 Passagiere an Bord des neuen Fliegers waren, ging es trotzdem noch nicht los. Das Gepäck stand neben der Maschine und wurde nicht eingeladen. "Gegen 20.45 Uhr ist sogar der Pilot ausgestiegen, um sich das Ganze anzusehen", so Becker. Rund eine halbe Stunde später, gegen 21.10 Uhr, ging es dann endlich los.

Landung in Hamburg wird schwierig

Zu dem Zeitpunkt war vielen Passagieren klar: Eine Landung in Hamburg wird schwierig. Am Airport der Hansestadt herrscht Nachtflugverbot. "Ab 23 Uhr geht da nichts mehr. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder wir bekamen eine Sondergenehmigung oder wir mussten woanders hin. Das war den meisten klar", erzählt Bennewitz. "Doch als ich das Bordpersonal gefragt habe, wussten sie von nichts. Erst als die Maschine schon im Landeanflug war, wurden wir darüber informiert, dass wir gerade auf dem Weg nach Hannover waren." Auch bei Ankunft habe die Stewardess auf Nachfrage erklärt, dies sei erst kurzfristig entschieden worden.

An Bord gab es noch dazu keine Snacks, es sei denn, man hätte sie zu den happigen Ryanair-Preisen gekauft. "Ich habe auch gefragt, ob wir nicht eine Flasche Wasser bekommen können", so Bennewitz. "Die Antwort war: Nein."

Passagiere am Flughafen Hannover Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Immerhin: Als die Maschine in Hannover gelandet war und alle Passagiere ihr Gepäck hatten, standen die Busse schon bereit, mit denen es nach Hamburg ging. "Ich habe mich mit dem Busfahrer unterhalten. Er sagte, er habe den Auftrag für die Fahrt gegen 21 Uhr bekommen. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch nicht mal losgeflogen. Es war also von Anfang an klar, wo es hingehen würde", klagt die Urlauberin. Gegen 2.30 Uhr sei man dann am Flughafen Hamburg angekommen. "Da mussten alle erstmal ein Taxi rufen, es ist ja nichts los um diese Uhrzeit am Airport." Alles in allem sei es "völlig absurd, wie das abgelaufen ist."

Becker erklärt, er werde die Sache seinem Anwalt übergeben. "Es ist unmöglich, wie mit uns umgegangen wurde. Es gab keine Informationen, keine Entschuldigung. Es wurde sich nicht mal erkundigt, ob jemand an Bord spezielle Bedürfnisse hat. Und zu essen und trinken gab es während der ganzen Zeit auch nichts."

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