Im Süden Mallorcas wechseln sich felsige Küstenabschnitte mit noch weitgehend unberührten Naturstränden ab. Die Region zwischen der Cala Figuera bei Santanyí und dem Cap Blanc, das zur Gemeinde Llucmajor gehört, wird Reserva marina del Migjorn de Mallorca genannt. In dem Naturschutzgebiet sind im Frühjahr erholsame Küsten­wanderungen möglich. Eine dieser Touren führt vom Cap de Ses Salines über die Natur­buchten Platja des Caragol und Cala Entugores nach Colònia de Sant Jordi.

Die leichte Wanderung beginnt am Eingangstor des Leuchtturms Far del Cap de Ses Salines, bei dem rechts ein Weg abbiegt. Das Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei unterhält hier ein Küsten­forschungsinstitut. Eine Tafel informiert über geschützte Fischarten in dieser Meeres­region. Dazu zählen der Katzenhai, der Augenfleckzitterrochen und das Seepferdchen.

Zum Meer hin fallen Dutzende von Steinpyramiden auf. Einige von ihnen sind mit großer Kunstfertigkeit aufgestellt worden. Der sandige und teils auch felsige Küstenweg führt dann an einem Begrenzungszaun entlang. Die Einfriedung markiert den Grundbesitz des Landguts Sa Vall, das weiter landeinwärts gelegen ist und der Bankiers­familie March gehört. Sa Vall ist mit einer Fläche von 38 Quadratkilometern die größte possessió auf Mallorca. Juan March hatte den Gutshof 1919 erworben und ihn als Stützpunkt seines groß angelegten Schmuggels an der Südküste Mallorcas und auf dem benachbarten Archipel Cabrera genutzt. Die Einzäunung wird den Wanderer bis Colònia de Sant Jordi begleiten und dabei auch den Wegverlauf signalisieren.

Rund 20 Minuten nach Tourstart ist dann die schmale Landzunge Punta Negra erreicht, auf der eine alte Fischerhütte steht. Gegenüber der Punta Negra ist eine weiße Strandvilla der Familie March zu sehen. Nun präsentiert sich das maritime Schmuckstück Platja des ­Caragol. Das glasklare Wasser der halbkreisförmigen Schnecken­bucht wechselt zwischen sanftem Smaragdgrün und Tiefblau. Beeindruckend auch die Sicht auf die Inselgruppe Cabrera, die sich spektakulär aus dem Meer erhebt.

Man umrundet dann den etwa 500 Meter langen Strand in rund zehn Minuten und gelangt am Ende der Bucht zu einer Begrenzungsmauer. Hier befindet sich auch eine Tafel mit der Aufschrift „Cala Entugores, Santanyí“. Bei der Mauer geht es geradeaus auf einer sandigen Piste weiter (Steinmännchen). Nach einem felsigen Abschnitt ist in rund zehn Minuten eine Anhöhe erreicht, auf der sich ein Bunker aus den Zeiten des Spanischen Bürgerkriegs befindet. Im näheren Umkreis sind zudem eine ehemalige Unterkunft der Artillerie und zwei Plattformen vorzufinden, auf denen einst Geschütze gestanden haben.

Steigt man auf den Bunker, hat man bei guter Sicht den besten Fernblick auf dieser ­Wanderung: Weit im Südwesten sind die Mola de s‘Esclop und der Puig de Galatzó zu erkennen. Westlich kann man das Teix-Massiv, die Serra d’Alfàbia, den l’Ofre, den Penyal des Migdia und den Puig Major erblicken. Auch die Steilklippe Cap Blanc, der Puig de Sant Salvator und das Castell de Santuari bei Felanitx sind auszumachen.

Von dem Bunker führt ein Pfad weiter am eingangs erwähnten Begrenzungszaun entlang zur Cala Entugores. Die Gehzeit von der Platja des Caragol bis hier hat dann rund 25 Minuten betragen. Das Ufer der Bucht wird überwiegend von einem teils meterhohen Teppich aus angeschwemmten Poseidongras bedeckt. Man umrundet auch diese Bucht (Steinmännchen), wobei man mehrmals bei kürzeren Abhängen auf- oder absteigt.

Der Wanderer stößt dann nach einem weiteren Bunker auf eine Begrenzungsmauer. Dort folgt man bei einem geschlossenen Tor mit dem Schild „Privado“ geradeaus einem roten Punkt und gelangt dann zu einem kleinen Tor. Dort wird erst links und nach etwa zehn Metern rechts abgebogen. Ein steiniger ­Küstenpfad führt nun parallel des besagten Zaunes und nicht weit vom Meer entfernt in Richtung der Strände Platja de ses Roquetes und Platja des Carbó, die rund 40 Minuten nach der Cala Entugores erreicht sind.

Die wunderschönen Sandstrände erstrecken sich über eine Länge von 1.400 Metern und sind im Hinterland von Dünen umgeben, die mit Kiefern, Phönizischem Wacholder, Mastix und Ölbäumen befestigt werden. Nur vier Schießbunker stören hier den Gesamteindruck. Vor der Küste liegen die beiden Inselchen Illa Pelada und Na Moltana.

Man umrundet nun auf Sand und Poseidongras die Bucht. Am Ende der Platja des Carbó stehen rechts ein weißes Strandhaus mit einer Terrasse und geradeaus ein Bootsschuppen aus Beton. Hinter dem Schuppen geht es auf einem Strandweg weiter. Der Wanderer passiert bei Fischerhäusern den Strand Platja Ca‘n Curt, später nach anderen Bootsschuppen den Strand Es Dofí.

Rund 30 Minuten nach der Platja des Carbó ist dann der Strand Platja Es Dolç erreicht. Gegenüber dem Sandstrand befindet sich das Eiland Na ­Guardis. Auf der Insel wurden bei Ausgrabungen in den 1980er Jahren Reste einer Siedlung der Punier aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. entdeckt. Dokumente belegen, dass die Punier auf dem heutigen Gebiet von Colònia de Sant Jordi schon Salz gewonnen haben, mit dem sie dann im Mittel­meerraum Handel betrieben. Von Es Dolç werden dann auf einer gepflasterten Strandpromenade in rund zehn Minuten der Strand Es Port und der Hafen von Colònia de Sant Jordi erreicht. Hier kann man noch einmal einen Blick auf die Inselgruppe Cabrera werfen, die auf dieser Wanderung aus verschiedenen Perspektiven zu

sehen war.

 

 

Wegstrecke

10 km

Nettogehzeit

rund 2 Std. 30 Min.

Höhenunterschied

wenige Meter

Schwierigkeitsgrad

**

 

Anfahrt von Palma: Auf der Ma-19 nach Santanyí. Dort auf der Ma-6100 und Ma-6110 zum Cap de Ses Salines. Von Colònia de Sant Jordi zum Cap de Ses Salines gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel. Der Wanderer hat zwei Möglichkeiten: Er kann sich an das Cap fahren lassen und für die Rückfahrt nach Palma den Bus L 502 nehmen. Halte­stelle in Colònia de Sant Jordi an der Plaça de Concepció.

Abfahrtszeiten: tib.caib.es. Oder er fährt von Colònia de Sant Jordi mit dem Taxi (z. B. Taxi Contesti, Tel.: 600-44 08 45, 629-61 54 22) zum Cap de Ses Salines.

Tourencharakter: Leichte Wanderung auf sandigen und steinigen Wegen, über Strandsand und Poseidongras.

Ausrüstung: Leichte Wanderstiefel.

Einkehr: Lokale in Colònia de Sant Jordi.